Samstag, 30. Juli 2022

Hütet euch vor jeder Art von Habgier! (Lk 12,15)

18 Sonntag im Jahreskreis 

   

Evangelium

Lk 12, 13–21

In jener Zeit
13 bat einer aus der Volksmenge Jesus:
Meister, sag meinem Bruder,
er soll das Erbe mit mir teilen!
14Er erwiderte ihm: Mensch,
wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt?
15Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht,
hütet euch vor jeder Art von Habgier!
Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin,
dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.
16Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis:
Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte.
17Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun?
Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte.
18Schließlich sagte er:
So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen
und größere bauen;
dort werde ich mein ganzes Getreide
und meine Vorräte unterbringen.
19Dann werde ich zu meiner Seele sagen:
Seele, nun hast du einen großen Vorrat,
der für viele Jahre reicht.
Ruh dich aus, iss und trink
und freue dich!
20Da sprach Gott zu ihm: Du Narr!
Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern.
Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?
21So geht es einem,
der nur für sich selbst Schätze sammelt,
aber bei Gott nicht reich ist.


Tagesimpuls

Hütet euch vor jeder Art von Habgier! (Lk 12,15)

Manche Familien haben keine Reserven. Sie sind froh, wenn sie Monat für Monat über die Runden kommen. Andere haben etwas gespart, weil sie eine gewisse Sicherheit haben möchten. Wenn zum Beispiel im Haus etwas kaputt geht, dann möchten Sie eine Reserve haben, um das zu ersetzen. Ich glaube, dass das in den Augen Jesu legitim ist. Aber ich kenne das Beispiel eines Priesters, der mit seinem Freund darüber gesprochen hatte. Erst hatte er ein paar 1000 € auf der Sparkasse, dann waren es 10.000, und dann waren es inzwischen 20.000. Die beiden sprachen darüber, und der Freund meinte, dass doch jetzt inzwischen die Obergrenze erreicht wäre. So viel Geld braucht niemand als Reserve für eventuelle Notfälle. Der Priester, der so viel gespart hatte, hatte auch gespürt, wie sein geistliches Leben immer mehr gelitten hat. Er hat sich entschieden, einen großen Teil zu spenden, so dass er nur noch eine kleinere Reserve für Notfälle übrig behalten hat. Sein Leben mit Jesus war dann wieder so lebendig wie zuvor.

Hütet euch vor jeder Art von Habgier!

Ich kenne auch Menschen, die mit ihrem Geld eine Stiftung gemacht haben. Jesus hat gesagt, dass wir nicht nur für uns selbst Schätze ansammeln sollen. Wenn man die Schätze für einen guten Zweck sammelt, dann ist das ja ein gutes Anliegen. Unsere Gesellschaft funktioniert mit Geld. Wenn ein Christ Geld verwaltet oder mit Geld umgeht, um damit das Reich Gottes zu fördern, dann kann ich mir vorstellen, dass das im Sinne Jesu auch legitim ist. Dann hat es ja nichts mit Habgier zu tun, denn man verwaltet das Geld ja nur für den guten Zweck.

Hütet euch vor jeder Art von Habgier!

Trotzdem sehe ich aber auch doch das Zeugnis von Jesus und den Aposteln. Sie haben in Armut gelebt, weil sie auf Gott vertrauen wollten. Zugleich gab es aber auch eine Kasse, und es gab reiche Frauen, die den Aposteln Geld gaben. Somit zeigt sich, dass man keine ganz klare Linie erkennen kann. Auch bei Jesus war Geld im Spiel. Aber zugleich waren die Jünger wirklich arm und haben täglich auf Gottes Vorsehung vertraut. Für uns bedeutet das, dass es nicht ganz eindeutig ist. Geld zu besitzen ist keine Sünde. Wir sollen uns aber doch immer wieder an der Armut Jesu messen. Sein Lebensstil des Gottvertrauens ist und bleibt für uns Vorbild, und wir sollen uns vor der Habgier hüten.

Gebet:
Jesus, bitte hilf uns, gut mit unserem Geld umzugehen. Zeige uns, wenn wir die Obergrenze erreicht haben, wenn wir zu wenig gespendet haben. Hilf uns, gerade in der in Zukunft bedrängender werdenden Zeit das Gottvertrauen zu bewahren. Du willst uns alles schenken, was wir für unser Leben brauchen.


Pastor Roland Bohnen 


Freitag, 29. Juli 2022

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 11,25)

Heilige Marta

EVANGELIUM
Joh 11, 19-27

In jener Zeit
19waren viele Juden zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
20Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
21Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
22Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
23Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
25Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
26und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
27Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.


Tagesimpuls

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 11,25)

Zur Zeit Jesu war man sich nicht einig, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht. Ganz sicher hat Jesus die Auffassung vertreten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Da Jesus ein Lehrer war, haben seine Schüler das auch übernommen. Also glaubt Marta wie die anderen Jünger auch an das Leben nach dem Tod. Aber Jesus verkündet jetzt noch etwas Neues:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.

Die Auferstehung ist im Glauben schon da. Lazarus lebt jetzt schon. Durch den Glauben an Jesus sind alle immer lebendig, die an Jesus glauben. Deswegen sind die Verstorbenen für uns zu vergleichen mit Menschen, die verreist sind. Die Tatsache, dass die verreist sind, heißt ja nicht, dass sie tot sind. Sie sind nur nicht mehr in unserem Sichtfeld. Aber nachts glauben wir ja auch, dass die Sonne immer noch existiert, auch wenn wir sie dann nicht sehen. Und genau so leben auch die Verstorbenen, die an Jesus geglaubt haben, auch wenn wir sie im Moment nicht sehen.

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.

Das „Ich-bin"-Wort zeigt deutlich die Göttlichkeit Jesu. „Ich bin, der ich bin", so hatte Gott sich am Berg Sinai offenbart. Weil Jesus Gott ist, deswegen können wir auch verstehen, dass die Verstorbenen in ihm leben.

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.

Marta hat hier von Jesus viel gelernt. Als Jesus bei Marta und Maria zu Gast war, da war sie mit dem Essen-Machen beschäftigt. Sie hat sich nicht so sehr für das Gespräch mit Jesus interessiert. Aber diese große Not, als ihr Bruder verstorben war, hat sie dann doch in die Arme Jesu getrieben. Nun redet sie intensiv mit ihm, so wie es auch sein soll, wie Jesus es sich immer gewünscht hatte. 

Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass in dir alle Verstorbenen leben. Ich will immer das Gespräch mit dir suchen, damit mein Glaube gestärkt wird. Danke für das Vorbild der heiligen Marta, die zwar zunächst mit ihrer Arbeit beschäftigt war, die dann aber auch den Weg zum persönlichen Gespräch, zur persönlichen Beziehung zu dir gefunden hat. 


Pastor Roland Bohnen 


Donnerstag, 28. Juli 2022

Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen. (Mt 13,49)

17 Woche im Jahreskreis    Donnerstag

EVANGELIUM
Mt 13, 47-52

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
47Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen.
48Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.
49So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen
50und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.
51Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.
52Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.

Tagesimpuls

Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen. (Mt 13,49)

Ich hätte lieber gehört, wenn Jesus gesagt hätte, dass in uns das Böse vom Guten getrennt wird. Aber er sieht die konkreten Menschen vor sich. Und von diesen Menschen werden einige in die eine Richtung und andere in die andere Richtung gehen. Der Trost ist, dass Jesus nicht sagt, wie lange das Feuer dauern wird. Die Lehre der katholischen Kirche unterscheidet: es gibt das ewige Feuer der Hölle und das zeitlich begrenzte Feuer, was auch Fegefeuer genannt wird. Das Letztere hat dann tatsächlich den Sinn, dass in jedem einzelnen Menschen das Böse vom Guten getrennt wird, damit der Mensch ganz gereinigt in den Himmel eingehen kann.

Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen.

In mir bewirkt dieses Evangelium die Sehnsucht danach, ganz gut zu sein. Ich möchte mich Jesus hingeben und ihn bitten, mich immer mehr zu reinigen. Das Fegefeuer sollte sozusagen nur eine Option für den Notfall sein. Im Normalfall sollten wir die Gnaden, die Jesus uns zur Verfügung stellt, voll ausnutzen, damit wir schon in diesem Leben gereinigt und geheiligt werden. Eine sehr große Hilfe dabei ist die regelmäßige Beichte. Dieses Sakrament hat uns Jesus zur Verfügung gestellt, damit unser Leben durch seine sakramentale Gnade gereinigt wird.

Gebet:
Jesus, ich danke dir für deine klaren Worte. Bitte hilf mir, dass ich zu den guten Fischen gehören kann. Ich weiß, dass ich es nicht aus eigener Kraft schaffe. Nur durch deine Gnade kann ich gereinigt und geheiligt werden. Bitte hilf mir dabei. Amen.


Pastor Roland Bohnen 


Mittwoch, 27. Juli 2022

Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. (Mt 13,44)

17 Woche im Jahreskreis    Mittwoch

EVANGELIUM
Mt 13, 44-46

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
44Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
45Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.


Tagesimpuls

Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. (Mt 13,44)

Für den Mann viel ist nicht schwer, alles zu verkaufen, um den einen Acker mit dem Schatz kaufen zu können. Er hatte den Schatz erkannt, er hatte den Schatz entdeckt! Es ist ein wenig so, wie wenn man einem Hund seinen alten Knochen wegnehmen will. Er wird sehr böse sein und sich den Knochen nicht wegnehmen lassen. Wenn man ihm aber ein frisches saftiges Stück Fleisch hinwirft, dann wird er den Knochen sofort loslassen. Um etwas loslassen zu können, dass uns bisher wichtig war, müssen wir etwas Neues, Wertvolles finden, dann fällt uns das Loslassen leicht.

Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Wir verkünden, dass es sich lohnt, für Jesus alles andere loszulassen und aufzugeben. Aber die beiden Personen im Gleichnis Jesu haben das nicht nur gehört, sondern sie haben es auch tatsächlich gefunden. Wenn ich das Gleichnis ernst nehme, dann bedeutet das, dass die Menschen Jesus zuerst finden, und weil sie ihn gefunden haben, weil sie ihn als ihren allerwertvollsten kostbaren Schatz entdeckt haben, deswegen können sie alles andere loslassen, um diesen Schatz besitzen zu können. Wir könnten also diese Reihenfolge erkennen: als erstes gebe ich Jesus Raum in meinem Leben, ich lasse ihn in mein Leben hinein. Das zweite ist, dass ich ihm mein Leben übergebe, dass ich ihn an die erste Stelle meines Lebens setze und alles andere unter in unterordne. Man kann es auch so formulieren: erst lerne ich Jesus kennen, und danach schenke ich ihm mein Leben.

Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Unsere Verkündigung sollte also darauf abzielen, dass die Menschen Jesus als ihren kostbaren Schatz kennenlernen und in ihr Leben aufnehmen. Wir sprechen also nicht als erstes von Geboten und Pflichten, von dem was man alles muss. Vielmehr verkünden wir, wie viel Jesus uns schenkt, wie sehr er unser größter Schatz sein will.

Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass du mein allergrößter Schatz bist. Bitte verzeih mir, wenn ich dir doch immer wieder andere Dinge vorziehe. Bitte hilf uns allen, dass wir verkünden, wie wertvoll, wie kostbar du bist. Bitte gib, dass noch viele Menschen dir ihr Leben schenken, dich an die erste Stelle ihres Lebens setzen und deine Liebe erfahren.


Pastor Roland Bohnen 


Dienstag, 26. Juli 2022

Ihr seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. (Mt 13,16)

Heilige Joachim und Anna

EVANGELIUM
Mt 13, 16-17

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
16Ihr seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Tagesimpuls

Ihr seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.  (Mt 13,16)

Ähnlich wie der greise Simeon oder die Propheten Hannah, so durften auch die Großeltern Jesu, Joachim und Anna, das Heil Gottes schauen, dass in Jesus auf die Welt gekommen ist. Simeon sprach das Gebet aus: „meine Augen haben das Heil gesehen." Dasselbe gilt für Joachim und Anna. Sie durften das Heil in Jesus ebenfalls schauen. Wir wissen zwar nicht genau, wie alt die beiden geworden sind. Aber zumindest aus den vielen Darstellungen der so genannten Anna selbdritt können wir erkennen, dass die Tradition der Kirche wenigstens für die Großmutter Anna geltend gemacht hat, dass sie das Jesuskind noch erleben durfte. Auf diesen Darstellungen wird nämlich Anna, Maria und Jesus dargestellt. Ob Joachim das auch noch erleben durfte, wissen wir nicht. Daher dürfen wir es auch nicht ausschließen. 

Ihr seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.

Was bedeutet das nun für uns? Auch unsere Augen sehen und unsere Ohren hören. Alle, die nach Jesus gekommen sind, haben durch den Heiligen Geist die Möglichkeit, Jesus zu erkennen, das Heil der Welt! Das ist eine Gnade, die nicht selbstverständlich ist. Manchmal sagen Menschen: „ich wäre froh, wenn ich so glauben könnte." Daran kann man sehen, wie unselbstverständlich unser Glaube ist. Für mich bedeutet das, dass ich dafür beten soll, dass mehr Menschen zum Glauben kommen können. Der Glaube ist so eine große Gnade, man kann sie nur immer wieder für die Menschen erbitten. Das ist eine geistige Angelegenheit. Dazu gehört auch, dass wir durch unsere Christusbeziehung das Böse vertreiben, damit ein Klima des Heiligen Geistes entstehen kann, indem Menschen den Glauben annehmen können.

Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass unsere Augen sehen und unsere Ohren hören! Ich möchte mit meinem Leben dazu beitragen, dass dieses gute Klima des Heiligen Geistes entstehen kann, damit immer mehr Menschen ja sagen können zum Glauben an dich. Jesus, ich bitte dich ganz besonders für die Menschen, die sich nach dem Glauben sehnen, die jetzt aber noch nicht glauben können. Schenke ihrer Sehnsucht Erfüllung


Pastor Roland Bohnen 


Montag, 25. Juli 2022

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. (Mt 20,26)

Heiliger Jakobus

EVANGELIUM
Mt 20, 20-28

In jener Zeit
20kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte.
21Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen.
22Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es.
23Da antwortete er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat.
24Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder.
25Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.
26Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,
27und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.
28Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Tagesimpuls

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. (Mt 20,26)

Dass die Mächtigen dieser Welt ihre Macht missbrauchen zur Unterdrückung derer, die keine Macht haben, ist für Jesus eine gegebene Tatsache, eine Selbstverständlichkeit. Das folgt aus der Erbsünde. Ohne die Erlösung, die Jesus schenkt, sind die Menschen so. Der Humanismus meint zwar, man könne die Menschen auch ohne Jesus ändern. Der Kommunismus meinte, man könne die Strukturen ändern und dadurch die Menschen ändern. Aber Jesus hat einen ganz anderen Weg.

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.

Jesus will den Menschen persönlich erreichen, eine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen, ihn von den Sünden erlösen und auf diese Weise den Menschen ändern. Der Mensch wird von Jesus in seine Freiheit, in seine persönliche Berufung und Bestimmung hineingeführt. Und dies ist die Liebe. Wer von Jesus erlöst ist, der will nicht andere Menschen unterdrücken. Er will sich in den Dienst der Gesellschaft hinein stellen. Er will Diener der anderen sein. Wer als Christ Politiker ist, wird diese Haltung einnehmen. Deswegen brauchen wir viele christliche Politiker. Aber in allen anderen Lebensbereichen können wir ebenfalls diese Haltung einnehmen. Wir sollen unser ganzes Leben als Dienst an den Mitmenschen verstehen. Jeder Beruf, jede Berufung ist so zu verstehen.

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.

Heute können wir diese Haltung des Dienens einüben. Wir können aufmerksam durch den Tag gehen und Gelegenheiten suchen, wo wir anderen Menschen dienen können. Darüber hinaus können wir aber auch unsere ganz normalen Tätigkeiten in dieser Haltung ausüben. Wenn die Hausfrau zu Hause putzt, dann tut sie das als Dienst für ihre Familie. Wenn der Schüler lernt, dann ist es letztendlich auch ein Dienst an Mitmenschen, denn er bereitet sich auf einen Dienst vor für die Gesellschaft. Und sogar wenn man Freizeit hat, wenn man sich erholt, dann stellt man sich in den Dienst der Mitmenschen, denn wir brauchen Erholung, um unseren Mitmenschen gut dienen zu können. Selbstverständlich gilt dasselbe auch für das Beten. Wenn wir beten, dann dienen wir in ganz besonderer Weise unseren Mitmenschen, vor allem ihrer Erlösung.

Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass du uns hilfst, unsere wirkliche Berufung zu finden: die Liebe und das Dienen für unsere Mitmenschen. Jesus, du warst nicht unpolitisch, aber deine Art, in die Gesellschaft hineinzuwirken, ist nicht, indem du die Strukturen änderst, sondern indem du jeden einzelnen Menschen erlöst und ihn zur Liebe befähigst. Hilf uns, dass wir in deinem Dienst einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft ausüben.


Pastor Roland Bohnen 


Samstag, 23. Juli 2022

Bittet und es wird euch gegeben. (Lk 11,9)

17 Sonntag im Jahreskreis    

Evangelium

Lk 11, 1–13

1Jesus betete einmal an einem Ort;
als er das Gebet beendet hatte,
sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten,
wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!
2Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
3Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen!
4Und erlass uns unsere Sünden;
denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.
Und führe uns nicht in Versuchung!
5Dann sagte er zu ihnen:
Wenn einer von euch einen Freund hat
und um Mitternacht zu ihm geht
und sagt: Freund, leih mir drei Brote;
6denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist,
ist zu mir gekommen
und ich habe ihm nichts anzubieten!,
7wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe,
die Tür ist schon verschlossen
und meine Kinder schlafen bei mir;
ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?
8Ich sage euch:
Wenn er schon nicht deswegen aufsteht
und ihm etwas gibt,
weil er sein Freund ist,
so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen
und ihm geben, was er braucht.
9Darum sage ich euch:
Bittet und es wird euch gegeben;
sucht und ihr werdet finden;
klopft an und es wird euch geöffnet.
10Denn wer bittet, der empfängt;
wer sucht, der findet;
und wer anklopft, dem wird geöffnet.
11Oder welcher Vater unter euch,
den der Sohn um einen Fisch bittet,
gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange
12 oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?
13Wenn nun ihr, die ihr böse seid,
euren Kindern gute Gaben zu geben wisst,
wie viel mehr wird der Vater im Himmel
den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

Tagesimpuls

Bittet und es wird euch gegeben. (Lk 11,9)

Wenn Jesus uns auffordert zum Gebet, dann meint er meistens das Bittgebet. Auch im Vater Unser, dem Gebet, dass Jesus uns gelehrt hat, werden nacheinander Bitten an Gott gerichtet. Man könnte daher sagen, dass das Bittgebet das grundlegende Gebet ist, vor allen anderen Gebetsformen. Ich glaube, dass dies auch der menschlichen Wirklichkeit entspricht. Ich glaube, dass die allermeisten Menschen, wenn sie beten, erst einmal Bittgebete an Gott richten.

Bittet und es wird euch gegeben.

Jesus lädt nicht ein zum Bitten, er sagt auch nicht, dass es erlaubt wäre, oder dass man es, wenn man will, einmal machen könne, nein, er fordert auf zum Bitten. Wir sollen bitten, das ist eine Anweisung. Daraus folgt, dass, wenn wir es nicht tun, dass wir dann etwas versäumen. Wir könnten sogar daraus schlussfolgern, dass es ein Mangel an Nächstenliebe ist, wenn wir nicht bitten. Wie vieles bleibt vermutlich ungeschehen, weil zu wenig Menschen gebetet haben. Genauso wie wir den Armen helfen und das Brot teilen sollen, so sollen wir auch für die notleidenden Menschen beten.

Bittet und es wird euch gegeben.

Wenn wir beten, dann sollen wir uns nicht auf unsere menschlichen Problemlösungen fixieren. Wir sollen Jesus nur die Probleme bringen. Die Lösungen wird er schenken. Wir dürfen Gott nicht vorschreiben, was er zu tun hat. Manche meinen deswegen, dass das Gebet nicht wirken würde, weil Gott doch nicht tut, was wir uns wünschen. Aber das Gebet hat nicht den Sinn, dass wir Gott sagen müssten, was er tun müsse. Jesus will, dass wir beten. Er will das wir unsere Anliegen, auch die Kleinigkeiten des Alltags, vor ihn tragen. Jesus will uns Lösungen schenken. Aber es sind seine Lösungen und nicht unsere. Wir sollen auf ihn vertrauen. Damit sein Wirken und Handeln in dieser Welt möglich wird beziehungsweise verstärkt wird, sind unsere Gebete erforderlich. 

Gebet:
Jesus, du hast uns aufgetragen, zu beten. Bitte verzeih mir, wenn ich zu wenig Glauben hatte. Bitte verzeih mir, wenn ich zu wenig gebetet habe und wenn dadurch Dinge nicht möglich waren, die du hättest machen wollen. Bitte hilf mir, dass ich so gut wie möglich mit dir kooperiere, dass ich durch meine Gebete dein Handeln fördern kann.


Pastor Roland Bohnen 


Freitag, 22. Juli 2022

Halte mich nicht fest! (Joh 20,17)

Maria Magdalena

EVANGELIUM
Joh 20, 1-2.11-18

1Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
17Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.


Tagesimpuls

Halte mich nicht fest! (Joh 20,17)

Wir können Jesus begegnen, aber wir können ihn nicht festhalten. Ich denke an das Alte Testament, in dem die Gottesbegegnung als Vorübergang bezeichnet wurde (vgl. Ex 12,11 oder 1 Köln 19,11).  Gott begegnet, er zeigt sich, er schenkt sich, aber man kann ihn nicht festhalten. Allerdings sehen wir an Maria Magdalena, wie sehr es sich lohnt, auf ihn zu warten. Die anderen Jünger waren alle nach Hause gegangen, auch die Frauen. Aber Maria wartet. Irgendetwas hat sie dazu getrieben, dass sie nicht nach Hause gegangen ist. Vielleicht hat sie geahnt, dass sie Jesus hier am leeren Grab begegnen würde.

Halte mich nicht fest!

Ich denke wir alle, oder doch die allermeisten von uns, kennen die Gottesbegegnung. Und bei uns ist es ähnlich. Wir warten auf Gott, vor allem, wenn wir in der Anbetung vor dem allerheiligsten Sakrament sind. Wir warten auf Gott im Gebet. Wir sehnen uns danach, dass er uns erscheint. Wir glauben, dass er da ist, aber dennoch sehnen wir uns nach einer intensiveren Begegnung, nach einer intensiveren Offenbarung. Wir wollen ihn gleichsam in die Arme schließen, so wie Maria Magdalena es getan hat. Wenn wir die Zeit des Wartens investieren, wenn wir nicht wie die anderen viel zu schnell nach Hause gehen, dann belohnt Jesus unser Warten durch eine tiefe Begegnung.

Halte mich nicht fest!

Wenn er uns begegnet, wenn er sich uns zeigt, dann erleben wir wie Maria Magdalena, dass wir ihn nicht festhalten können. Wir dürfen ihn auch nicht festhalten. Immer, wenn er sich zeigt, dann ist es ein großes Geschenk. Ganz gewiss dürfen wir es in unserem Herzen bewahren, auch wenn wir die Erfahrung immer wieder loslassen müssen. Auf diese Weise wird unser Glaube genährt, wird unser Glaube gestärkt, und wir können Zeugnis geben von unserer Begegnung mit ihm, der wahrhaft auferstanden ist!

Gebet:
Jesus, bitte verzeih mir, wenn ich nicht lange genug gewartet habe. Jeden Tag bin ich bei dir, und du bist bei mir in deiner heiligen Eucharistie. Ich sehne mich nach tieferer Begegnung mit dir. Ich weiß, dass du dich mir schenken willst. Ich weiß aber auch, dass ich Geduld brauche. Du bist verborgen in der Eucharistie. Aber du willst dich zeigen, du willst mir begegnen. So will ich auf dich warten. Danke, dass du uns ähnliche Erfahrungen schenkst wie Maria Magdalena.


Pastor Roland Bohnen 


Donnerstag, 21. Juli 2022

Und mit ihren Ohren hören sie nur schwer. (Mt 13,15)

16 Woche im Jahreskreis    Donnerstag

EVANGELIUM
Mt 13, 10-17

In jener Zeit
10kamen die Jünger zu Jesus und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
11Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
12Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
13Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
14An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.
15Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
16Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Tagesimpuls

Und mit ihren Ohren hören sie nur schwer. (Mt 13,15)

Jesus sagt nicht, sie hören gar nicht. Jesus sagt aber auch nicht, sie hören gut. Sie hören eben schwer. Wenn sie gar nicht hören würden, dann bräuchte Jesus auch nicht zu Ihnen zu sprechen. Dann würde alles keinen Sinn machen. Sie hören schwer, das heißt, dass er damit rechnen muss, dass sie ihn nicht verstehen. Es heißt für ihn, dass er sich besondere Mühe machen muss, damit sie ihn wenigstens etwas verstehen. Daher spricht er zu ihnen in Gleichnissen.

Und mit ihren Ohren hören sie nur schwer.

Jesus gibt sehr deutlich den Grund an, warum sie nur schwer hören. Sie wollen sich nicht bekehren (ebenfalls Vers 15). Das heißt, im Grunde verstehen sie durchaus, worum es Jesus geht. Aber wenn sie seine Worte ernst nehmen würden, dann müssten sie von ihrem bisherigen Leben umkehren. Insbesondere aber die Menschen, denen es gut geht, die gerne in ihrer Sicherheit bleiben möchten, tun sich mit der Umkehr sehr schwer. Ich habe sogar schon einmal gehört, dass ein älterer Mensch gesagt hat: „Wenn ich mal tot bin, dann könnt ihr alles verändern, dann könnt ihr machen was ihr wollt. Aber so lange wie ich noch lebe, lasst bitte alles beim alten." Das ist ein typisches Beispiel für einen Menschen, der keinerlei Veränderung möchte. Niemand soll ihm in sein Leben hineinreden, auch nicht Jesus. Umkehr bedeutet aber, dass Jesus in mein Leben hineinreden darf. Umkehr bedeutet, dass ich Jesus die Erlaubnis gebe, mich zu führen und zu lenken, wie er es will. Umkehr bedeutet, dass ich Jesus mein Leben überlasse. Das steht im Gegensatz zum Festhalten an meiner jetzigen Sicherheit.

Und mit ihren Ohren hören sie nur schwer.

Man müsste den Menschen erklären, dass Ihre jetzige vermeintliche Sicherheit eine trügerische Sicherheit ist. Sie könnten morgen am Tag krank werden, oder morgen kann schon etwas passieren, dass nie mehr alles so ist wie es war. Ob wir es wollen oder nicht, unser Leben ist ja doch in Gottes Hand. Dann können wir doch auch die Konsequenz daraus ziehen und ihm unser Leben schenken. Aber wie gesagt, viele wollen das nicht, und deswegen hören sich nur sehr schwer. 

Gebet:
Jesus, ich schenke dir mein Leben. Du sollst mich führen und leiten, wohin du mich führen willst. Ich kann meinem Leben keine Sicherheit geben, nur du kannst es. Wir bitten dich heute besonders für alle, die nur schwer hören wollen, weil sie an ihren bisherigen Sicherheiten fest hängen. Hilf Ihnen, loszulassen, damit sie sich ganz dir hingeben können. Amen.


Pastor Roland Bohnen 


Mittwoch, 20. Juli 2022

Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. (Mt 13,3)

16 Woche im Jahreskreis    Mittwoch

EVANGELIUM
Mt 13, 1-9

1An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.
2Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
3Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
4Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
6als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.
8Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
9Wer Ohren hat, der höre!

Tagesimpuls

Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. (Mt 13,3)

So lange wie ich Priester bin, höre ich mit sehr großer Regelmäßigkeit, dass ich nicht so lange predigen solle. Das ist aber allgemein so, nicht nur im Hinblick auf meine Person. Egal in welche katholische Kirchengemeinde man kommt, man wird immer wieder Menschen treffen, die Wert darauf legen, dass nicht so lange gepredigt wird, und die das auch deutlich kund tun. Im Gegensatz dazu fällt mir im heutigen Evangelium auf, dass Jesus lange zu ihnen sprach.

Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen.

Nun könnte man meinen, Jesu Worte waren derart gewaltig und kraftvoll, dass alle Menschen sehr gerne zuhörten. Ganz sicher war das auch so, ganz sicher sind die Worte Jesu in keiner Weise zu vergleichen mit den Worten eines anderen Priesters, der an Vollkommenheit weit hinter Jesus zurückbleibt. Aber auch bei Jesus gab es die Menschen, die nicht gut zugehört haben oder die das Gehörte nicht im Herzen verarbeitet haben. Diejenigen, die mir sagen, dass man nicht so lange predigen solle, begründen das damit, dass man so lange nicht zuhören und das Gehörte nicht aufnehmen könnte. Aber genau das war bei Jesus auch der Fall. Nur ein kleiner Teil seiner Worte fällt auf guten Boden. Bei vielen Menschen fällt also Seine Predigt nicht auf guten Boden. Sie nehmen das Gehörte nicht auf. Aber trotzdem lässt er sich nicht daran hindern, lange zu predigen.

Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen.

Was ich daraus lerne: Jesus Predigt nicht weniger, weil es einige Menschen gibt, die vieles nicht verstehen oder nicht aufnehmen können. Er lässt sich von dem Negativen gar nicht beeindrucken und beeinflussen. Er Predigt so, wie er es für richtig hält, und er weiß, dass seine Worte wenigstens bei einigen Menschen auf guten Boden fallen. Wenn er kürzer gepredigt hätte, wäre vielleicht das ein oder andere Wort nicht ausgesprochen worden, dass bei ganz bestimmten Menschen aber wichtig gewesen ist.

Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen.

Das heißt nun nicht, dass man rücksichtslos oder lieblos gegenüber den Schwachen handeln soll. Man soll aber auch nicht so viel Rücksicht nehmen, dass das Gute um der Schwachen willen nicht getan wird. Man muss das Gute tun, auch wenn es immer Menschen geben wird, die das nicht verstehen und die daran Anstoß nehmen.

Gebet:
Jesus, ich danke dir für deinen Heiligen Geist, der die Priester und Prediger inspiriert. Wir dürfen in deinem Namen und in deinem Sinne sprechen. Jesus, hilf allen Priestern, dass sie sich nicht zu sehr zurückhalten lassen vom Negativen, von denen, die deine guten Worte nicht verstehen und sie am liebsten unterdrücken wollen. Hilf uns, im Glauben und im Vertrauen dein Wort zu verkünden.


Pastor Roland Bohnen 


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