Mittwoch, 31. August 2022

Er befahl dem Fieber zu weichen. (Lk 4,39)

22 Woche im Jahreskreis    Mittwoch

EVANGELIUM
Lk 4, 38-44
In jener Zeit
38verließ Jesus die Synagoge und ging in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon hatte hohes Fieber, und sie baten ihn, ihr zu helfen.
39Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie und befahl dem Fieber zu weichen. Da wich es von ihr, und sie stand sofort auf und sorgte für sie.
40Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen Leiden hatten, zu Jesus. Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte alle.
41Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Da fuhr er sie schroff an und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Messias war.
42Bei Tagesanbruch verließ er die Stadt und ging an einen einsamen Ort. Aber die Menschen suchten ihn, und als sie ihn fanden, wollten sie ihn daran hindern wegzugehen.
43Er sagte zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt worden.
44Und er predigte in den Synagogen Judäas.


Tagesimpuls

Er befahl dem Fieber zu weichen. (Lk 4,39)

Vor seiner Himmelfahrt hat Jesus uns geboten: „Verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium!" (Mk 16,15). Ich habe mich oft gewundert, was Jesus damit meint, denn ich meinte, nur Menschen können die Botschaft des Evangeliums verstehen. Aber im heutigen Evangelium zeigt uns Jesus, was er damit meint. Er verkündet dem Fieber das Evangelium. Er gebietet dem Fieber zu weichen. Darüber hinaus verkündet er den Dämonen das Evangelium, indem er ihnen befiehlt, zu weichen. Wir sehen, es gibt noch mehr als nur uns Menschen, und das Evangelium hat Auswirkungen auf die ganze Schöpfung, auch auf das Materielle, und ganz besonders natürlich auch auf die geistige Welt.

Er befahl dem Fieber zu weichen.

Beim Glaubensseminar am vergangenen Wochenende sagte Pastor Wieners, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Gebet für Kranke und dem Charisma der Krankenheilung. Jesus hat hier das Charisma der Krankenheilung praktiziert. In der frühen Kirche gab es das Charisma der Krankenheilung, sowohl die Apostelgeschichte als auch Paulus in seinen Briefen sprechen viel davon. In der heutigen Kirche gibt es noch das Gebet für Kranke, aber seltener das Charisma der Krankenheilung. Natürlich gibt es zwischen beiden fließende Übergänge, und sicher können wir die Entstehung des Charismas der Krankenheilung begünstigen, wenn wir viel für Kranke beten. Wir könnten uns doch vom Vorbild Jesu anregen lassen, und wenn wir wieder einmal für Kranke beten, dann auch zum Fieber sprechen, dass es weichen soll, oder zu den kranken Organen, dass sie gesund werden sollen. Vielleicht ist das eine Art, wie wir uns für das Charisma öffnen können.

Gebet:
Jesus, ich glaube einfach nicht, dass es nicht in deinem Sinne wäre, dass sich das Charisma der Krankenheilung in unserer heutigen Kirche stärker verbreitet. Ich glaube, dass es nicht an dir, sondern eher an uns liegt, dass das Charisma so selten geworden ist. Daher danke ich dir für die heutige Anregung, dass man tatsächlich der ganzen Schöpfung, also auch jedem kranken Organ, dein Evangelium verkünden kann. Hilf uns, dass wir die Gelegenheiten dazu, die du uns schenkst, nicht versäumen! Hilf uns vor allem, dass wir es nicht nur deswegen unterlassen, weil es ungewohnt ist, oder weil wir Angst vor dem haben, was die anderen denken!


Pastor Roland Bohnen 


Dienstag, 30. August 2022

Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! (Lk 4,34)

22 Woche im Jahreskreis    Dienstag

EVANGELIUM
Lk 4, 31-37
In jener Zeit
31ging Jesus hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte die Menschen am Sabbat.
32Sie waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn er redete mit göttlicher Vollmacht.
33In der Synagoge saß ein Mann, der von einem Dämon, einem unreinen Geist, besessen war. Der begann laut zu schreien:
34Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!
35Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der Dämon warf den Mann mitten in der Synagoge zu Boden und verließ ihn, ohne ihn jedoch zu verletzen.
36Da waren alle erstaunt und erschrocken, und einer fragte den andern: Was ist das für ein Wort? Mit Vollmacht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern, und sie fliehen.
37Und sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Tagesimpuls

Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!  (Lk 4,34)

Dämonen können die Wahrheit sagen. Es gibt ein ähnliches Beispiel in der Apostelgeschichte im 16. Kapitel. Dort ist eine Markt, die einen Wahrsager Geist hat. Sie verkündet öffentlich, dass die Apostel Diener des höchsten Gottes sind. Paulus wird das alles zu viel, und er treibt den Wahrsager Geist aus. Wenn deutlich ist, dass eine besondere Erkenntnis von einem widergöttlichen Geist stammt, dann muss man sich davon distanzieren, dann muss man all diesen Geistern widersagen, und die Verbindung zu diesen Geistern sollte auch von einem Priester abgetrennt werden durch ein Befreiungsgebet.

Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!

Es gibt Menschen, die haben eine hohe Sensibilität. Ich weiß zum Beispiel von einer Person, die aus großer örtliche Entfernung vor ihrem inneren Auge etwas miterlebt hat, was ihre Zwillingsschwester erlebt hatte. Weil wir Menschen einen Geist und eine Seele haben, gibt es gewiss tiefe Verbundenheiten auf dieser geistigen Ebene. Ich persönlich würde deswegen nicht unterstellen, dass hier ein Hellsehergeist oder ein Wahrsager Geist im Spiel ist. Aber wir wissen, dass die Geister sich sehr gerne einmischen, besonders bei geistig offenen und sensiblen Menschen. Deswegen gilt es immer, um Schutz zu beten und im Schutz der Sakramente der Kirche zu leben. Durch die Taufe und durch unser christliches Leben sind wir normalerweise so sehr geschützt, dass der Teufel und die Dämonen nicht an uns heran kommen können. Wir haben sozusagen wie eine Käseglocke über uns, weil wir im Schutz Gottes leben. Wenn wir aus diesem Schutz heraus gehen, zum Beispiel wenn jemand aus der Kirche ausgetreten ist, oder wenn sich jemand durch okkulte Praktiken dem Bösen geöffnet hat, dann geht der Schutz (teilweise) verloren, und für die Dämonen wird es leichter, sich in unser Leben einzumischen.

Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!

Ich finde wichtig, dass wir nicht ständig in einer Angst vor der Einmischung von Dämonen leben sollten. Wir sollten einfach im Schutz der Mutter Gottes, im Schutz der Kirche und im Schutz der Sakramente leben. Darüber hinaus gibt es schöne Schutzgebiete wie zum Beispiel das Gebet zum heiligen Erzengel Michael oder „unter deinem Schutz und Schirm". Wichtig ist einfach, dass wir für das Böse keine Türen öffnen. Das würde geschehen, wenn wir in schwere Sünde leben. Dann laden wir die Dämonen ein, obwohl Gott uns auch dann trotzdem noch sehr stark beschützt und uns nie alleine lässt.

Gebet:
Jesus, ich danke dir für den Schutz den du uns durch die Kirche und vor allem durch Maria zur Verfügung stellst. Ich danke dir, dass Maria die Königin der Engel ist, und dass sie auf ihren Befehl hin uns ständig beschützen. Bitte zeige allen Menschen, die geplagt werden durch Wahrsager- oder Hellsehergeister Wege, aus dieser Gebundenheit heraus zu finden und zurückzukehren in deinem Schutz.


Pastor Roland Bohnen 


Montag, 29. August 2022

Die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen sehr. (Mk 6,22)

Enthauptung Johannes des Täufers

EVANGELIUM
Mk 6, 17-29

17Herodes hatte Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte.
18Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen.
19Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen,
20denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu.
21Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein.
22Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben.
23Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre.
24Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes.
25Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt.
26Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen.
27Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes.
28Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter.
29Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

Tagesimpuls

Die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen sehr. (Mk 6,22)

„Kann denn Liebe Sünde sein?" So heißt es in einem alten Schlager. Und dies spiegelt die Mentalität in unserer Gesellschaft wieder. Man sagt, dass man dem Impuls seines Herzens folgen solle, dass man zu seinen Gefühlen stehen solle, man müsse das tun, von dem man spürt, dass es richtig ist. Aber leider mischt sich in die Liebe oft auch sehr viel Begierde ein. Das Begehren richtet sich auf die Glückserfahrung, die mit der Sexualität verbunden ist, die ein großes Gottesgeschenk ist und etwas von dem Glück aufscheinen lässt, dass Gott uns in der Ewigkeit schenken will. Die Glückserfahrung ist, weil sie ein Geschenk Gottes ist, genauso schön, auch wenn das ganze nicht in der richtigen Ordnung geschieht. Das macht es so verführerisch. Weil es so schön ist, meint man, es sei auch gut. Und man müsse zu sich selber stehen und sich nicht von gesellschaftlichen Vorgaben daran hindern lassen.

Die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen sehr.

Aber das Begehren nach dieser Glückserfahrung ist noch nicht Liebe. So sehr auch alle Menschen danach streben und suchen, es ist keine Liebe, wenn es nicht in der göttlichen Ordnung geschieht. Traditionell nennt man dieses Streben Begierde, auch wenn die damit verbundene Glückserfahrung etwas unbeschreiblich kostbares und schönes ist, was Gott uns Menschen schenken möchte. Aber man muss es ehrlich als Begierde anerkennen, auch wenn dieser Begriff sehr negativ wirkt. 

Die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen sehr.

Sexualität außerhalb der von Gott eingesetzten Ordnung der Ehe ist Sünde. Nicht, weil Gott irrationale Gebote aufstellen würde, sondern weil wir Menschen uns damit sehr schaden und weh tun, auch wenn es am Anfang noch nicht so aussieht. Die Begierde, die sich so schädlich auf die Liebesbeziehungen auswirkt, hat eine große Bandbreite. Heute im Evangelium wird sie geweckt und gefördert durch den Tanz der Herodias. In der heutigen Gesellschaft wird sie geweckt und gefördert durch ein Enttabuisieren der Sexualität in der Gesellschaft. Das beginnt schon in den Kindergärten, das erlebt man in der Öffentlichkeit, und es wirkt sich in extremen Formen in der überaus schädlichen Pornographie aus. Wenn die Begierde überall legitimerweise gefördert wird, dann wird es immer schwerer, sie aus Liebesbeziehungen herauszuhalten. Zwangsläufig leiden die Liebesbeziehungen darunter, auch wenn die Partner das nicht sofort erkennen.

Gebet:

Jesus, es scheint wie ein Kampf zwischen David und Goliath. Es scheint als wäre dieser Kampf aussichtslos und schon verloren, bevor wir ihn überhaupt beginnen. Aber wir wissen, dass du stärker bist als alle Mächte und Kräfte in der Gesellschaft, die den Menschen, die Liebe, die Beziehungen und die Familie zerstören wollen. Wir können nicht die Gesellschaft ändern, solange wir nicht uns selbst ändern und bei uns persönlich beginnen. Daher bitten wir dich um die Reinheit in unserem persönlichen Leben. Darüber hinaus bitten wir dich aber auch, dass du uns hilfst, Zeugnis zu geben von dieser Reinheit, von dieser echten Liebe, die du uns schenken willst. Amen.


Pastor Roland Bohnen 


Samstag, 27. August 2022

Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! (Lk 14,8)

22 Sonntag im Jahreskreis    

Evangelium

Lk 14, 1.7–141

Jesus kam an einem Sabbat
in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen.
Da beobachtete man ihn genau.
7
Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten,
erzählte er ihnen ein Gleichnis.
Er sagte zu ihnen:
8
Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist,
nimm nicht den Ehrenplatz ein!
Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein,
der vornehmer ist als du,
9
und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat,
kommen
und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz!
Du aber wärst beschämt
und müsstest den untersten Platz einnehmen.
10
Vielmehr, wenn du eingeladen bist,
geh hin und nimm den untersten Platz ein,
damit dein Gastgeber zu dir kommt
und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf!
Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen.
11
Denn wer sich selbst erhöht,
wird erniedrigt,
und wer sich selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.
12
Dann sagte er zu dem Gastgeber:
Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst,
lade nicht deine Freunde oder deine Brüder,
deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein;
sonst laden auch sie dich wieder ein
und dir ist es vergolten.
13
Nein, wenn du ein Essen gibst,
dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein.
14
Du wirst selig sein,
denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten;
es wird dir vergolten werden
bei der Auferstehung der Gerechten.

Tagesimpuls

Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! (Lk 14,8)

Es gibt Menschen, die sind sehr hungrig nach Anerkennung und Bestätigung. Man hat das Gefühl, es ist wie ein Fass ohne Boden. Was auch immer man ihnen macht an Geschenken oder Lob, es ist nie genug. In deutschen werden sehr viele dieser krankmachenden Eigenschaften mit „sucht" bezeichnet. Zum Beispiel Eifersucht oder Geltungssucht. Man kann nicht vertragen, wenn eine andere Person gelobt oder vorgezogen wird.

Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein!

Im Kontext der Gemeinde begegnet mir das häufig, wenn ich auf Neue zugehe. Vielleicht singt eine Frau zum ersten Mal in der Band, und ich lobe sie dann für die schöne Stimme. Dann muss ich damit rechnen, dass andere sagen: „Wir sind schon so lange hier und machen so treu unseren Dienst, aber wir werden nicht so sehr gelobt." Mir wird manchmal gesagt, ich müsse mich mehr um die „Schäfchen" kümmern, die immer kommen, und nicht nur begeistert auf die zugehen, die neu sind und sich vielleicht gerade neu zu Jesus bekehren. Aber über eine Bekehrung, so sagt Jesus, freut sich der ganze Himmel! Ich kann nicht dafür, dass ich mich dann auch so sehr freue. Es ist ein Teilnehmen an der Freude des Himmels. 


Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist,
nimm nicht den Ehrenplatz ein!

Ich selber bin auch anerkennungssüchtig, und ich vermute, dass es viele sind. In einer Sendung bei Radio Horeb über das Thema Narzissmus wurde einmal gesagt, dass unsere ganze Gesellschaft zum Nazismus neigen würde. Das bedeutet, ich will mich selber toll finden und will auch, dass andere mich toll finden. Das läge daran, dass wir so erzogen sind, dass wir immer gelobt werden, wenn wir irgendetwas schön und gut gemacht haben, also immer nur für unsere Leistung. Dagegen hilft das, was Jesus sagt: wir sollen aktiv und bewusst immer wieder den unteren Platz wählen. Dann werden wir frei! Diese Freiheit tut mir sehr gut. Wenn ich aktiv sage: „du musst nicht gelobt werden, du musst jetzt nicht anerkannt werden. Es ist gut, wenn du das Kreuz trägst und keiner sieht, was du machst. Du musst auch nicht verstanden werden." Wenn ich mich so verhalte, dann spüre ich die Freiheit, und es macht mir sogar Spaß, in dieser Haltung zu sein. Mir hat die Litanei der Demut gut geholfen, in diese Haltung hinein zu wachsen. Daher hänge ich sie am Ende an.

 

Gebet:
Jesus, ich danke dir für die Freiheit, die entsteht, wenn man bewusst den untersten Platz wählt. Danke, dass ich diese Freude schon entdeckt habe. Ich will weiter auf diesem Weg gehen. Bitte schenke allen, die Probleme mit Anerkennungs- und Geltungssucht haben, dass sie einen Weg zur Freiheit finden.

Litanei der Demut

Nach jedem Satz betet man: Befreie mich, o Jesus.
– Von meinem eigenen Willen
– Vom Wunsch, geachtet zu werden
– Vom Wunsch, geschätzt zu werden
– Vom Wunsch, geliebt zu werden
– Vom Wunsch, erhoben zu werden
– Vom Wunsch, geehrt zu werden
– Vom Wunsch, gelobt zu werden
– Vom Wunsch, bevorzugt zu werden
– Vom Wunsch, um Rat gefragt zu werden
– Vom Wunsch, Zustimmung zu finden
– Vom Wunsch, verstanden zu werden
– Vom Wunsch, aufgesucht zu werden
– Vor der Furcht, erniedrigt zu werden
– Vor der Furcht, verachtet zu werden
– Vor der Furcht, getadelt zu werden
– Vor der Furcht, verleumdet zu werden
– Vor der Furcht, vergessen zu werden
– Vor der Furcht, ausgelacht zu werden
– Vor der Furcht, verdächtigt zu werden
– Vor der Furcht, Unrecht zu erfahren
– Vor der Furcht, allein gelassen zu werden
– Vor der Furcht, abgewiesen zu werden
Vor jedem Satz betet man: Jesus, gewähre mir die Gnade, das zu wünschen
– dass andere mehr geliebt werden, wie ich
– dass andere höher geschätzt werden wie ich
– dass andere Lob erhalten und ich übersehen werde
– dass andere auserwählt werden und ich leer ausgehe
– dass andere mir in allem vorgezogen werden
– dass andere heiliger werden als ich, vorausgesetzt, dass ich so heilig werde, wie ich soll.
Vor jedem Satz betet man: Herr, hilf mir, mich darüber zu freuen:
– dass ich arm und unerkannt bin
– dass ich körperlich und geistig unvollkommen bin
– dass niemand an mich denkt
– dass ich die niedrigsten Arbeiten erfüllen soll
– dass sich niemand von mir helfen lässt
– dass niemand nach meinem Rat fragt
– dass ich auf dem letzten Platz bleibe
– dass mir nie jemand ein Kompliment macht
– dass ich immer wieder getadelt werde
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich ( Mt 5/10)

Quellenangabe: Nach dem Text von Kardinal Rafael Merry del Val (1865) aus der Zeitschrift
Medjugorje aktuell - Nr. 112



Pastor Roland Bohnen 


Freitag, 26. August 2022

Die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. (Mt 25,4)

21 Woche im Jahreskreis    Freitag

EVANGELIUM
Mt 25, 1-13
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
1Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.
3Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.
5Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein.
6Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!
7Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus.
9Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht.
10Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen.
11Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
12Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
13Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.


Tagesimpuls

Die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. (Mt 25,4)

Das Öl ist der Heilige Geist. Wenn wir Christen sind, dann brauchen wir den Heiligen Geist. Christsein ohne den Heiligen Geist ist wie ein Skelett ohne Fleisch und Blut. Dann hat man zwar immer noch Traditionen und Strukturen, man kann den Betrieb der Kirche immer noch aufrecht erhalten, aber es ist nichts Lebendiges darin. Die Kirche ist ohne den Heiligen Geist wie ein kultureller Betrieb, der volkstümliche Traditionen aufrecht erhält in einer Gesellschaft. Kein Wunder, dass Jesus solchen Christen später sagt: „ich kenne euch nicht." Wenn diese Christen den Heiligen Geist im Herzen gehabt hätten, dann hätten sie eine persönliche Beziehung zu Jesus, und dann würde Jesus sie auch kennen.

Die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.

Nach Römer 5,5 ist der Heilige Geist die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist. Der Heilige Geist ist also die Liebe. Alles, was wir als Christen tun, soll mit der Liebe des Heiligen Geistes erfüllt werden. Wie kann das praktisch geschehen? Natürlich durch das regelmäßige Gebet, durch das innere Offensein für Jesus Christus in unserem Herzen. Aber ich sehe noch etwas anderes: wir stehen in unserem Leben immer wieder vor Herausforderungen, sei es ganz persönlich, aber auch in der Gesellschaft spiegelt sich das wieder. Es ist nie alles perfekt und ruhig in unserem Leben. Manchmal sagen Leute: „Wenn man das eine überstanden hat, dann kommt schon wieder das nächste. Man kommt nie zur Ruhe." Ich habe einmal gelesen, dass in Bangladesch die niedrigste Selbstmordrate weltweit wäre, und in unseren Wohlstandsnationen die höchste. Ich vermute, dass das mit der Armut zu tun hat. Die Menschen haben ständig große Herausforderungen in ihrem Leben.

Die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit.

Daraus folgere ich, dass wir Menschen immer irgendeine Herausforderung brauchen. Natürlich müssen wir uns ab und zu ausruhen und uns erholen und neue Kräfte tanken. Gott will uns nicht unter Dauerstress bringen. Aber trotzdem ist es gut für uns, wenn wir immer wieder Schwierigkeiten oder Herausforderungen haben, wo wir unsere Liebe und vor allem die Liebe Gottes hinein bringen müssen. Gerade das Unerlöste in der Welt, was uns ständig umgibt, und insbesondere das, was Gott uns persönlich ans Herz legt (zum Beispiel unsere Kinder oder die Menschen in unserer Gemeinde, eben die Not, die uns gerade besonders betrifft), das sind die Chancen und Gelegenheiten, wo wir herausgefordert sind, diese Situationen mit Liebe zu füllen. Wenn es uns ständig nur gut gehen und keine Not uns betreffen würde, dann würden wir lau, dann wären wir auf die Dauer wie die Christen, die kein Öl mehr haben. Wenn wir aber immer wieder unter der Not, die uns gerade um gibt, leiden, dann öffnen wir uns für Gott, und der Heilige Geist kann uns und diese Situationen, für die wir beten, mit seiner Liebe erfüllen. 

Gebet:
Jesus, ehrlich gesagt wünsche ich mir oft mehr Ruhe. Aber du weißt besser, was für mich am besten ist. Hilf mir, jede Not, die mich umgibt, anzunehmen als Gelegenheit, wieder noch mehr Öl zu verbrennen, damit dein Licht leuchten kann in der Dunkelheit. Danke, dass du uns einen unendlich großen Vorrat an Öl schenkst. Sobald wir das Licht leuchten lassen und die dunklen Situationen mit Liebe erfüllen, schenkst du uns immer Nachschub an frischem Öl. Danke Heiliger Geist, dass du die Liebe Gottes bist, die sich in unserem Herzen ausgießt. Amen.


Pastor Roland Bohnen 


Donnerstag, 25. August 2022

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? (Mt 24,45)

21 Woche im Jahreskreis    Donnerstag

EVANGELIUM
Mt 24, 42-51

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
42Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
45Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?
46Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
47Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.
48Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!,
49und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,
50dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
51und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.


Tagesimpuls

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? (Mt 24,45)

Wir alle sind das priesterliche Gottesvolk. Bei unserer Taufe wurden wurden wir mit dem heiligen Chrisam zum Priester, König und Propheten gesalbt. Für uns als geweihte Priester gilt das Wort Jesu natürlich in besonderer Weise. Das Essen, was wir der Gemeinde geben, ist das eucharistischen Brot. Wir sollen als Priester gut für unsere Gemeinden sorgen und ihnen die Nahrung geben, die sie brauchen. Damit ist auch das Wort Gottes gemeint, dass wir verständlich auslegen sollen. Wenn wir uns von den Verführungen der Welt ablenken ließen, dann wären wir keine guten Priester mehr.

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?


Aber wie gesagt, wir alle sind das priesterliche Gottesvolk. Wir alle sind die Knechte, die sich um ihre Mitknechte und um die, für die Gott ihnen Verantwortung gegeben hat, kümmern müssen. Was bei mir die Gemeinde ist, das sind zum Beispiel für die Eltern ihre Kinder. Jedem Menschen wurden von Gott andere Menschen anvertraut, für die er zu sorgen hat. Das gilt nicht nur für das leibliche Wohl, sondern auch für das geistliche Leben. Wir sind priesterliche Christen, deswegen sorgen wir für die uns Anvertrauten auch in geistlicher Hinsicht. 

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?

Ja, die Antwort auf diese Frage Jesu lautet: das sind wir alle, jeder von uns, der diese seine Worte hört!

Gebet:
Jesus, ich will dein guter Knecht sein, der für die ihm Anvertrauten gut sorgt. Danke das du mir den Priesterberuf geschenkt hast. Danke dass ich die Gemeinde mit der lebenswichtigen Nahrung versorgen darf: dein Leib in der Eucharistie. Jesus hilf mir, dass ich mich nicht ablenken lasse von den weltlichen Versuchungen. Ich will damit beschäftigt sein, der mir anvertrauten Gemeinde das zu geben, was sie braucht.


Pastor Roland Bohnen 


Mittwoch, 24. August 2022

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. (Joh 1,48)

Heiliger Bartholomäus

EVANGELIUM
Joh 1, 45-51

In jener Zeit
45traf Philippus Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.
46Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!
47Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.
48Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.
49Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!
50Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen.
51Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.


Tagesimpuls

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. (Joh 1,48)

Jesus spricht dem Natanael ein Wort der Erkenntnis zu. Solche Worte der Erkenntnis gab es auch im frühen Christentum, und es gibt sie auch heute. Paulus schreibt darüber: „Einem anderen aber (wird) das Wort der Erkenntnis (mitgeteilt) nach demselben Geist". (1Kor 12,8) Solche Worte, die einer Person über eine andere mitgeteilt werden, stammen vom Heiligen Geist. In unserem Kontext empfängt Jesus diese Gabe gleich dreimal für Natanael. Beim ersten Mal sagt er etwas aus über seine Identität: „ein Mann ohne Falschheit". Das ist gewiss eine große Ermutigung für Natanael. Es bestärkt ihn in seiner Persönlichkeit, es stärkt seine guten Eigenschaften, die er von Gott empfangen hat.

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.

Das erste Wort der Erkenntnis hat Natanael sicher gut getan, aber er musste noch nicht erkennen, dass es wirklich vom Heiligen Geist stammt. Natanael erkennt zwar die Wahrheit in diesem Wort, aber Jesus hätte es auch auf gut Glück sagen können, rein aus menschlicher Intuition. Beim zweiten Wort der Erkenntnis (ich habe dich unter dem Feigenbaum gesehen) ist es anders, da sagt Jesus etwas, was er nicht wissen konnte. Wir wissen nicht, was unter dem Feigenbaum geschah, aber es muss für Natanael wohl eine sehr große Bedeutung gehabt haben. Hier wird für Natanael deutlich, dass Jesus aus übernatürlicher, von Gott gegebener Erkenntnis spricht. Seine Reaktion darauf ist unmissverständlich, er erkennt Jesus als Sohn Gottes an!  Wenn Menschen heute eine solche Gabe empfangen und aussprechen, dann dient es in der Regel dazu, dass Gott sich den Menschen zeigen möchte, dass er lebendig ist und übernatürliche Dinge vollbringen kann.

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.

Das dritte Wort bezieht sich auf die Zukunft: „Du wirst noch größeres sehen." Mir wurden auch schon öfter Worte der Erkenntnis zugesprochen, meistens in christlichen Gruppen, in denen viel gebetet wird. All diese Worte, die mir zugesprochen wurden, haben eines gemeinsam: dass sie auf eine größere Zukunft hingewiesen hatten, die ich mir selber nie hätte vorstellen können. Mir wurde schon schnell klar durch diese Worte: Gott hat einen viel größeren Horizont als das, was ich für realistisch halte. Die Worte der Erkenntnis zeigen, was der Engel zu Maria gesagt hat: „Bei Gott ist nichts unmöglich." (Lk 1,37)

Gebet:
Heiliger Geist, ich danke dir für dein Wirken in unserer Zeit! Ich danke dir für alle deine Gaben, besonders auch für die Gabe der Erkenntnis, die du immer wieder Menschen schenkst. Hilf uns, dass wir die Geister gut unterscheiden können und uns nicht täuschen lassen. Schenke uns immer wieder eine große Klarheit, welche Worte von dir stammen.


Pastor Roland Bohnen 


Dienstag, 23. August 2022

Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel. (Mt 23,23)

21 Woche im Jahreskreis    Dienstag

EVANGELIUM
Mt 23, 23-26
In jener Zeit sprach Jesus:
23Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen.
24Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.
25Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr haltet Becher und Schüsseln außen sauber, innen aber sind sie voll von dem, was ihr in eurer Maßlosigkeit zusammengeraubt habt.
26Du blinder Pharisäer! Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein.

Tagesimpuls

Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel. (Mt 23,23)

Ich glaube, dass Minze, Dill und Kümmel auch zur Zeit Jesu nicht besonders teuer waren. Wenn man also den Zehnten von den Gütern spendet, die quasi gar nichts wert sind, dann ist das doch ziemlich geizig. Man sollte eher den Zehnten von den großen Gütern spenden, dann würde es wahrscheinlich auch etwas weh tun.

Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel.

Der Fehler, auf den Jesus hier hinweist, besteht darin, dass man sich auf ein paar Kleinigkeiten konzentriert und die auch mit Bravour erfüllt, um sich dann selbst das Gefühl zu geben, dass man ein guter Christ sei. Das, was am christlichen Glauben wirklich wichtig ist, lässt man aber außer Acht.

Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel.

Finden wir das bei uns auch heute? Suchen wir uns ein paar christliche Tugenden heraus, die uns leicht fallen, damit wir uns das gute Gefühl geben können, gute Christen zu sein, aber gleichzeitig gibt es auch blinde Flecken, wo wir uns gar nicht an die christliche Lehre halten? Der eine ist vielleicht ein bisschen faul und liebt die Gebetszeit, die er meistens einhält, weil er dann auch etwas zur Ruhe kommen kann. Ein anderer ist vielleicht ein bisschen zwanghaft und hält sich genau an alle liturgischen Rubriken, betet das Stundengebet genau zur rechten Zeit, aber vielleicht fehlen ihm auch andere christliche Tugenden, wie zum Beispiel das Verständnis für Menschen, die es nicht geschafft haben, all diese Normen einzuhalten. Oder wieder ein anderer ist sehr aktiv und hoch engagiert, weil es auch in seiner Natur liegt. Natürlich spendet er auch für gute Zwecke. Aber ihm fällt es sehr schwer, einmal zur Ruhe zu kommen und im Gebet auf Jesus zu hören. Jeder macht etwas, aber was ist bei alldem am wichtigsten? Vielleicht ist das, was ich tue, ja auch nur so viel wert, wie wenn jemand den zehnten Teil von der Minze spendet. 

Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel.

Grundsätzlich ist es gar nicht so falsch, wenn wir erst mal mit unseren Stärken beginnen. Wir sollen uns aber nichts darauf einbilden sondern uns wenigstens bewusst bleiben, dass wir an anderen Stellen noch Defizite haben. Dann haben wir vielleicht auch Verständnis und mehr Barmherzigkeit für andere, die vielleicht gerade das, was wir gut können, nicht so gut können, die aber dafür andere Dinge besser können als wir.

Gebet:
Jesus, vielleicht sind meine Tugenden und Stärken im Vergleich zu dem, was für dich wirklich wichtig ist, gar nicht so bedeutend, wie ich meine. Hilf mir, dass ich erkenne, was für dich am wichtigsten ist. Bewahre mich davor, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und Unwichtiges zu hoch zu bewerten.


Pastor Roland Bohnen 


Montag, 22. August 2022

Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen. (Mt 23,13)

21 Woche im Jahreskreis    Montag

EVANGELIUM
Mt 23, 13-22
13Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.
(14)15Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst.
16Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so ist das kein Eid; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist an seinen Eid gebunden.
17Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht?
18Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, so ist das kein Eid; wer aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, der ist an seinen Eid gebunden.
19Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht?
20Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt.
21Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt.
22Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.


Tagesimpuls

Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen. (Mt 23,13)

Was damals für die Pharisäer galt, müssen wir heute auf uns übertragen. Ich glaube, das es nicht nur die Priester, sondern jeder Christ auf sich übertragen kann. Das, was wir alle gemeinsam haben, ist eine Verantwortung für bestimmte Menschen, die Gott uns anvertraut hat. Bei uns Pfarrern ist es die Gemeinde, bei den Eltern ist es die Familie, bei den Lehrern sind es die Schüler und so weiter. Wir sind sozusagen die Lokomotive, und die uns anvertrauten Menschen sind die Anhänger. Wenn wir vorwärts gehen, dann können die anderen auch vorwärts gehen. Wenn wir hinein gehen, dann öffnen wir damit die Tür, damit die anderen auch hinein gehen können. Man könnte es auch mit einem Eisbrecher vergleichen. Wir machen den Weg frei, damit die anderen hinter uns herfahren können.

Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

Gestern hat Jesus auch gesagt, wir sollen versuchen hinein zu gehen durch die enge Tür, hinein ins Reich Gottes. Aber warum gehen wir nicht hinein? Es gibt leider die Versuchungen zur Sünde, die uns von Jesus entfernen. Vielleicht ist das Schlimmste an der Sünde gar nicht einmal die Tat, sondern die Tatsache, dass wir uns von Jesus entfernen. Wenn wir nicht hinein gegangen sind wegen der Sünde, dann gibt es für uns immer noch zwei Möglichkeiten: wir können bereuen und zurückkommen auf den Weg. Die zweite Möglichkeit ist sehr schlimm, es ist das, was Jesus heute im Evangelium beschrieben hat:

Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.
Weil ich etwas nicht will, behaupte ich, dass das auch gar nicht sein muss. Ich verführe die anderen, es mir gleich zu tun. Wenn jemand dann doch auf dem richtigen Weg geht, dann verspotte ich ihn und behaupte, das wäre übertrieben oder fanatisch. Vielleicht haben sie so manch einen Spott schon gehört, wir wären die „Super Christen", oder eine „elitäre Gemeinschaft" oder wie auch immer. Aber hier soll es ja uns gehen und nicht um die anderen. Habe ich auch schon einmal andere verführt, nicht auf dem richtigen Weg zu gehen, weil ich selber nicht auf dem richtigen Weg gehe? Wenn ich zum Beispiel selber nicht faste, sage ich dann zu den anderen: „Das muss man auch nicht!" Oder noch schlimmer: habe ich dann die anderen, die doch fasten, versucht zu entmutigen oder davon abzuhalten?

Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

Die Versuchung zur Sünde wird uns wohl zeitlebens umgeben. Und immer wieder werden wir vielleicht dieser Versuchung erliegen. Aber wie gesagt, dann haben wir doch noch eine bessere Möglichkeit. Wir können ehrlich zugeben, dass wir an einem bestimmten Punkt kämpfen. Wir können sogar den anderen sagen: „Nehmt mich Bitte in diesem Punkt nicht zum Vorbild!" Wir können, selbst wenn wir selber fallen, doch die anderen ermutigen, auf dem richtigen Weg zu gehen.

Gebet:
Jesus, nicht immer bin ich ein gutes Vorbild. Aber ich will die andere Menschen, die du mir anvertraut hast, nicht in die Irre führen. Ich will den richtigen Weg lehren , auch wenn ich es selber nicht immer geschafft habe, auf ihm zu gehen. Danke Jesus für deine Barmherzigkeit! Ich will deine Barmherzigkeit verkünden!


Pastor Roland Bohnen 


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