Samstag, 30. Dezember 2023

Und der Heilige Geist ruhte auf ihm. (Lk 2,25)

Fest der Heiligen Familie

 

Evangelium                                                                                                             Lk 2, 22–40

22Als sich für die Eltern Jesu
die Tage der vom Gesetz des Mose
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
23wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt
soll dem Herrn heilig genannt werden.
24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen,
wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon.
Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels
und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden,
er werde den Tod nicht schauen,
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
27Er wurde vom Geist in den Tempel geführt;
und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten,
um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war,
28nahm Símeon das Kind in seine Arme
und pries Gott mit den Worten:
29Nun lässt du, Herr,
deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
31das du vor allen Völkern bereitet hast,
32ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
33Sein Vater und seine Mutter
staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34Und Símeon segnete sie
und sagte zu Maria, der Mutter Jesu:
Siehe, dieser ist dazu bestimmt,
dass in Israel viele zu Fall kommen
und aufgerichtet werden,
und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, –
35und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.
So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
36Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin,
eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher.
Sie war schon hochbetagt.
Als junges Mädchen hatte sie geheiratet
und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
37nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren.
Sie hielt sich ständig im Tempel auf
und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
38Zu derselben Stunde trat sie hinzu,
pries Gott
und sprach über das Kind
zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
39Als seine Eltern alles getan hatten,
was das Gesetz des Herrn vorschreibt,
kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40Das Kind wuchs heran und wurde stark,
erfüllt mit Weisheit,
und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

 

Tagesimpuls:

 

Und der Heilige Geist ruhte auf ihm.  (Lk 2,25)

 

Wir sehen, dass auch die alttestamentlichen Menschen den Heiligen Geist empfangen konnten. Das zeigt, dass der Heilige Geist in allen Menschen wirken kann, nicht nur in den Getauften. Das ist die sogenannte helfende Gnade, die Menschen zuteil wird, damit sie Christus finden können, denn ohne die Gnade des Heiligen Geistes könnte niemand Christus finden. Wenn wir für ungläubige Menschen beten, dann bitten wir, dass der Heilige Geist in ihnen wirken und sie zu Christus ziehen möge. 

 

Und der Heilige Geist ruhte auf ihm.  

 

Simeon hatte die Aufgabe, Christus zu bezeugen und über ihn und Maria prophetisch zu reden. Sein Leben lang wartete er auf diesen Tag. Der Heilige Geist hatte ihm das offenbart. Wir können daran zwei Dinge erkennen: Erstens, dass man Geduld braucht, um die Pläne Gottes zu erfüllen, und zweitens, dass man wachsam bleiben muss, damit man die Führung des Heiligen Geistes erkennt, wenn es so weit ist. Wenn sich Simeon damals mit Dingen abgelenkt hätte, die nicht Gottes Wille sind, dann hätte er den Ruf des Heiligen Geistes vielleicht nicht gespürt. Er hätte ja – wie Zacharias* – Zweifel haben können, ob Gott wirklich zu ihm gesprochen hatte. Er wäre vielleicht müde geworden und hätte der Versuchung der Resignation nachgegeben, und vielleicht hätte er sich mit sündigen Gewohnheiten Trost gesucht. Bei Zacharias war das in etwa so, denn er hatte die Hoffnung aufgegeben. Und das kann im Alter geschehen. Man hat so lange gekämpft und ist müde geworden, und enttäuscht, weil man scheinbar nichts erreicht hat. Das Alter hat seine besonderen Versuchungen, z.B. bitter und resigniert zu werden. Aber all das war bei Simeon nicht. Obwohl er so lange auf die Erfüllung warten musste, war er wachsam, war er bereit für die Inspiration des Heiligen Geistes. Er sah sein Leben nie als sinnlos an, auch wenn sich seine Hoffnungen noch nicht erfüllt hatten. 

 

Und der Heilige Geist ruhte auf ihm.  

 

Wir müssen fest daran glauben, dass unser Leben einen Sinn hat, dass Gott uns alle unsere Fähigkeiten und Talente genau zu diesem Zweck gegeben hat. Bei Simeon hatte es den Eindruck, dass er mit dem, was seine Lebensaufgabe war, nie zum Zuge kam, bis es dann im hohen Alter doch so weit war. Vielleicht schien das, was er vorher gemacht und bewirkt hatte, sehr unbedeutend. Aber das war es nicht. Auch das Warten und die Geduld sind haben ihren Wert, auch wenn man das nicht so erkennt. 

 

Und der Heilige Geist ruhte auf ihm.  

 

Leben wir das, was Gott uns ans Herz gelegt hat! Achten wir darauf, dass wir nie bitter und frustriert werden! Bleiben wir wachsam für die Inspiration des Heiligen Geistes. Wir wissen nicht, was Gott noch mit uns vorhat, wann unsere große Stunde kommen wird.

 

Gebet: 

Jesus, ich will wachsam bleiben wie Simeon. Bitte verzeih mir, wenn ich den Versuchungen erliege, mich abzulenken und nicht mehr auf deine Stimme zu hören. Lass mich fest daran glauben, dass ich eine wichtige Aufgabe habe. Hilf mir, sie zu erfüllen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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* Zacharias hatte nicht mehr daran geglaubt, dass Gott seinen Kinderwunsch noch erfüllen würde. Der Erzengel Gabriel wirft ihm vor, dass er gezweifelt hat. 

Freitag, 29. Dezember 2023

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (Lk 2,30)

29 Dezember

 

EVANGELIUM

Lk 2, 22-35

22Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,

23gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.

24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

25In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.

26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.

27Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,

28nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

29Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,

31das du vor allen Völkern bereitet hast,

32ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

33Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.

34Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.

35Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

 

 

Tagesimpuls:

 

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.  (Lk 2,30)

 

Maria ist sehr offen. Wir erkennen das z.B. daran, dass sie über die Worte des Simeon staunt (auch Josef). Eigentlich weiß sie doch schon, wer das Kind ist. Aber sie staunt trotzdem. Das zeigt eine Offenheit für Gott. Ich wünsche mir, dass ich jeden Tag über das Evangelium staunen kann, dass ich nie denke: „Ach, das kenne ich doch schon alles." Als wir einmal über die Teilnahme an unserer Jüngerschaftsgruppe sprachen, sagte jemand: „Ich brauche keinen Religionsunterricht mehr." Maria hätte so etwas nicht gesagt. Sie hätte nie gesagt: „Das kenne ich schon alles, für mich ist das langweilig." Ich bin sicher, dass Maria über jede Predigt staunen konnte, und dass sie immer das Positive entdeckt hat. Sie hat sich durch alle Ereignisse von Gott ansprechen lassen, insbesondere von prophetischen Worten wie die des Simeon. 

 

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

 

Weil Maria so offen ist, kann sie am Leben und Schicksal anderer Menschen teilnehmen. Sie kann mitfühlen. Diese Eigenschaft ist uns von Gott gegeben. Solange wir nur um uns selbst kreisen, liegt diese Fähigkeit brach. Bei Maria war es ganz anderes. Die wichtigste Person, mit der wir uns alle innerlich verbinden sollen, ist Jesus. Gott hat uns die Fähigkeit zum Mitleiden gegeben, damit wir vor allem mit Jesus mitleiden. Das Schwert, das Marias Herz durchdringt, ist der Schmerz des Mitleids mit ihrem Sohn. Auf diese Weise können wir an der Erlösung teilhaben. 

 

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

 

Wenn wir z.B. die Messe feiern, den Kreuzweg beten oder die Litanei zum kostbaren Blut Jesu beten, dann vereinigen wir uns mit dem Kreuzesopfer Jesu. Dann leiden wir mit ihm mit. Auf diese Weise wird die Erlösungstat Jesu in unserem Leben wirksam. Wir könnten uns fragen, wozu wir unsere Fantasie benutzen. Natürlich gibt es viele sinnvolle weltliche Dinge, für die uns Gott die Fantasie auch geschenkt hat. Aber das Wichtigste ist das Mitleiden mit Jesus, das Mitfühlen mit Jesus. Durch dieses Mitfühlen wird Jesu Erlösung in uns Wirklichkeit. Die Einheit, die Maria mit Jesus hatte, ist für uns vorbildlich. Auch wir sollen mit Jesus vereinigt sein. Natürlich geschieht das durch unseren Glauben. Aber es muss sich in unseren Sinnen und in unserer gesamten Menschheit verwirklichen. Deswegen ist es wichtig, dass wir das Leiden Jesu in unserer Fantasie oft betrachten und dieses Mitgefühl entwickeln. 

 

Gebet: 

Jesus, ich habe meine Fantasie für Dinge benutzt, die nicht gut waren. Du willst, dass ich dein Leiden betrachte und mit dir mitfühle wie Maria, durch deren Herz ein Schwert gedrungen ist. Bitte hilf mir, dass ich immer mehr eins werde mit dir. Hilf mir, dass ich heute mit Maria dein Leiden betrachte. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 28. Dezember 2023

Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. (Mt 2,14)

Unschuldige Kinder

Evangelium                                                                                                  Mt 2, 13–18

13Als die Sterndeuter wieder gegangen waren,
siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn
und sagte: Steh auf,
nimm das Kind und seine Mutter
und flieh nach Ägypten;
dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage;
denn Herodes wird das Kind suchen,
um es zu töten.
14Da stand Josef auf
und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter 
nach Ägypten.
15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes.
Denn es sollte sich erfüllen,
was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
16Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten,
wurde er sehr zornig
und er sandte aus
und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung
alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten,
genau der Zeit entsprechend,
die er von den Sterndeutern erfahren hatte.
17Damals erfüllte sich,
was durch den Propheten Jeremía gesagt worden ist:
18Ein Geschrei war in Rama zu hören,
lautes Weinen und Klagen:
Rahel weinte um ihre Kinder
und wollte sich nicht trösten lassen,
denn sie waren nicht mehr.

 

Tagesimpuls:

 

Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter  nach Ägypten.  (Mt 2,14)

 

Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. In der Herberge war kein Platz für ihn. Er wird schon als Kind verfolgt und seine Familie muss nach Ägypten fliehen. Das ist das Wirken des Teufels, der Christus verfolgt. Deswegen erleben wir Christenverfolgung bis heute. Christenverfolgung ist irrational, man kann keine vernünftigen Gründe dafür finden. Sie ist eben teuflisch. 

 

Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter  nach Ägypten.  

 

Aber auf der anderen Seite gibt es auch Gottes besonderen Schutz. So lange, wie es nicht Gottes Plan ist, dass Jesus am Kreuz leiden soll, kann ihm niemand und nichts etwas anhaben. Er wird bewahrt – durch seine Eltern, durch den Engel des Herrn. Aber als die Stunde gekommen war, da ging Jesus freiwillig seinem Leiden entgegen. „Keiner nimmt mir das Leben", sagt er, „ich gebe es freiwillig." 

 

Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter  nach Ägypten.  

 

So dürfen auch wir auf Gottes Schutz vertrauen. Wir müssen keine Angst haben, weil Gott uns beschützt. Aber zugleich beten wir um eine gute Sterbestunde. Es wird für jeden von uns diese Stunde kommen, wenn wir unser Leben in seine Hände zurücklegen werden. Wir können Gottes Pläne nicht verändern, Jesus nicht, und wir nicht. Aber wir können unser Leben freiwillig hingeben. Es ist nicht ein Schicksal, dass uns ereilt, sondern wir kooperieren freiwillig mit den Plänen Gottes. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass wir uns beschützt wissen dürfen. Bitte hilf mir, dass ich immer Ja sage zu deinen Plänen. Ich weiß nicht, was du mit mir vorhast. Aber ich will Ja sagen in großem Vertrauen, denn du beschützt mich auch dann, wenn ich mein Leben in deine Hände zurücklegen soll. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Mittwoch, 27. Dezember 2023

Er sah und glaubte. (Joh 20,8)

Heiliger Johannes   Evangelist

Evangelium                                                                                                             Joh 20, 2–8

2Am ersten Tag der Woche
lief Maria von Mágdala schnell zu Simon Petrus
und dem anderen Jünger, den Jesus liebte,
und sagte zu ihnen:
Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen
und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus
und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen,
aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus,
kam er als Erster ans Grab.
5Er beugte sich vor
und sah die Leinenbinden liegen,
ging jedoch nicht hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war,
und ging in das Grab hinein.
Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte;
es lag aber nicht bei den Leinenbinden,
sondern zusammengebunden daneben
an einer besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger,
der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
er sah und glaubte.

 

Tagesimpuls:

 

Er sah und glaubte.  (Joh 20,8)

 

Das Sehen ist äußerlich, das Glauben ist innerlich. Wir sehen z.B. die Heilige Hostie, und wir glauben, dass es Jesus ist. Johannes sieht das leere Grab, die Leinenbinden und das Schweißtuch, und er glaubt an die Auferstehung. Wir sehen besondere Umstände in unserem Leben, z.B. dass wir vor schwerem Schaden bewahrt worden sind, und wir glauben an die Vorsehung Gottes. Dabei dürfen wir bedenken, dass das Glauben vor allem eine Gnadeneingebung ist, nicht so sehr ein willentlicher Akt. Im Augenblick, als Johannes ins leere Grab getreten ist, wurde ihm die Gnade des Glaubens geschenkt. 

 

Er sah und glaubte.

 

Daher konnte Johannes später im Evangelium schreiben: „Wir haben seine Herrlichkeit geschaut!" Die Gnade des Glaubens beinhaltet ein Schauen. Indem mir die Gnade zuteil wird, erlebe ich, dass es ein Geschenk ist, dass es eine Zuwendung Gottes ist. Ich erlebe das Glauben-Können als ein inneres Schauen. Ich sehe die Glaubensgeheimnisse vor meinem inneren Auge in großer Klarheit. Daher spricht die Theologie auch von eingegossener Gnade oder von Erleuchtung. Das göttliche Licht leuchtet in unserem Inneren auf, und so können wir glauben. 

 

Er sah und glaubte.

 

Natürlich ist es dann auch ein Willensakt, denn jemand könnte sich – bildlich gesprochen – die Augen und die Ohren zuhalten. Man könnte sich gegen die Gnade sträuben und nicht glauben wollen. Darin sind wir immer noch frei. Wenn wir glauben, dann ist es eine innere Zustimmung zu der Gnade, die Gott uns schenkt. 

 

Er sah und glaubte.

 

Was können wir davon heute mitnehmen? Wir können Zeit zur Betrachtung nehmen. Was alles sehen wir? Was bedeutet das für mich? Was ist die Tiefendimension in den Ereignissen, die mich umgeben? Was ist die Bedeutung, die Gott mir dadurch zeigen will? Z.B. könnte es sein, dass ich für eine leidende Person gebetet habe. Nun begegne ich ihr, und sie sagt mir, dass es ihr in der letzten Zeit viel besser geht. Wir sehen eine äußerliche Tatsache, aber wir glauben, dass Gott eingegriffen hat. Gott umgibt uns mit seiner Vorsehung. Es wäre schön, wenn auch bei uns aus dem Sehen immer wieder ein Glauben werden könnte. 

 

Gebet: 

Jesus, ich sehe so viel täglich. Oft bin ich oberflächlich und frage nicht nach der Bedeutung. Aber du hast mir die Gnade des Glaubens geschenkt. Ich erlebe darin dieses innere Schauen, die Erleuchtung, mit der du mein Leben hell machst. Lass mich das noch öfter erleben, mitten in den Umständen meines Alltags. Schenke mir die Erleuchtung, zu sehen, wie du mich in meinem Alltag durch deine Vorsehung umgibst. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Dienstag, 26. Dezember 2023

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. (Apg 7,56)

Heiliger Stephanus

Erste Lesung                                                                                    Apg 6, 8–10; 7, 54–60

In jenen Tagen
6,8tat Stéphanus aber,
voll Gnade und Kraft,
Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
9Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertíner
und Kyrenäer und Alexandríner
und Leute aus Kilíkien und der Provinz Asien
erhoben sich, um mit Stéphanus zu streiten;
10aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach,
nicht widerstehen.
7,54Als sie seine Rede hörten,
waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste über ihn empört
und knirschten mit den Zähnen gegen ihn.
55Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist,
blickte zum Himmel empor,
sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief:
Siehe, ich sehe den Himmel offen
und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei,
hielten sich die Ohren zu,
stürmten einmütig auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Die Zeugen legten ihre Kleider
zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stéphanus;
er aber betete
und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie
und schrie laut:
Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!
Nach diesen Worten starb er.

 

Tagesimpuls:

 

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.  (Apg 7,56)

 

Der heilige Stephanus ist ein großer Glaubenszeuge. In Gottes Gnade und Kraft tut er große Zeichen und Wunder. Daran erkennen wir, dass übernatürliche Zeichen für unseren christlichen Weg nicht überflüssig sind, wie viele meinen. Im Gegenteil: Wenn wir in einer Kirche leben, in der kaum Zeichen und Wunder geschehen, dann fehlt bei uns etwas. Es fehlt genau die Erfahrung der Kraft Gottes, die in der Bibel und im frühen Christentum bezeugt ist. Es ist nicht ausreichend, wenn wir nur die christlichen Werte verkündigen, ohne dass die Menschen die Kraft Gottes erleben. Leider hört man allzu oft in christlichen Kreisen, dass die Wunder in Wahrheit nie geschehen wären, dass es eine symbolische Sprache wäre. Wir dürfen uns durch solche Aussagen den Glauben an die Kraft Gottes nicht zerstören lassen. 

 

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.

Darüber hinaus wird Stephanus Glaubenszeuge durch die Worte, die er spricht. Der Heilige Geist gibt ihm Worte ein, die die Menschen beeindrucken. Dabei hat er keine Angst vor den Menschen, obwohl er doch spüren muss, dass sie ihm nach dem Leben trachten. Der Heilige Geist schenkt ihm Mut, das auszusprechen, was ausgesprochen werden muss. In unserer Zeit erleben wir Christen leider vielfach Angst, dass wir unsere Meinung nicht aussprechen, weil wir die Reaktion der Menschen befürchten. 

 

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.

Stephanus wird wiederum Glaubenszeuge, indem er den Himmel offen sieht. Ihm wird eine übernatürliche Offenbarung, eine übernatürliche Erkenntnis des Himmels geschenkt. Damit ist er für uns alle ein sehr wertvoller Zeuge. Wir glauben, dass Jesus mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren ist. Stephanus kann das bezeugen, und aus diesem Zeugnis lebt der Glaube der Kirche. 

 

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.

Schließlich wird Stephanus Glaubenszeuge durch seine Haltung im Sterben. Er legt sein Leben in die Hände Gottes. Und er verzeiht seinen Gegnern. Damit wird er Christus ganz ähnlich. Auch heute gibt es viele Glaubenszeugen, die ihren Glauben im Sterben bezeugen, die ihr Leben in die Hände Gottes legen können und in Frieden einschlafen. Auch heute gibt es Menschen, die vor ihrem Tod noch Frieden geschlossen haben mit ihren Gegnern. 

 

Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.

Was können wir für uns davon mitnehmen? Lassen wir uns den Glauben an die Kraft Gottes, an Zeichen und Wunder nicht wegnehmen! Auch heute will Gott Wunder wirken, wenn er Glauben vorfindet. Sprechen wir mutig aus, was gesagt werden muss, ohne Angst vor den Reaktionen der Menschen! Öffnen wir uns für innere Eingebungen und übernatürliche Erkenntnisse, die Gott uns schenken will! Wir können das zwar nicht machen, aber wir sollen daran glauben, dass Gott so etwas schenken kann. Schließen wir Frieden mit unseren Gegnern, verzeihen wir ihnen! Legen wir unser Leben in die Hände Gottes, jetzt, und in der Stunde unseres Todes! 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für das Glaubenszeugnis des Heiligen Stephanus! Bitte schenke auch uns den Mut, für unseren Glauben einzutreten! Lass uns im Leben und im Sterben unseren Glauben bezeugen! 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Montag, 25. Dezember 2023

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut. (Joh 1,14)

Weihnachten

Evangelium                                                                                                             Joh 1, 1–18

1Im Anfang war das Wort
und das Wort war bei Gott
und das Wort war Gott.
2Dieses war im Anfang bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden
und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war Leben und
das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der Finsternis
und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt;
sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge,
um Zeugnis abzulegen für das Licht,
damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht,
er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet,
kam in die Welt.
10Er war in der Welt
und die Welt ist durch ihn geworden,
aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen,
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut,
nicht aus dem Willen des Fleisches,
nicht aus dem Willen des Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut,
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,
voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legt Zeugnis für ihn ab
und ruft:
Dieser war es, über den ich gesagt habe:
Er, der nach mir kommt,
ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen,
Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben,
die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen.
Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht,
er hat Kunde gebracht.

 

Tagesimpuls:

 

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.  (Joh 1,14)

 

Der Johannesprolog macht unmissverständlich klar, dass Jesus wesensgleich mit dem Vater ist, dass Jesus Gott ist, eine der göttlichen Personen, die schon von immer existierten. Das Wort war Gott! Und Gott ist Mensch geworden, das Wort ist Fleisch geworden! Gott ist auf die Erde gekommen, um Kunde zu bringen, um sich zu offenbaren. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. Gott ist zu uns gekommen, um sich uns zu offenbaren, damit wir wissen, wer Gott ist und wie Gott ist. 

 

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.

 

Wir haben seine Herrlichkeit geschaut! Das ist gewaltig! Es steht nicht da: „Wir haben an ihn geglaubt." Nein, wir haben seine Herrlichkeit geschaut. Unser Glauben enthält ein Schauen, ja ein Wissen. Es gibt eine Glaubensgewissheit, die uns der Heilige Geist einleuchtet, die uns die Engel durch ihre Eingebungen mitteilen. Es gibt eine Glaubenserfahrung, die uns Sicherheit im Glauben schenkt. Der Glaube ist nicht nur eine tastende Unsicherheit, er ist ein Schauen. 

 

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.

 

Betlehem heißt auf Deutsch übersetzt „Haus des Brotes". Da es keine Zufälle gibt, hat dies eine Bedeutung. Jesus wird in die Krippe in Betlehem gelegt bei seiner Menschwerdung. Aber Jesus wird auf den Altar gelegt, wenn das Wort wieder und wieder Fleisch wird in der Feier der Heiligen Messe. Wenn die Messdiener mit den Altarglocken schellen, dann erklingt das Gloria der Engel in Betlehem wieder, was sie bei der Menschwerdung des Wortes gesungen haben. Das Wort ist Fleisch geworden! Dieses Wort können wir beziehen nicht nur auf die Geburt Jesu, sondern auch auf jede Heilige Messe, wenn das Brot verwandelt wird in seinen Leib. 

 

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.

 

Und auch dies erkennen wir mit der Glaubensgewissheit, die uns der Heilige Geist eingegossen und die uns die Engel mitgeteilt haben, tief in unserem Inneren. Wir dürfen in der Eucharistie seine Herrlichkeit schauen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Wenn seine Herrlichkeit äußerlich auch verborgen sein mag in der Hostie, innerlich leuchtet sie auf in unserem Herzen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du Fleisch geworden bist in Betlehem und bei jeder Wandlung in der Heiligen Messe. Ich danke dir für den Heiligen Geist und für die Engel, die uns diese göttliche Wahrheit ins Herz eingießen. Bitte lass uns Zeugen deiner Herrlichkeit sein, und hilf allen, die noch zweifeln. Zeige ihnen, was sie tun können, um tiefer hineinzufinden in den Glauben an dich. 

 

Ich wünsche Ihnen allen ein Frohes und gesegnetes Weihnachtsfest! Ich bedanke mich für alle Ihre Grüße, die Sie mir auf den verschiedenen Wegen zugesandt haben. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nicht jeden Gruß beantworten kann. Ich bedanke mich auch noch einmal für alle Ihre Gebete für meine Gesundheit. Ich bin immer noch nicht ganz zu Kräften gekommen. Daher bitte ich Sie, auch weiter für meine Gesundheit zu beten. Ich bete auch für Sie!  

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Samstag, 23. Dezember 2023

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. (Lk 2,13f)

In der Heiligen Nacht

Evangelium                                                                                                    Lk 2, 1–14

1Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
2Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef
von der Stadt Nazaret in Galiläa
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
6Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen
und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie
und sie fürchteten sich sehr.
10Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte
und sprach:
14Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Tagesimpuls:

 

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.  (Lk 2,13f)

 

Der Bericht des Evangeliums beginnt sehr sachlich mit weltlichen Fakten. Damit soll ganz klar gemacht werden, dass es sich hier um einen historischen Bericht und nicht um ein Märchenbuch handelt. Dies betont der Evangelist schon ganz zu Anfang seines Evangeliums: Er redet von „einem Bericht über die Tatsachen, die unter uns völlig erwiesen sind, wie sie uns diejenigen überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind." (Lk 1,1f) Lukas hat nicht den Anspruch, Legenden oder Mythen niederzuschreiben, sondern Tatsachen. Und wenn es modern geworden ist unter manchen Theologen, den historischen Gehalt dieser Kindheitsberichte abzustreiten, so dürfen wir uns davon nicht verunsichern lassen. Jeder, der hier etwas behauptet, kann dies nur behaupten aber nicht beweisen. Und es mag viele Behauptungen geben, wir bleiben bei dem, was in der Heiligen Schrift als ein den Tatsachen entsprechender Bericht so dargestellt wird. Wenn es nicht so wäre, dann wäre Lukas ein Lügner und Betrüger gewesen, und dann müsste man den Wert der Heiligen Schrift als Ganzes in Frage stellen. 

 

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Was  mit historischen und ganz weltlichen Geschehnissen beginnt, mündet in ein „Feuerwerk" der himmlischen Manifestationen mit Scharen von Engeln, die Gott loben und Frieden auf Erden proklamieren. Hier wird eine Klammer gebildet, genau die Klammer, die für uns als Christen so wichtig ist: Die Verbindung zwischen Erde und Himmel. Auf der einen Seite das ganz Weltliche, verbunden mit all den Nöten wie z.B. der vergeblichen Herbergssuche, und auf der anderen Seite dann der Himmel, der auf die Erde kommt, der einbricht und alles hell und strahlend macht. Das ist unsere christliche Existenz. Wir erleben all das irdische Leid, und doch sind wir umgeben vom Himmlischen, vom Übernatürlichen, von der Gegenwart Gottes mit seinen heiligen Engeln. 

 

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Für mich heißt das, dass ich ganz Ja sagen will zu allem Weltlichen, Irdischen, zu allem Beschwerlichen, was mir zustößt und was mich umgibt. Aber zugleich will ich mich öffnen für Gott, der in meine Situation hineinkommen will. Und es mag sein, dass diese großartigen Manifestationen des Himmels nur selten im Leben erfahrbar sind, vielleicht bei vielen erst in der Todesstunde, wenn sie dann die Engel sehen dürfen. Aber ich will das Wirken Gottes nicht einschränken, schon gar nicht nur auf die Todesstunde. Ich will seine Gegenwart suchen im täglichen Einerlei, in der täglichen Mühsal, aber auch in den täglichen Freuden. Jesus hat deutlich gesagt: „Wer sucht, der findet!" (Mt 7,7). Das ist eine Aufforderung, ihn, und das heißt das Himmlische, zu suchen. Es ist kein Stolz, keine Hybris, wenn wir uns nach himmlischen Manifestationen ausstrecken mitten in unserem manchmal dunklen Alltag. Es ist seine Aufforderung, nach Gott und nach seinen göttlichen Wundern in unserem Leben zu suchen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du auf die Welt gekommen bist und auf die Welt kommst. In jeder Messe ereignet sich das Wunder, das du Fleisch wirst, leibhaftig in der Hostie. Jesus, ich will dich suchen, so wie du uns aufgefordert hast. Ich will mich öffnen für die himmlischen Manifestationen mitten in meinem Alltag. Ich will mich öffnen für den Glanz, den du über mein Leben und über unser Leben legen willst. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 22. Dezember 2023

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. (Lk 1,53)

22 Dezember

 

EVANGELIUM                                                                                                   Lk 1, 46-56

46Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn,

47und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

48Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

49Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.

50Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.

51Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

52er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

53Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.

54Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,

55das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

56Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

 

 

Tagesimpuls:

 

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.  (Lk 1,53)

 

Der Lobpreis Marias (Magnificat genannt) erinnert an die Bergpredigt Jesu: „Selig die arm sind vor Gott!" Die Armen beschenkt Gott, die Stolzen, Großen und Reichen erniedrigt er. Ich fühle mich vielfach mit meiner Armut konfrontiert. Ich erlebe die Schwäche, wenn ich nicht so gesund bin, wie ich sein möchte. Ich erlebe die Zeitnot, wenn ich für die Dinge, die ich meine, machen zu müssen, nicht die nötige Zeit finde. Ich erlebe die Not, dass ich viele Dinge den Menschen nicht erklären kann, die ich aber trotzdem so machen muss, aber die Menschen beschweren sich, weil ich aus ihrer Sicht nicht genug für sie tue. Ich erlebe die Not meiner Sünden, dass es mir nicht gelingt, so zu sein, wie ich sein sollte. 

 

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.

 

All das könnte man als einen Hunger bezeichnen. Es ist auch ähnlich wie das Evangelium von der Brotvermehrung, wo die Jünger einfach nicht genug Brot hatten für so viele Menschen. Und genau die Hungernden beschenkt Gott! Die Armen preist Jesus selig. Meine gefühlte Armut ist also genau richtig. Wenn ich alles souverän könnte, wenn es mir an nichts mangelte, wenn ich perfekt wäre, ohne Sünde und alles schaffen würde, was ich gerne erreichen möchte, dann wäre ich nicht auf einem guten Weg. Das ist paradox, aber es ist so, wie es Jesus und Maria im Evangelium ausdrücken. Obwohl mein ganzes Streben nach Perfektion geht, ist das genau falsch. Armut ist das Ziel, nicht Vollkommenheit. Ich soll meine Armut annehmen. Jesus nimmt meine Armut und macht daraus auf seine Weise die Vollkommenheit, die er durch mich und in mir erreichen kann und will. Als Gebet möchte ich ein Gedicht weitergeben, dass ein Bekannter zu Weihnachten gedichtet hat. 

 

Gebet: 

 

Kind in der Krippe! 

Wie soll ich in dir Gott erkennen?

Deine Kindheit rührt mich zwar. 

Doch Gott verbinde ich mit Kraft. 

Du kamst als Kind in diese Welt,

Unvollkommenheit zu zeigen. 

Dieses ist des Menschen Sein. 

Vollkommenheit allein ist des 

Menschen Ziel. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 21. Dezember 2023

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt. (Lk 1,41)

21 Dezember

 

EVANGELIUM                                                                                                   Lk 1, 39-45

39Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.

40Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.

41Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt

42und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.

43Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

44In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.

45Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

 

 

Tagesimpuls:

 

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt.  (Lk 1,41)

 

Wir können sagen, dass wir alle bei unserer Taufe mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Aber es gibt darüber hinaus auch aktuelle Erfüllungen mit dem Heiligen Geist. Ebenso kann man den Heiligen Geist unterdrücken oder sogar auslöschen. Davor warnt der Heilige Paulus (1 Thes 5,19; Eph 4,30). Weil das so ist, rufen wir ja auch den Heiligen Geist an. Es sagte mal ein Priester, wir bräuchten nicht immer singen „komm, Heiliger Geist!", denn der Heilige Geist wäre ja schon längst da. Aber damit verkennt er die Tatsache, dass der Heilige Geist in sehr unterschiedlichen Intensitäten da sein kann. Bei Elisabeth jedenfalls gab es eine neue und starke Erfüllung mit dem Heiligen Geist. 

 

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt.

 

Der Heilige Geist kommt zu uns, wenn wir Gott um ihn bitten, so sagt es Jesus in Lukas 11,13. Ganz sicher wird der Heilige Geist auch dann zu uns kommen, wenn wir ihn selbst anrufen. Bei Elisabeth ist der Heilige Geist gekommen allein, weil ihr Maria begegnet war. Das ist natürlich ein ganz großartiger Weg. Wenn Menschen Maria begegnen, werden sie vom Heiligen Geist erfüllt. Ist das bei mir auch so? Oder verbreite ich Hektik, Unfrieden, Stress? Ich will nicht sagen, dass der Heilige Geist nur dann auf mir ruhen würde, wenn ich langsam bin. Maria ist ein gutes Gegenbeispiel, denn sie eilte über das Bergland. Ich glaube, es geht um einen inneren Frieden, um eine innere Ruhe, nicht unbedingt um Langsamkeit. Wohl aber würde ich sagen, dass dieses innere Getrieben-Sein, was ich sehr gut von mir kenne, nicht vom Heiligen Geist kommt. 

 

Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt.

 

Versuchen wir so zu leben, wie Maria! Oder noch besser: Weihen wir uns an Maria! Schenken wir uns Maria! Dann wird unser Leben ihr ähnlicher. Dann werden wir mehr von diesem inneren Frieden erfüllt. Und dann werden unsere Mitmenschen vom Heiligen Geist erfüllt, allein dadurch, dass wir ihnen begegnen. Wie viel mehr dann erst, wenn wir mit ihnen reden, wenn wir ihnen zuhören, wenn wir von Jesus Zeugnis geben. 

 

Gebet: 

Jesus, ich will so werden wir Maria. Oft habe ich es schon erlebt, dass Menschen vom Heiligen Geist erfüllt werden, während wir miteinander sprechen, oder einfach durch die Begegnung, weil ich die Menschen an Gott erinnere. Bitte schenke mir noch mehr von diesem Frieden, dass ich nie mehr den Geist der Hektik und der Lieblosigkeit ausstrahle, sondern dass dein Heiliger Geist durch mich wirkt. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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