Samstag, 16. September 2023

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? (Mt 18,33)

24 Sonntag im Jahreskreis   

Evangelium                                                                                                  Mt 18, 21–35

In jener Zeit
21trat Petrus zu Jesus
und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,
wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal?
22Jesus sagte zu ihm:
Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal,
sondern bis zu siebzigmal siebenmal.
23Mit dem Himmelreich
ist es deshalb wie mit einem König,
der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen.
24Als er nun mit der Abrechnung begann,
brachte man einen zu ihm,
der ihm zehntausend Talente schuldig war.
25Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte,
befahl der Herr,
ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß,
zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.
26Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie
und bat: Hab Geduld mit mir!
Ich werde dir alles zurückzahlen.
27Der Herr des Knechtes hatte Mitleid,
ließ ihn gehen
und schenkte ihm die Schuld.
28Als nun der Knecht hinausging,
traf er einen Mitknecht,
der ihm hundert Denáre schuldig war.
Er packte ihn,
würgte ihn
und sagte: Bezahl, was du schuldig bist!
29Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder
und flehte: Hab Geduld mit mir!
Ich werde es dir zurückzahlen.
30Er aber wollte nicht,
sondern ging weg
und ließ ihn ins Gefängnis werfen,
bis er die Schuld bezahlt habe.
31Als die Mitknechte das sahen,
waren sie sehr betrübt;
sie gingen zu ihrem Herrn
und berichteten ihm alles, was geschehen war.
32Da ließ ihn sein Herr rufen
und sagte zu ihm: Du elender Knecht!
Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen,
weil du mich angefleht hast.
33Hättest nicht auch du
mit deinem Mitknecht
Erbarmen haben müssen,
so wie ich mit dir Erbarmen hatte?
34Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern,
bis er die ganze Schuld bezahlt habe.
35Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln,
wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

 

Tagesimpuls:

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? (Mt 18,33)

 

Wir leben in einer Kultur der Kritiksucht. Früher war es genau umgekehrt, da hat man alles hingenommen und über nichts gesprochen. Dann kam die Nachkriegszeit, und man meinte, aus den Fehlern lernen zu müssen. Die Kinder wurden so erzogen, dass sie kritisch sein sollten und nichts mehr glauben, was man ihnen vorsetzt. Jetzt fühlt sich jeder berufen, zu meckern, zu nörgeln, sich zu beschweren, wo er nur kann. Damit einher geht, das muss man zugeben, allerdings auch eine gesellschaftliche Entwicklung, in der wir Menschen uns immer mehr von den göttlichen Geboten abwenden. Das führt noch mehr dazu, dass man in kaum noch etwas vertrauen kann. 

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 

 

Was ist denn jetzt der richtige Weg? Wir müssen kritisch denken, wir dürfen uns nicht alles vorsetzen lassen, das ist schon richtig. Aber wir brauchen auch eine Kultur der Barmherzigkeit. Man kann einen Fehler benennen, aber dann muss es auch gut sein. Und muss man immer jeden Fehler benennen und klären? Es gibt viele Menschen, die das nicht aushalten, die sich dann sehr getroffen fühlen. Früher hätte man eine Faust in der Tasche gemacht, und nach kurzer Zeit wäre es wieder gut gewesen, auch ohne zu sprechen. Aber wie gesagt, man soll kritisch sein, man soll reden, das ist richtig. Aber auch hier braucht es das richtige Maß. Am besten sollten wir vorher gut überlegen: Ist es Wert, alles und jedes zu kritisieren, oder sollten wir gut bedenken, wo wir etwas in Barmherzigkeit einfach hinnehmen können? Gerade in der Ehe und in der Familie brauchen wir sehr viel Barmherzigkeit, und ebenso auch in der Kirche. Auch in der Kirche läuft es nicht immer so, wie ich es gerne hätte, aber ist das ein Grund, immer wieder Kritik zu üben? Und noch schlimmer: Über andere zu sprechen, zu schimpfen, die aber nicht anwesend sind? 

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 

 

Jesus weist uns darauf hin, wie viele Fehler wir selber machen. Wir selber sind schuldig und auf die Barmherzigkeit anderer angewiesen. Da sind wir froh, wenn die anderen nicht alles auf die Goldwaage legen. Wir sind dankbar, wenn die anderen akzeptieren, dass wir mal einen schlechten Tag haben können. Das sollten wir jedem zugestehen. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, und jeder sagt oder macht mal Dinge, die nicht gut waren. Ich glaube, dass wir in einer überaus kritischen Welt leben, und dass wir eine Kultur der Barmherzigkeit brauchen, wo wir gut unterscheiden, wo es wichtig ist, Dinge in Liebe anzusprechen, und wo wir die Fehler der anderen in Barmherzigkeit hinnehmen. 

 

Gebet: 

Jesus, es ist nicht leicht, den richtigen Weg zu finden. Auf der einen Seite sollen wir Probleme nicht unter den Teppich kehren, auf der anderen Seite ist es aber auch unerträglich, wenn immer nur gemeckert und genörgelt wird. Hilf uns, dass wir gute Wege finden, wie wir Schwierigkeiten ansprechen können. Schenke uns aber vor allem eine Kultur der Barmherzigkeit, dass wir barmherzig mit unseren und mit den Fehlern der anderen umgehen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

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