Freitag, 22. Juli 2022

Halte mich nicht fest! (Joh 20,17)

Maria Magdalena

EVANGELIUM
Joh 20, 1-2.11-18

1Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
17Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.


Tagesimpuls

Halte mich nicht fest! (Joh 20,17)

Wir können Jesus begegnen, aber wir können ihn nicht festhalten. Ich denke an das Alte Testament, in dem die Gottesbegegnung als Vorübergang bezeichnet wurde (vgl. Ex 12,11 oder 1 Köln 19,11).  Gott begegnet, er zeigt sich, er schenkt sich, aber man kann ihn nicht festhalten. Allerdings sehen wir an Maria Magdalena, wie sehr es sich lohnt, auf ihn zu warten. Die anderen Jünger waren alle nach Hause gegangen, auch die Frauen. Aber Maria wartet. Irgendetwas hat sie dazu getrieben, dass sie nicht nach Hause gegangen ist. Vielleicht hat sie geahnt, dass sie Jesus hier am leeren Grab begegnen würde.

Halte mich nicht fest!

Ich denke wir alle, oder doch die allermeisten von uns, kennen die Gottesbegegnung. Und bei uns ist es ähnlich. Wir warten auf Gott, vor allem, wenn wir in der Anbetung vor dem allerheiligsten Sakrament sind. Wir warten auf Gott im Gebet. Wir sehnen uns danach, dass er uns erscheint. Wir glauben, dass er da ist, aber dennoch sehnen wir uns nach einer intensiveren Begegnung, nach einer intensiveren Offenbarung. Wir wollen ihn gleichsam in die Arme schließen, so wie Maria Magdalena es getan hat. Wenn wir die Zeit des Wartens investieren, wenn wir nicht wie die anderen viel zu schnell nach Hause gehen, dann belohnt Jesus unser Warten durch eine tiefe Begegnung.

Halte mich nicht fest!

Wenn er uns begegnet, wenn er sich uns zeigt, dann erleben wir wie Maria Magdalena, dass wir ihn nicht festhalten können. Wir dürfen ihn auch nicht festhalten. Immer, wenn er sich zeigt, dann ist es ein großes Geschenk. Ganz gewiss dürfen wir es in unserem Herzen bewahren, auch wenn wir die Erfahrung immer wieder loslassen müssen. Auf diese Weise wird unser Glaube genährt, wird unser Glaube gestärkt, und wir können Zeugnis geben von unserer Begegnung mit ihm, der wahrhaft auferstanden ist!

Gebet:
Jesus, bitte verzeih mir, wenn ich nicht lange genug gewartet habe. Jeden Tag bin ich bei dir, und du bist bei mir in deiner heiligen Eucharistie. Ich sehne mich nach tieferer Begegnung mit dir. Ich weiß, dass du dich mir schenken willst. Ich weiß aber auch, dass ich Geduld brauche. Du bist verborgen in der Eucharistie. Aber du willst dich zeigen, du willst mir begegnen. So will ich auf dich warten. Danke, dass du uns ähnliche Erfahrungen schenkst wie Maria Magdalena.


Pastor Roland Bohnen 


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