Samstag, 23. September 2023

Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin? (Mt 20,15)

25 Sonntag im Jahreskreis   

Evangelium                                                                                                  Mt 20, 1–16

In jener Zeit
erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
1Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Gutsbesitzer,
der früh am Morgen hinausging,
um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
2Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denár für den Tag
und schickte sie in seinen Weinberg.
3Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus
und sah andere auf dem Markt stehen,
die keine Arbeit hatten.
4Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Ich werde euch geben, was recht ist.
5Und sie gingen.
Um die sechste und um die neunte Stunde
ging der Gutsherr wieder hinaus
und machte es ebenso.
6Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging,
traf er wieder einige, die dort standen.
Er sagte zu ihnen:
Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig?
7Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben.
Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!


8Als es nun Abend geworden war,
sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter:
Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus,
angefangen bei den Letzten,
bis hin zu den Ersten!
9Da kamen die Männer,
die er um die elfte Stunde angeworben hatte,
und jeder erhielt einen Denár.
10Als dann die Ersten kamen,
glaubten sie, mehr zu bekommen.
Aber auch sie erhielten einen Denár.
11Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn
12und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet
und du hast sie uns gleichgestellt.
Wir aber
haben die Last des Tages und die Hitze ertragen.
13Da erwiderte er einem von ihnen:
Freund, dir geschieht kein Unrecht.
Hast du nicht einen Denár mit mir vereinbart?
14Nimm dein Geld und geh!
Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.
15Darf ich mit dem, was mir gehört,
nicht tun, was ich will?
Oder ist dein Auge böse,
weil ich gut bin?
16So werden die Letzten Erste sein
und die Ersten Letzte.

 

Tagesimpuls:

 

Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?  (Mt 20,15)

 

In anderen Übersetzungen heißt es: „Oder bist du neidisch?" Wörtlich heißt es: „Ist dein Auge böse?" Aber ich glaube, es ist dasselbe gemeint. Das böse Auge ist der Neid, der etwas sieht und dann böse Gedanken bekommt. Der Neid kann sehr viel zerstören. An dieser Stelle sieht man, wie er die Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen zerstört. Man ist böse auf Gott, weil er dem anderen so viel Glück schenkt (und mir vermeintlich nicht) und auf den Mitmenschen, dem man sein Glück nicht gönnt. 

 

Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?

Neidisch kann man nur sein, wenn man kein gutes Selbstbewusstsein hat, wenn man von sich selbst glaubt, dass man irgendwie vom Leben betrogen wurde. Einige sind neidisch auf die vielen Sozialhilfen, die Menschen in unserem Land empfangen, die nicht arbeiten müssen. Dann sieht man schnell das Negative an seiner Arbeit, die Last und die Hitze des Tages, die man ertragen muss. Man übersieht das Positive, dass man eine Arbeitsstelle hat, eine sinnvolle Beschäftigung, einen Lebenssinn. Ich glaube, selbst im allerschönsten Hobby, in der angenehmsten Beschäftigung gibt es irgendwann einmal Durststrecken, man muss die Last und die Hitze des Tages ertragen. Das gibt es in jedem Beruf, auch wenn er noch so schön ist. Aber ist das schon ein Grund, sich zu wünschen, nicht zu arbeiten und auf die neidisch zu sein, die keine Arbeit haben? 

 

Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?

Ich habe mich einmal bei einem Mann bedankt, weil er eine ehrenamtliche Arbeit für die Kirche ausgeführt hatte. Er wies den Dank zurück und sagte, dass er Gott danke für jeden Tag, den er dies noch kann. Das ist die richtige Einstellung. Wir dürfen dankbar sein für alles, was wir können. Bei den Schülern sagen wir etwas ähnliches, wenn sie mal keine Lust haben, zu lernen oder zur Schule zu gehen. Sie sollen an die vielen Kinder denken, die keine Schule haben und keine Möglichkeit zur Ausbildung, und daher dankbar sein, dass sie lernen und zur Schule gehen dürfen.

 

Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?

Was soll einer machen, der unzufrieden ist mit seinem Leben? Er soll in sich gehen und mit Jesus sprechen. Entweder es liegt an seiner Einstellung, oder Jesus will ihn wirklich einen neuen Weg führen. Die Seelsorge wäre hier eine große Hilfe. Auf jeden Fall sollen wir uns auf den Weg machen und uns bemühen, unsere Situation zu ändern. Ich glaube, dass es in den meisten Fällen an der Einstellung liegt. Das heißt, dass innere Heilung nötig ist, dass man aufhört zu glauben, dass man irgendwie benachteiligt würde. Wir brauchen alle eine große Dankbarkeit für unser Leben. Das ist das beste Gegenmittel gegen die Unzufriedenheit. 

 

Gebet: 

Jesus, hilf uns, dankbar zu sein für alles, was du uns geschenkt hast. Vielleicht kommt es in meinem Beruf nicht so sehr an auf die Sache, die ich mache, sondern auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen, dass ich von deiner Liebe Zeugnis gebe. Lass mich erkennen, warum du mich an diesen Ort gestellt hast. Und ich bitte dich besonders für alle, die keine Arbeit haben. Lass sie erkennen, welche Aufgabe du ihnen schenken möchtest. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 22. September 2023

Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen. (Lk 8,3)

24 Woche im Jahreskreis     Freitag

 

EVANGELIUM

Lk 8, 1-3

1In jener Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,

2außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren,

3Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

 

 

Tagesimpuls:

 

Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.  (Lk 8,3)

 

Jesus lebte von der göttlichen Vorsehung. Z.B. konnte Petrus in seinem Auftrag einen Fisch fangen, der eine hohe Geldmünze verschluckt hatte. Oder er bewirkte die Brotvermehrung, so dass alle zu essen hatten, ohne dass sie einkaufen mussten. Aber das waren die Ausnahmen. In diesem Evangelium sehen wir, wie es alltäglich war, nämlich genauso wie bei uns heute. Es gab Menschen, die für das Leben der Kirche spendeten. An einer Stelle wird gesagt, dass Judas aus der Kasse Geld veruntreute. Daraus können wir schließen, dass es eine Kasse gab, und es war offenbar so viel Geld darin, dass es sich lohnte, davon etwas zu unterschlagen. Und offensichtlich kam dieses Geld von guten Menschen, die zum Teil, wie die Frau des königlichen Beamten, wohlhabend waren. 

 

Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

 

Heute ist es nicht anders. Jeder gibt, was er kann, und es gibt einige Menschen, die auch größere Spenden machen können. Ich bin sehr froh über die Spenden, die wir bekommen – noch zusätzlich zur Kirchensteuer. Inzwischen habe ich so viel Gottvertrauen bekommen, dass ich weiß, wenn etwas sein soll, wenn wir etwas für Gott tun sollen, dann muss ich nur fragen, und dann werden Menschen da sein, die genug spenden, damit wir das realisieren können. Ich habe gar keine Angst mehr, dass etwas am Geld scheitern würde. Das liegt daran, dass inzwischen viele Menschen für die Kirche in meinem Verantwortungsbereich gespendet haben. Ich bin sehr dankbar. 

 

Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

 

Wir sollen spenden. Das ist ein starker Ausdruck unseres Glaubens, unseres Gottvertrauens. Wenn wir auf Gott bauen, dass er uns nicht verlässt, dann können wir auch spenden. Er wird uns immer dafür segnen. Wir müssen keine Angst haben, dass wir arm werden oder uns irgendwann einmal eine wichtige Sache nicht leisten können, weil wir gespendet haben. Keiner sagt, dass wir alles abgeben müssen, auch wenn dies eine besondere Berufung ist, z.B. für Menschen, die in einen Orden eintreten. Paulus schreibt, dass wir von unserem Überfluss abgeben sollen. Viele halten sich an die 10% Regel, weil sie erlebt haben, dass Gott sie dadurch besonders segnet. Ich würde grundsätzlich versuchen, großzügig zu sein. Es kommt nicht auf die Summen an, sondern darauf, dass wir die Haltung der Großzügigkeit einüben und praktizieren. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir sehr für unseren Wohlstand, dass du uns gesegnet hast, dass wir gut leben können. Wir haben genug zu essen und ein warmes Zuhause. Bitte hilf uns, dass wir großzügig sind und für die Kirche spenden, sei es für missionarische oder für caritative Zwecke. Ich bitte dich, dass du alle Menschen besonders segnest, die sich entschließen, für die Kirche zu spenden. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 21. September 2023

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (Mt 9,12)

Hl. Matthäus

 

EVANGELIUM

Mt 9, 9-13

In jener Zeit

9sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm.

10Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.

11Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?

12Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

13Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

 

 

Tagesimpuls:

 

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.  (Mt 9,12)

 

Es gibt drei Gruppen im Evangelium: die Zöllner und Sünder, auf der anderen Seite die Pharisäer, und als drittes die Jünger. Jesus wendet sich den Zöllnern und Sündern zu. Er beruft aktiv den Matthäus. Seine Absicht ist es, auf die Kranken zuzugehen und sie zu retten. Er ist der Arzt für unsere Seelen. Die Pharisäer sind dagegen, ihre Praxis ist es, die Sünder auszustoßen. Die Jünger verhalten sich still. Sie lernen von Jesus. 

 

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

 

Zu welcher Gruppe möchte ich gehören? Aber lassen wir auch die Frage zu: Zu welcher Gruppe gehöre ich tatsächlich? Wann habe ich zuletzt über Menschen geurteilt, gelästert, geschimpft? Wann habe ich Menschen ausgeschlossen? Das sind die Pharisäer, die es nicht nur damals gab. Ein Charakteristikum der Pharisäer ist es auch, dass sie sich für sündenlos halten. In ihren Augen sündigen immer nur die anderen. 

 

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

 

Oder fühle ich mich dem Sünder verbunden? Auch Christen sündigen, auch Christen haben Schwächen, Abhängigkeiten, Anhänglichkeiten und hartnäckige Sünden. Kann ich mich darin wiederfinden? Oder fühle ich mich mehr wie die Jünger, die sich ruhig verhalten und von Jesus lernen? Was lernen sie? Sie lernen, auf die Menschen zuzugehen, sie nicht zu verurteilen, barmherzig zu sein. Sie lernen aber auch, dass sie auch mit ihren eigenen Sünden immer zu Jesus gehen dürfen. Die Jünger erfahren sich nicht selbst als sündenlos. Sie haben ein Gewissen, dass funktioniert. Sie erkennen ihre Schuld und gehen auch mit ihren eigenen Sünden immer wieder zu Jesus. Deswegen sind sie nicht in der großen Gefahr, andere zu verurteilen, weil sie wissen, dass sie selbst auch genug Sünden haben. 

 

Gebet: 

Jesus, ich fühle mich oft wie der Sünder, ich fühle mich wie die Jünger, und leider muss ich gestehen, dass ich mich auch immer wieder dabei ertappe, wie die Pharisäer zu sein. Hilf mir, dass ich von dir lerne, dass ich deinen Weg gehe. Und ich danke dir, dass du mich nicht verstößt wegen meiner Sünden, sondern dass ich immer wieder zu dir kommen darf. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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 , 

Mittwoch, 20. September 2023

Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. (Lk 7,32)

24 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

 

EVANGELIUM

Lk 7, 31-35

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:

31Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich?

32Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.

33Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen.

34Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!

35Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.

 

 

Tagesimpuls:

 

Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.  (Lk 7,32)

 

Hier erkennt man, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt. Wenn z.B. jemand sagt: „Wenn die Lieder im Gottesdienst moderner werden, dann komme ich auch wieder gerne", und wenn man dann moderne Lieder mit einer Lobpreisband spielt, dann wird derselbe sagen: „Nein, wenn ich schon zur Messe gehe, dann will ich auch Orgelmusik hören." Wenn man eine Betstunde mit stiller Anbetung macht, dann sagen manche, dass ihnen das nichts gibt. Wenn man eine gestaltete Betstunde macht, dann sagen dieselben, dass da viel zu wenig Stille drin ist. Wir haben mal eine Art Gesprächsexerzitien gemacht, wo es viel auf den Austausch ankommt. Dann beschwerten sich die Teilnehmer, es müsste viel mehr Stille sein. Wenn man Exerzitien mit Stille macht, dann beklagen sie sich, dass man sich mehr austauschen müsste. 

 

Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.

 

Ich denke, wir müssten so sein wie Maria. Was würde Maria sagen, wenn eine Lobpreisband spielt? Was würde sie sagen, wenn Orgelmusik ist? Was würde sie sagen, wenn der Organist sich mal verspielt? Was würde sie zu einer stillen Betstunde sagen, was zu einer gestalteten? Wie würde sie bei Exerzitien mitmachen, in denen es um Austausch geht, wie beim Schweigen? Würde Maria sich nicht viel mehr auf die Dinge einlassen, als wir es tun? Was ändert denn diese Opposition, dieses Nörgeln und Beschweren? Ist es nicht viel besser, die Dinge in Einheit zu tun, als wenn jeder sein ganz spezifisches Ding machen will, und man hat nirgendwo etwas Starkes, wo alle mitziehen? Wenn z.B. in meiner Gemeinde eine geistliche Gemeinschaft wäre, und sie wäre vom Stil nicht ganz so meiner Couleur entsprechend, würde ich dann nicht trotzdem mitmachen, um sie zu unterstützen? Es sei denn, wir hätten hier das katholische Paradies mit zwanzig starken geistlichen Gemeinschaften in der Umgebung, wo ich mir genau meine zu mir passende Form aussuchen könnte? Aber wo ist das schon? Normalerweise gibt es hier bei uns nur wenige kleine Aufbrüche. Sollte man die nicht unterstützen, auch wenn man vielleicht persönlich eine etwas andere Vorliebe hat? 

 

Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.

 

Es kommt nicht auf das Äußerliche an. Es kommt darauf an, ob jemand will oder nicht. Wer nicht will, der findet immer etwas, warum er nicht mitmacht. Aber passen wir auf! Auch bei uns selbst könnte es so sein, auch wenn wir uns das nicht bewusst machen. Da, wo ich etwas ablehne, etwas kritisiere – und damit meine ich nicht die Wege, die von der katholischen Lehre abweichen, die lehne ich auch ab – ist es da nicht auch in mir so, dass ich noch einen Geist der Rebellion in mir habe, der mich blockieren will? Bin ich wirklich schon so wie Maria? Wie reagieren Sie auf geistliche Aufbrüche, auf geistliche Aktivitäten in ihrer Umgebung. Sind Sie überall sehr unterstützend, ganz gleich, ob es nun ihren Vorlieben entspricht oder nicht?[1]

 

Gebet: 

Jesus, du hast es auf den Punkt gebracht. Wer nicht will, der will nicht, und der findet immer einen Grund. Jesus, bitte öffne mir die Augen, wo ich selbst in dieser Haltung bin! Hilf mir, das Gute zu unterstützen und weniger kritisch zu sein! Hilf mir, dass ich mich dort einbringe, wo dein Reich aufgebaut wird, auch wenn nicht alles vollkommen ist! Und bitte bewahre mich davor, dein Reich zu blockieren durch meine Kritiksucht. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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[1] Ich muss an Sr. Mary Joseph denken. Sie war für Novizenmeisterin und somit für Berufungen zuständig. Sie wollte nicht nur warten, bis sich jemand meldet, sie wollte Berufungen fördern. Dazu sah sie sich viele Jugendprogramme an, vor allem jene, in denen Berufungen stark gefördert wurden. Am Ende entschloss sie sich, das Life Teen Programm durchzuführen und sprach mich an, ob ich es als Pfarrer mitmachen würde. Der Grund war, weil bei Life Teen sehr viele Priester- und Ordensberufe entstanden. Sie sagte dann, dass sie persönlich eine ganz andere Art von Spiritualität bevorzuge, eher den lateinischen Choral. Aber bei Life Teen gab es eher Lobpreis. Nun ging es ihr aber nicht um ihre Vorliebe, sondern darum, wie man objektiv die Berufungen fördern könnte. 

Dienstag, 19. September 2023

Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr. (Lk 7,13)

24 Woche im Jahreskreis     Dienstag

 

EVANGELIUM

Lk 7, 11-17

In jener Zeit

11ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.

12Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.

13Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!

14Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!

15Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.

16Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.

17Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.

 

 

Tagesimpuls:

 

Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr.  (Lk 7,13)

 

Jesus wirkt seine Wunder definitiv, um dadurch seine Gottheit zu beglaubigen. Das ist aus Liebe zu uns, denn er muss uns helfen, dass wir an ihn glauben können. Wenn wir an ihn glauben, dann ist das zu unserem Heil. Aber er wirkt seine Wunder auch ganz einfach aus Mitleid mit dem einzelnen Menschen. Es ist also vielschichtig. Wenn es ihm nur um die Lehre ginge, die wir daraus ziehen sollen, dann könnte man meinen, dass er die Menschen, die er heilt, nur benutzen würde, instrumentalisieren für seinen Zweck. Aber so ist es nicht. Jesus liebt alle Menschen. Er liebt die Person, an der er sein Wunder vollbringt, und er liebt uns, die wir unsere Lehre daraus ziehen sollen. 

 

Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr.

 

Was ist die Lehre für uns von dieser Totenerweckung? Jesus stellt den Zustand wieder her, der vor dem Sündenfall gewesen ist. Man kann lange darüber diskutieren, ob Adam und Eva ewig auf dieser Erde gelebt hätten, wenn der Sündenfall nicht gewesen wäre. Oder hätte es einen sanften Übergang in die Ewigkeit bei Gott gegeben, so wie bei Maria, die auch so in die Ewigkeit eingegangen ist, in den Himmel aufgefahren. Mir scheint das plausibler zu sein. Die Menschen wären nicht gestorben, sondern wären sanft von der zeitlichen in die ewige Welt hinübergegangen, wie wenn man auf eine Reise geht. 

 

Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr.

 

Durch die Totenerweckung nimmt Jesus dem Tod den Schrecken. In dem Maße, in dem wir als erlöste Christen leben, müssen wir uns vor dem Tod nicht mehr fürchten, wird auch für uns der Tod immer mehr zu einem sanften Übergang. Wir dürfen also erlöst sterben, ohne Angst und mit einem starken göttlichen Lichtglanz. Wir gehen vom Licht zum Licht. Das hat Jesus für uns bewirkt, und das zeigt er, indem er exemplarisch einige Tote wieder zum Leben auferweckt. Der Tod hat durch Jesus seinen Schrecken verloren. Wir sind vom Tod erlöst, weil wir durch Jesus auferweckt werden. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für alles, was du durch die Erlösung für uns tust. Es sind so viele Früchte der Erlösung, die sich an uns verwirklichen können! Hilf uns, immer tiefer in deine Erlösung einzuwilligen wie Maria, damit sich das alles auch an uns vollziehen kann. Schenke uns die Gnade eines guten Todes, mit deinem Lichtglanz, dass es auch für uns ein Übergang und nicht ein Bruch wird. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Montag, 18. September 2023

… mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. (Lk 7,3)

24 Woche im Jahreskreis     Montag

 

EVANGELIUM

Lk 7, 1-10

In jener Zeit

1als Jesus seine Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein.

2Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte.

3Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.

4Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst;

5denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.

6Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.

7Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.

8Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.

9Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.

10Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.

 

 

Tagesimpuls:

 

… mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.  (Lk 7,3)

 

Es fällt auf, dass in dieser Übersetzung das Wort „retten" gewählt ist. Tatsächlich wird es in der Bibel häufiger im Zusammenhang mit retten (z.B. vom Schiffbruch oder vor anderen Gefahren) benutzt als im Sinne von „heilen". Man kann es aber auch mit „heilen" oder „gesund machen" übersetzen, wie in früheren Übersetzungen. Aber in dem Wort „retten" steckt natürlich die ganzheitliche Erlösung, die für uns Menschen noch viel wichtiger ist als nur das körperliche Heil oder die Freiheit von Schmerzen. 

 

… mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.  

 

Am Ende lobt Jesus den Glauben des Hauptmanns. Er würde ihn nicht loben, wenn der Hauptmann ihn als Magier oder Wundertäter ansehen würde. Glauben bedeutet doch, dass wir an Jesus als den glauben, der er ist, der Sohn Gottes. Die Israeliten hatten zu der Zeit noch nicht an Jesus geglaubt, aber der heidnische Hauptman glaubt an ihn. Das stellt Jesus besonders heraus. Und dieser Glaube bedeutet, dass Jesus für uns der Retter ist. Ohne Jesus werden wir nicht gerettet. Und es sieht so aus, als hätte der Hauptmann nicht nur die Heilung, sondern auch die Rettung seines Dieners im Blick. Wir dürfen hoffen, dass der Diener durch die Heilung auch eine innere Erfahrung der Rettung durch Jesus hat machen dürfen. 

 

… mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.  

 

Das bringt uns zu der Frage, ob wir uns unserer Rettung durch Jesus bewusst sind. Glauben wir, dass wir wie Schiffbrüchige sind, die nur durch Jesus gerettet werden? Ich glaube, dass das einen tiefen Glaubensakt erfordert, auch einen Glauben, der gegen unsere Plausibilität geht, zumindest hier in unserer Wohlstandsgesellschaft. Uns geht es durch den Wohlstand so gut, dass wir eigentlich glauben, dass das Leben auch ohne Jesus sehr schön ist. Wir erleben die Mehrzahl unserer Mitmenschen, die ohne Jesus leben, und die machen nicht den Eindruck, dass sie gerettet werden müssten von irgendetwas. Es erfordert von uns einen Glaubensakt. Wir müssen Jesus glauben, dass er uns retten muss, damit wir nicht untergehen. Die Juden haben es ihm nicht geglaubt, sie dachten, sie könnten weitermachen wie bisher. Und glauben wir es? Glauben wir, dass die Welt und unser Leben auf den Untergang zusteuern, wenn wir uns nicht durch Jesus retten lassen? 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du mich gerettet hast. Bitte hilf uns allen, zu der tiefen Erkenntnis zu gelangen, dass wir dich brauchen, dass wir dich dringend brauchen, wenn unsere Welt nicht ins Chaos stürzen soll – und auch, wenn unser persönliches Leben nicht im Chaos enden soll. Hilf uns Christen, dass wir unseren Glauben glaubwürdig vorleben und bezeugen in unserer Gesellschaft.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Samstag, 16. September 2023

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? (Mt 18,33)

24 Sonntag im Jahreskreis   

Evangelium                                                                                                  Mt 18, 21–35

In jener Zeit
21trat Petrus zu Jesus
und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,
wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal?
22Jesus sagte zu ihm:
Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal,
sondern bis zu siebzigmal siebenmal.
23Mit dem Himmelreich
ist es deshalb wie mit einem König,
der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen.
24Als er nun mit der Abrechnung begann,
brachte man einen zu ihm,
der ihm zehntausend Talente schuldig war.
25Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte,
befahl der Herr,
ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß,
zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.
26Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie
und bat: Hab Geduld mit mir!
Ich werde dir alles zurückzahlen.
27Der Herr des Knechtes hatte Mitleid,
ließ ihn gehen
und schenkte ihm die Schuld.
28Als nun der Knecht hinausging,
traf er einen Mitknecht,
der ihm hundert Denáre schuldig war.
Er packte ihn,
würgte ihn
und sagte: Bezahl, was du schuldig bist!
29Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder
und flehte: Hab Geduld mit mir!
Ich werde es dir zurückzahlen.
30Er aber wollte nicht,
sondern ging weg
und ließ ihn ins Gefängnis werfen,
bis er die Schuld bezahlt habe.
31Als die Mitknechte das sahen,
waren sie sehr betrübt;
sie gingen zu ihrem Herrn
und berichteten ihm alles, was geschehen war.
32Da ließ ihn sein Herr rufen
und sagte zu ihm: Du elender Knecht!
Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen,
weil du mich angefleht hast.
33Hättest nicht auch du
mit deinem Mitknecht
Erbarmen haben müssen,
so wie ich mit dir Erbarmen hatte?
34Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern,
bis er die ganze Schuld bezahlt habe.
35Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln,
wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

 

Tagesimpuls:

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? (Mt 18,33)

 

Wir leben in einer Kultur der Kritiksucht. Früher war es genau umgekehrt, da hat man alles hingenommen und über nichts gesprochen. Dann kam die Nachkriegszeit, und man meinte, aus den Fehlern lernen zu müssen. Die Kinder wurden so erzogen, dass sie kritisch sein sollten und nichts mehr glauben, was man ihnen vorsetzt. Jetzt fühlt sich jeder berufen, zu meckern, zu nörgeln, sich zu beschweren, wo er nur kann. Damit einher geht, das muss man zugeben, allerdings auch eine gesellschaftliche Entwicklung, in der wir Menschen uns immer mehr von den göttlichen Geboten abwenden. Das führt noch mehr dazu, dass man in kaum noch etwas vertrauen kann. 

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 

 

Was ist denn jetzt der richtige Weg? Wir müssen kritisch denken, wir dürfen uns nicht alles vorsetzen lassen, das ist schon richtig. Aber wir brauchen auch eine Kultur der Barmherzigkeit. Man kann einen Fehler benennen, aber dann muss es auch gut sein. Und muss man immer jeden Fehler benennen und klären? Es gibt viele Menschen, die das nicht aushalten, die sich dann sehr getroffen fühlen. Früher hätte man eine Faust in der Tasche gemacht, und nach kurzer Zeit wäre es wieder gut gewesen, auch ohne zu sprechen. Aber wie gesagt, man soll kritisch sein, man soll reden, das ist richtig. Aber auch hier braucht es das richtige Maß. Am besten sollten wir vorher gut überlegen: Ist es Wert, alles und jedes zu kritisieren, oder sollten wir gut bedenken, wo wir etwas in Barmherzigkeit einfach hinnehmen können? Gerade in der Ehe und in der Familie brauchen wir sehr viel Barmherzigkeit, und ebenso auch in der Kirche. Auch in der Kirche läuft es nicht immer so, wie ich es gerne hätte, aber ist das ein Grund, immer wieder Kritik zu üben? Und noch schlimmer: Über andere zu sprechen, zu schimpfen, die aber nicht anwesend sind? 

 

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? 

 

Jesus weist uns darauf hin, wie viele Fehler wir selber machen. Wir selber sind schuldig und auf die Barmherzigkeit anderer angewiesen. Da sind wir froh, wenn die anderen nicht alles auf die Goldwaage legen. Wir sind dankbar, wenn die anderen akzeptieren, dass wir mal einen schlechten Tag haben können. Das sollten wir jedem zugestehen. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, und jeder sagt oder macht mal Dinge, die nicht gut waren. Ich glaube, dass wir in einer überaus kritischen Welt leben, und dass wir eine Kultur der Barmherzigkeit brauchen, wo wir gut unterscheiden, wo es wichtig ist, Dinge in Liebe anzusprechen, und wo wir die Fehler der anderen in Barmherzigkeit hinnehmen. 

 

Gebet: 

Jesus, es ist nicht leicht, den richtigen Weg zu finden. Auf der einen Seite sollen wir Probleme nicht unter den Teppich kehren, auf der anderen Seite ist es aber auch unerträglich, wenn immer nur gemeckert und genörgelt wird. Hilf uns, dass wir gute Wege finden, wie wir Schwierigkeiten ansprechen können. Schenke uns aber vor allem eine Kultur der Barmherzigkeit, dass wir barmherzig mit unseren und mit den Fehlern der anderen umgehen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 15. September 2023

Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Joh 19,27)

Gedächtnis der Schmerzen Marias

 

EVANGELIUM

Joh 19, 25-27

In jener Zeit

25standen bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

26Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!

27Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

 

Tagesimpuls:

 

Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.  (Joh 19,27)

 

In allen Kulturen ist es üblich, dass die Familie sich um Menschen kümmert, die niemanden haben. Aber Jesus hat eine neue Familie gegründet, die Kirche, die Gemeinschaft der Jünger. Sie hatten alles gemeinsam, heißt es in der Apostelgeschichte. Sie lebten als Gemeinschaft wie eine Familie. Und da wurde die Muttergottes aufgenommen, weil Jesus es so bestimmt hatte. Es ist sein Vermächtnis, die Worte, die er kurz vor seinem Tod noch gesprochen hat. 

 

Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

Seitdem ist Maria die Mutter der Kirche. Wir können nicht sagen, dass wir damit nichts zu tun hätten. Wir sind in die Kirche hineingekommen, so wie sie ist, mit Maria als Mutter. Wir haben es nicht zu bestimmen, ob Maria dazu gehört oder nicht. Das hat Jesus so bestimmt. 

 

Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

So wie wir unsere Erlösung durch Jesus persönlich annehmen, so wie wir Jesus als unseren Herrn persönlich annehmen, so können und sollen wir auch Maria als Mutter der Kirche persönlich annehmen. Unsere Aufgabe ist es, Ja zu sagen zu dem, was Jesus bestimmt hat. Jesus ist am Kreuz für uns gestorben – wir sagen Ja dazu. Jesus hat uns seine Mutter geschenkt – wir sagen Ja dazu! Jesus hat uns die Eucharistie geschenkt – wir sagen Ja dazu, usw.  

Maria ist für uns, was dieses Ja-Sagen betrifft, ein großes Vorbild. Sie hat Ja gesagt zum Willen Gottes, dazu, Muttergottes zu werden. Diese Einwilligung war notwendig. Und ebenso sollen wir Ja sagen, sollen wir einwilligen in die Pläne Gottes. Und dazu gehört, dass wir Ja sagen zur Mutterschaft Marias, so wie Jesus sie uns geschenkt hat. 

 

Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

Wir können das in einem einfachen Gebet formulieren: „Jesus, ich nehme Maria an als meine Mutter, so wie du es verfügt hast." Wir können es täglich tun, indem wir täglich ein Mariengebet sprechen. Wir können eine Marienweihe machen, auf die wir uns mehrere Tage oder Wochen vorbereiten, und dadurch Maria als unsere Mutter annehmen. Auf jeden Fall sollen wir der Tatsache, dass wir Maria als unsere Mutter annehmen, irgendwie Ausdruck verleihen. Marienfrömmigkeit ist kein „nice to have" (nett, wenn man es hat), es ist eine Verfügung Jesu, wie wir im heutigen Evangelium sehen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du uns Maria als Mutter der Kirche geschenkt hast. Ich will Maria annehmen als meine Mutter, so wie du es gewollt hast. Maria, ich danke dir, dass du so sehr bereit warst und bist, im Reich Gottes dabei zu sein und mitzuwirken. Du bist ganz involviert in die neue Familie, die Jesus gegründet hat. Ich will so wie du ganz dabei sein, mich nicht zurückziehen, wirklich voll und ganz mitmachen und mein Ja dazu sagen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

Donnerstag, 14. September 2023

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh 3,17)

Kreuzerhöhung

Evangelium                                                                                                  Joh 3, 13–17

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
13Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen
außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist:
der Menschensohn.
14Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
15damit jeder, der glaubt,
in ihm ewiges Leben hat.
16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

 

Tagesimpuls:

 

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.  (Joh 3,17)

 

Jesus hat am Kreuz unsere Rettung erwirkt. Ohne seinen Opfertod am Kreuz hätten wir keine Chance, aus der Gefallenheit der Welt herauszukommen. Das ist eine Botschaft, die in unserer materialistisch geprägten Welt kaum mehr verstanden wird. Auch wir Christen – zumindest in der Wohlstandsgesellschaft – denken, dass unser Leben doch auch ohne Jesus ganz schön wäre. Wir haben eine nette Familie, ein Häuschen und einen Hund, ein Auto und fahren ab und zu in Ferien. Was will man denn mehr? Und ab und zu gehen wir auch in die Kirche – man muss ja nicht mehr wie früher jeden Sonntag gehen. So denken doch viele. Und ob Jesus jetzt am Kreuz gestorben wäre oder nicht, was hätte das für einen Unterschied gemacht? Ohne Jesus ist es doch auch ganz schön. 

 

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.  

 

Das Erste, was wir uns wirklich wieder einprägen müssen: Ohne Jesus wäre die Welt, und wir auch, verloren! Und wir feiern jeden Tag das Messopfer, damit die Welt nicht verloren geht. Durch das Messopfer willigen wir in unsere Erlösung ein, so wie Maria eingewilligt hat durch ihr Ja-Wort. Wenn wir das nicht mehr tun, oder wenn wir das nur noch selten tun, dann geht uns die Erlösung wieder verloren, die Jesus uns erwirkt hat. Vielleicht leben wir noch eine Weile ohne größere Probleme, wie eine Batterie, die noch nicht ganz leer ist. Oder wie ein Flugzeug, dass abstürzt, aber noch nicht auf dem Boden aufgeprallt ist. Stellen wir uns vor, wir säßen in einem abstürzenden Flugzeug, und wir würden alle sagen: „So schlimm ist es doch gar nicht, bisher sitze ich noch ganz bequem." Ist unsere Gesellschaft nicht so ein abstürzendes Flugzeug? Werden die Probleme nicht immer schlimmer? 

 

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.  

 

Also: Das Wichtigste ist, dass wir Jesus glauben, dass wir nur durch ihn gerettet werden können. Jemand sagte mir vor einiger Zeit: „Das kann ich nicht glauben, dass, wenn ich jetzt wieder jeden Sonntag zur Messe gehe, dass dann der Krieg in der Ukraine aufhören könnte." Aber genau das ist es! Glaube ich daran, dass Jesus helfen kann? Was für eine Alternative hätte ich denn? Sollen die Politiker helfen? Oder stecke ich einfach nur den Kopf in den Sand? Wer, wenn nicht Jesus, kann denn helfen? 

 

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.  

 

Wenn wir das Erlösungsopfer Jesu in der Messe feiern, dann willigen wir in seine Erlösung ein, dann kann seine Erlösung in unserem Leben und in unserer Welt wirksam werden. Wir brauchen Jesus, und wir müssen in seine Erlösung einwilligen. Ansonsten gehen uns die Früchte der Erlösung verloren, und wir erleben gerade, was dann geschieht. 

 

Gebet: 

Jesus, danke, dass du uns gerettet hast. Aber wir müssen uns auch retten lassen. Wir müssen auch Ja sagen zu unserer Rettung wie Maria. Bitte schenke uns immer mehr die Einsicht, wie wichtig unser Ja ist, unser Glaube, unsere Einwilligung, unsere aktive Mitfeier der Heiligen Messe, damit das Erlösungsopfer Jesu in unserer Welt seine Früchte bringen kann. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

Mittwoch, 13. September 2023

Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. (Lk 6,25)

23 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

 

EVANGELIUM

Lk 6, 20-26

In jener Zeit

20richtete Jesus seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.

21Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.

22Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.

23Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.

24Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.

25Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.

26Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

 

 

Tagesimpuls:

 

Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.  (Lk 6,25)

 

Man könnte denken, dass Jesus die Weherufe im Ärger ausspricht, weil er den Menschen böse wäre, die ihm nicht glauben und ihm nicht nachfolgen. Aber es muss gar kein Ärger sein. Es ist einfach eine Realität. Wer das nicht annimmt, was Gott uns geben will, dem wird das irgendwann einmal fehlen. Es ist wie mit den Jungfrauen, die das Öl nicht besorgt hatten. Als es wichtig war, da fehlte es ihnen. Es geht um die Frage, ob wir die Gnade Gottes brauchen oder nicht. Wer meint, er brauche sie nicht, wer glaubt mit allem zufrieden sein zu können, weil er ein schönes Leben hat, dem wird Gott irgendwann einmal fehlen, und dann wird er hungern und weinen. 

 

Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.

 

Es mag sein, dass uns heute Menschen auslachen oder nicht für voll nehmen, weil wir auf Gott vertrauen. Die Welt war in der Nachkriegszeit mehrheitlich materialistisch geprägt und glaubte, dass die geistigen Werte nicht so wichtig sind. Inzwischen gibt es wieder ein neues Bewusstsein für die geistigen Werte, aber weil der christliche Glaube so weit zurückgedrängt wurde, suchen die Menschen die geistigen Werte vorwiegend in fantasievollen abergläubischen Systemen und Heilslehren, die immer mehr in unser Gesundheitssystem vordringen. Wir Christen wissen, dass das den Hunger nicht stillen wird, und diese Menschen werden einmal hungern, weil sie den lebendigen Gott abgelehnt haben. 

 

Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.

 

Wir Christen konzentrieren uns auf das, was wirklich glücklich macht, auch wenn wir dafür auf anderes verzichten und manchmal traurig sind. Es ist ja interessant. Jesus sagt nicht, dass wir Christen immer glücklich wären. Nein, wir sind hungrig, weil wir das Gefühl haben, auf Dinge verzichten zu müssen, die die anderen haben. Wir sind traurig, weil die anderen uns auslachen und nicht für voll nehmen. Aber wir kaufen unser Öl, und im entscheidenden Moment werden wir mit dem ausgestattet sein, was es braucht, um in der ewigen Freude zu leben. Aber ganz gewiss hat unser christliches Leben nicht erst seinen Lohn in der Ewigkeit. Auch hier in diesem Leben schenkt Gott uns schon sehr viel Freude, und er macht uns satt mit allem, was wir brauchen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du uns mit den wahren Werten sättigst. Hilf uns, die Phasen des Hungers, des Verzichts und der Traurigkeit im Glauben durchzustehen in der Vorfreude auf das Glück, was du uns schenken willst. Hilf uns, auf alles zu verzichten, was das wahre Glück zerstören will. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

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