Samstag, 31. Dezember 2022

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. (Lk 2,19)

01 Januar  Hochfest der Gottesmutter Maria

Evangelium                                                                                                             Lk 2, 16–21

In jener Zeit
16eilten die Hirten nach Betlehem
und fanden Maria und Josef
und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen,
erzählten sie von dem Wort,
das ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten,
staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.
19Maria aber
bewahrte alle diese Worte
und erwog sie in ihrem Herzen.
20Die Hirten kehrten zurück,
rühmten Gott
und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten,
so wie es ihnen gesagt worden war.
21Als acht Tage vorüber waren
und das Kind beschnitten werden sollte,
gab man ihm den Namen Jesus,
den der Engel genannt hatte,
bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.

 

Tagesimpuls:

 

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. (Lk 2,19)

 

Heute ist das Hochfest der Gottesmutter Maria! Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Menschwerdung Gottes zwei Personen betrifft: Jesus, der Gott-Mensch, der auf die Welt kommt, und Maria, die Jesus empfangen und geboren hat. Maria ist die Person, in der die Liebe Gottes als allererstes ankommt. Wenn Gott uns Menschen noch so sehr lieben würde, wenn diese Liebe aber nicht bei uns ankäme, dann nützte sie uns nichts. Wenn wir das Hochfest der Gottesmutter Maria feiern, dann feiern wir in gewisser Weise die ganze Menschheit, bei der das Wort Gottes ankommt, die es aufnimmt, die die Liebe Gottes im Glauben annimmt und im Herzen bewahrt.

 

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.

 

Man könnte sich nun unterschiedliche Bibelstellen vorstellen, die man zu diesem Fest als Evangelium wählt. Die heutige Bibelstelle stellt uns Maria als die Hörende vor. Vielleicht ist das ja auch die wichtigste Eigenschaft, die man über Maria sagen kann. Maria hört auf das, was Gott ihr sagt. Nicht, dass sie alles immer sofort verstehen würde, aber sie bewahrt die Worte in ihrem Herzen. Mehr noch, sie erwog die Worte in ihrem Herzen, d.h. sie dachte darüber nach, die Worte wirkten in ihrem Herzen und prägten auf die Dauer ihr ganzes Leben. Man könnte somit Maria auch als die Meditierende bezeichnen, als Vorbild für alle, die das betrachtende Gebet üben. Beim Wort Gottes geht es nicht nur um das Verstehen, sondern auch um das Erwägen, um das Betrachten, manchmal vielleicht einfach um das Staunen, damit es dauerhaft in uns wirken kann. Das Wort Gottes will in uns wirken, und wir sollen ihm Raum geben in uns. Genau das macht Maria.

 

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.

 

Von wem empfängt Maria das Wort Gottes? Das ist unterschiedlich. Mal im Gebet durch den Engel, mal durch ihren Mann, den heiligen Josef, mal durch Elisabeth, heute wiederum durch die Hirten, später durch Simeon und Hannah und später dann durch Jesus selbst. Gott kann durch viele und verschiedene Weisen zu uns sprechen. Wichtig ist, dass Maria sensibel und offen ist für das Wort Gottes, vor allem dort, wo es durch andere Menschen an sie gerichtet wird. Sie hätte Vorurteile haben können hinsichtlich der Hirten, die eine niedrige soziale Stellung innehatten. Aber Maria erkennt, dass Gott durch die Hirten spricht. So geht es uns heute auch. Wer offen ist für den Heiligen Geist, der erkennt die Stimme Gottes in den verschiedenen Menschen und Situationen.

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für das Vorbild von Maria, die dein Wort angenommen hat. Hilf mir, wie Maria ein Hörender zu sein, eine Person, die dein Wort innerlich erkennt und im Herzen bewahrt. Hilf mir, heute am Jahresende auch nachzudenken über alles, was du mir in diesem Jahr geschenkt hast. Auch das will ich in meinem Herzen erwägen und deine Stimme in allem heraushören.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 30. Dezember 2022

Dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage. (Mt 2,13)

Fest der Heilige Familie


Evangelium                                                                                                   Mt 2, 13–15.19–23

13Als die Sterndeuter wieder gegangen waren,
siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn
und sagte: Steh auf,
nimm das Kind und seine Mutter
und flieh nach Ägypten;
dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage;
denn Herodes wird das Kind suchen,
um es zu töten.
14Da stand Josef auf
und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter
nach Ägypten.
15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes.
Denn es sollte sich erfüllen,
was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
19Als Herodes gestorben war,
siehe, da erschien dem Josef in Ägypten
ein Engel des Herrn im Traum
20und sagte: Steh auf,
nimm das Kind und seine Mutter
und zieh in das Land Israel;
denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben,
sind tot.
21Da stand er auf
und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel.
22Als er aber hörte,
dass in Judäa Archeláus anstelle seines Vaters Herodes regierte,
fürchtete er sich, dorthin zu gehen.

Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte,
zog er in das Gebiet von Galiläa
23
und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder.
Denn es sollte sich erfüllen,
was durch die Propheten gesagt worden ist:
Er wird Nazoräer genannt werden.

 

Tagesimpuls:

 

Dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.  (Mt 2,13)

 

Wir erkennen deutlich Josef in seiner Rolle als Oberhaupt der Familie. Diese Rolle kann er nur ausfüllen, indem er sich von Gott leiten lässt. Die Stellung als Oberhaupt wird durch die Sünde häufig missbraucht. Wer Autorität über andere Menschen bekommen hat, übt diese nach Lust und Laune aus, um seinen eigenen Willen zu erfüllen und sich selber Vorteile zu verschaffen. Das ist ein klarer Missbrauch. Richtig ist, wenn man in seiner Autorität die Menschen, für die man verantwortlich ist, mit allen Mitteln beschützt und ihr Wohlergehen sucht. Das wiederum kann man nur, wenn man ein Mann oder eine Frau Gottes ist und tief aus dem Gebet heraus lebt. Dadurch wird man offen für die Führung Gottes, und nur dadurch, dass man von Gott geführt wird, kann man seine Aufgabe erfüllen. So macht es der Heilige Josef, und so gelingt es ihm, seine Familie vor dem Unglück zu beschützen.

 

Dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.  

 

Wenn man von Gott etwas erkannt hat, dann soll man so lange dabei bleiben und nichts ändern, bis man von Gott her eine neue Klarheit bekommen hat. Viele machen das falsch. Bei irgendwelchen Schwierigkeiten verändern sie ihre Entscheidungen, obwohl sie diese mit Gott getroffen hatten. Der Teufel will nicht, dass wir den Willen Gottes tun. Er versucht uns mit allen Mitteln, von unseren Entscheidungen abzubringen. Dazu wirft er uns allerhand Knüppel in den Weg. Wir sollen glauben, dass es vielleicht doch nicht der Wille Gottes war, was wir jetzt gerade tun. In solchen Krisen dürfen wir keine Entscheidungen verändern. Wir können erst dann etwas ändern, wenn wir eine Klarheit von Gott bekommen haben. Josef bekommt von Gott ausdrücklich den Auftrag, zu bleiben und nichts zu verändern, bis er es ihm deutlich macht.

 

Dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.  

 

Prüfen wir also unsere Entscheidungen! Ist das, was ich im Moment mache, der Wille Gottes? Bin ich in dieser Führung Gottes drin? Bin ich ein Mann oder eine Frau des Gebets, so dass ich mich vom Heiligen Geist leiten lassen kann? Bei der Unterscheidung der Geister, also bei der Prüfung dessen, was der Wille Gottes für mein Leben ist, brauchen wir zumindest an den wichtigen Kreuzungspunkten unseres Lebens eine geistliche Begleitung. Das ist ein erfahrener reifer Christ, der uns als Gesprächspartner hilft, den Willen Gottes zu prüfen.

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für das Vorbild des heiligen Josef! Ich danke dir, dass er ein Mann des Gebets ist, der sich von Gott führen lässt. Bitte schenke uns allen Klarheit, dass auch wir in dieser Führung leben, dass wir an dem Ort sind, wo Gott uns hingestellt hat. Und hilf uns, dort zu bleiben, auch unter Schwierigkeiten, bis wir eine neue Weisung von Gott bekommen haben.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 29. Dezember 2022

Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. (Lk 2,34)

29 Dezember

 

EVANGELIUM

Lk 2, 22-35

 

22Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,

23gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.

24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

25In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.

26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.

27Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,

28nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

29Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,

31das du vor allen Völkern bereitet hast,

32ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

33Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.

34Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.

35Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

 

 

Tagesimpuls:

 

Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden.  (Lk 2,34)

 

Hier wird etwas beschrieben, was ich aus der charismatischen Erneuerung und aus den Pfingstkirchen kenne, was aber ansonsten wenig bekannt ist in der Praxis der katholischen Kirche. Immer wieder habe ich es erlebt, dass Menschen mich gesegnet haben, häufig kommt das vor am Ende eines Gespräches. Dann fragt der andere: „darf ich Sie noch segnen?" Der Segen wird dann in Form eines längeren frei formulierten Gebetes ausgesprochen. Bei diesem Gebet kann es vorkommen, dass prophetische Worte ausgesprochen werden. Das sind Worte der Ermutigung und können auch Worte über die Zukunft sein. Natürlich muss man das Prophetische immer prüfen. Über die Fragen der Prüfung und der Unterscheidung der Geister müsste man eigens sprechen. Hier in dieser Bibelstelle geht es mir nur um die Tatsache, dass man Menschen segnet in Form von frei formulierten Gebeten, und dass darin prophetische Worte enthalten sein können.

 

Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden.

 

Dass man ein Gespräch mit einem Gebet oder Segen abschließt, habe ich leider in unserer katholischen Kultur nur sehr selten erlebt. Ich bemühe mich darum bei Gesprächen im Rahmen meiner priesterlichen Tätigkeit. Bei den schon oben genannten Pfingstkirchen habe ich das aber bei völlig normalen profanen Gesprächen auch erlebt. Man begegnet sich, vielleicht stellt eine Person mich einer befreundeten anderen Person vor, man kommt kurz ins Gespräch, und dann sagt einer zum Abschluss: „Könnten wir noch zusammen beten? Darf ich dich segnen?" Vielleicht könnten wir in unserer Kultur davon lernen. Ich glaube, dass eine solche Kultur des freien Gebets und des Segnens uns guttun würde.

 

Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden.

 

In der katholischen Kultur habe ich häufig erlebt, dass Christen sich nicht trauen, frei zu beten. Sie sagen, es sei nicht ihre Spiritualität. Auch manche Priester sagen, dass sie das nicht können. Wäre das ein Bereich, in dem man wachsen kann? Oder sollte man sich tatsächlich darauf zurückziehen, dass es nicht die eigene Spiritualität sei? Ganz gewiss führt Gott jeden Menschen auf einem eigenen Weg. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Christen geben würde, für den die Fähigkeit zu einem freien Gebet nicht ein großer Gewinn wäre. Das freie Gebet drückt ein Vertrauen auf Gott aus, ein Sich-Hingeben und die Bereitschaft, sich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Ich glaube, dass es ein großer Gewinn für uns alle wäre, wenn wir dies mindestens in unseren christlichen Gruppen und Familien üben würden, bis eine solche Kultur auch bei uns in der Katholischen Kirche entsteht, dass es eine Selbstverständlichkeit unter uns wird.

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für das biblische Vorbild des Simeon, der Maria gesegnet hat. Bitte hilf uns, dass wir freier darin werden, füreinander zu beten und einander zu segnen. Bitte hilf uns, dass in unseren katholischen Kontexten eine Kultur des Segnens und des freien Gebets entstehen kann.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Mittwoch, 28. Dezember 2022

Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten. (Mt 2,13)

UNSCHULDIGE KINDER

 

Evangelium                                                                                                  Mt 2, 13–18

13Als die Sterndeuter wieder gegangen waren,
siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn
und sagte: Steh auf,
nimm das Kind und seine Mutter
und flieh nach Ägypten;
dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage;
denn Herodes wird das Kind suchen,
um es zu töten.
14Da stand Josef auf
und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter 
nach Ägypten.
15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes.
Denn es sollte sich erfüllen,
was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
16Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten,
wurde er sehr zornig
und er sandte aus
und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung
alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten,
genau der Zeit entsprechend,
die er von den Sterndeutern erfahren hatte.
17Damals erfüllte sich,
was durch den Propheten Jeremía gesagt worden ist:
18Ein Geschrei war in Rama zu hören,
lautes Weinen und Klagen:
Rahel weinte um ihre Kinder
und wollte sich nicht trösten lassen,
denn sie waren nicht mehr.

 

Tagesimpuls:

 

Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.  (Mt 2,13)

 

Wir sehen, wie Gott die heilige Familie auf übernatürliche Weise beschützt. So dürfen auch wir uns auf Gottes Schutz verlassen, so lange bis die Stunde unseres Leidens kommt. Aber diese Stunde war für Jesus freiwillig. Und idealerweise soll es auch für uns so sein. In dem Augenblick, wo Gott es von uns möchte, sollen wir ihm unser Leben in die Hände geben, in der Stunde unseres Todes. Aber bis das geschieht, wird er auch uns beschützen. 

 

Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.

 

Josef wird klar herausgestellt aus Oberhaupt der Familie. Das passt nicht zum Gender Mainstreaming, also ist es nicht politisch korrekt. Aber es ist trotzdem eine Tatsache: Wenn die Beziehungen gut sind, dann kann Gott uns schützen. Gute Beziehungen sind das Fundament für unseren Bund mit Gott. Vielleicht hilft uns da ein Hinweis: Maria hat doch unumstritten den Vorrang vor Josef in jeder nur denkbaren Hinsicht. Aber genau das ist es, warum Maria keinerlei Probleme hat, sich Josef in der Führung der Familie unterzuordnen. Ist es vielleicht so ähnlich wie beim Autofahren? Wenn man sich vor der Fahrt einigt, wer am Steuer sitzt? Wo ist da das Problem? Der eine fährt, und der andere vertraut sich dem Fahrer an. Ist der, der sich anvertraut, etwa weniger wert? Ist er unterdrückt? Klar, das Beispiel hinkt insofern, dass man sich beim Autofahren abwechseln kann. Beim Oberhaupt der Familie wechselt man sich in der Regel nicht ab. Das macht laut biblischer Familie immer der Vater. Als Oberhaupt muss er sich zurücknehmen und alles tun, was zum Wohl der Familie gut ist. 

 

Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.

 

Noch ein Aspekt kommt hinein in diesem Vers: Die prophetische Gabe. Wer bekommt so eine prophetische Begabung? Das können in der Regel nur Menschen des Gebets sein, die diese Gaben bekommen und fruchtbar nutzen können. Aber so war Josef: in engem Kontakt mit Gott. Beim Hören auf Gottes Stimme (oder die eines Engels) im Traum brauchen wir die Unterscheidung der Geister. Wer weniger erfahren ist, braucht dazu gute geistliche Gespräche, die bei der Unterscheidung der Geister helfen. Wer sich in der Unterscheidung übt, dem wird wie Josef dann auch die Gnade zuteil, in brenzlichen Situationen sofort den Willen Gottes zu erkennen und sofort zu handeln. Dass Maria in Josefs Unterscheidung vertraut hat, darüber brauchen wir keine Worte zu verlieren. So sind eben gute Beziehungen. Und in solch guten Beziehungen kann man viel Gutes im Sinne des Reiches Gottes bewirken. 

 

Gebet: 

Jesus, du stellst uns die heilige Familie vor. Es ist so anders als in unserer heutigen Zeit. Aber ihr bleibt das Ideal. Hilf uns, euren Lebensstil mehr zu durchdringen und zu verstehen, damit wir von euch lernen können. Jesus, ich vertraue dir, dass ihr ein Idealbild seid, an dem wir uns alle orientieren können; und dass es uns allen guttun würde, wenn wir uns eurem Ideal annähern könnten. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Dienstag, 27. Dezember 2022

Er sah und glaubte. (Joh 20,8)

27 Dezember   Heiliger Johannes

Evangelium                                                                                                             Joh 20, 2–8

2Am ersten Tag der Woche
lief Maria von Mágdala schnell zu Simon Petrus
und dem anderen Jünger, den Jesus liebte,
und sagte zu ihnen:
Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen
und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus
und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen,
aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus,
kam er als Erster ans Grab.
5Er beugte sich vor
und sah die Leinenbinden liegen,
ging jedoch nicht hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war,
und ging in das Grab hinein.
Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte;
es lag aber nicht bei den Leinenbinden,
sondern zusammengebunden daneben
an einer besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger,
der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
er sah und glaubte.

 

Tagesimpuls:

 

Er sah und glaubte.  (Joh 20,8)

 

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich in unserem Anbetungsraum vor der Monstranz, vor Jesus im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Ich kann diesen letzten Vers direkt auf mich beziehen: Ich sehe und glaube. Ich sehe die Hostie, und von diesem Sehen unterschieden, aber nicht zu trennen, ist der Glaubensakt, dass ich glaube, dass es Jesus ist, so wie er es gesagt hatte: Ich bin das Brot des Lebens. Der Glaubensakt ist zugleich ein Geschenk, dessen bin ich mir sehr bewusst. Ich empfange die Gnade des Glaubens. 

 

Er sah und glaubte. 

 

Johannes, dessen Fest wir heute feiern, ist der Jünger, der beim letzten Abendmahl am Herzen Jesu geruht hat. Er hat das Evangelium geschrieben und sich selbst als den Jünger bezeichnet, den Jesus besonders geliebt hat. Das ist gut so. Er hat die überfließende Liebe Jesu bezeugt. In einer tiefen Liebesbeziehung ist der Superlativ normal. Ich denke, dass viele Männer ihre Ehefrau als die beste Frau der Welt bezeichnen. So sieht Johannes sich als der Lieblingsjünger. Aber übrigens, Petrus hat es auch so gesehen, dass er Jesus mehr liebt als alle anderen (vgl. Joh 21,15). Vielleicht ist der Wettlauf zwischen den beiden, den wir im heutigen Evangelium erleben, ein Ausdruck dieses Wettlaufs der Liebe. Wir dürfen uns damit identifizieren. Ich fühle mich auch von Jesus ganz besonders geliebt, und ich hoffe, viele von uns empfinden es ähnlich. Der Liebende, Jesus, gibt jedem einzelnen das Gefühl, dass er ganz besonders sei, dass er der Lieblingsjünger sei. Und so ist es auch. 

 

Er sah und glaubte. 

 

Johannes bezeugt und vermittelt uns die lebendige Gegenwart Jesu in unserem Leben. Wir sehen vieles durch unsere Sinne, und in all dem wächst unser Glaube, dass Jesus auferstanden ist, dass Jesus bei uns ist, dass er mit uns geht, dass er uns kennt und uns alles gibt, was wir brauchen. So wie Johannes am Herzen Jesu ruhte beim letzten Abendmahl, so will ich jetzt an seinem Herzen ruhen in der eucharistischen Anbetung. Vielleicht darf ich an dieser Stelle ein wenig werben: Wer nicht die Gelegenheit hat, zur Anbetung in eine Kirche zu gehen, kann auf unserem YouTube Livestream jeden Freitag von 20.00 bis 21.30 Uhr unsere Anbetung miterleben.[1] Darüber hinaus empfehle ich natürlich unseren Anbetungsraum für alle, die in der Nähe wohnen. Hier kann man gern eine Stunde übernehmen, entweder regelmäßig wöchentlich oder als „Springer". Manch ein Beter nimmt dafür auch eine längere Anfahrt auf sich, sogar teils bis zu über einer Stunde. Daran sieht man, dass es die Mühe wert ist. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass ich an deinem Herzen ruhen darf. Ich danke dir, dass du mich so besonders liebst. Bitte schenke noch mehr Menschen diese Erfahrung. Du willst uns eine Liebe schenken, die alles übertrifft. Aber bitte hilf uns, in diese Erfahrung hineinzuwachsen, damit wir tief in unserem Herzen spüren: Gott allein genügt. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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[1] https://www.youtube.com/channel/UCzVKdmPMJALl0yA3MQa_-LA (oder am einfachsten: YouTube aufrufen und dann „Kirche Selfkant" als Suchbegriff eingeben
oder einfach über unsere Homepage www.kirche-selfkant.de unter „Online Messen" schauen. 

Montag, 26. Dezember 2022

Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. (Mt 10,22)

26 Dezember  Heiliger Stephanus

Evangelium                                                                                                  Mt 10, 17–22

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
17Nehmt euch vor den Menschen in Acht!
Denn sie werden euch an die Gerichte ausliefern
und in ihren Synagogen auspeitschen.
18Ihr werdet um meinetwillen 
vor Statthalter und Könige geführt werden,
ihnen und den Heiden zum Zeugnis.
19Wenn sie euch aber ausliefern,
macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt;
denn es wird euch in jener Stunde eingegeben,
was ihr sagen sollt.
20Nicht ihr werdet dann reden,
sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
21Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern
und der Vater das Kind
und Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen
und sie in den Tod schicken.
22Und ihr werdet um meines Namens willen
von allen gehasst werden;
wer aber bis zum Ende standhaft bleibt,
der wird gerettet.

 

Tagesimpuls:

 

Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.  (Mt 10,22)

 

Diese Worte spricht Jesus vorausschauend für die Kirche der folgenden Generationen bis heute. Wir können von Glück reden, dass dies bei uns in dieser heftigen Form im Moment nicht geschieht. Aber es hat zu allen Zeiten Christenverfolgungen gegeben, in den unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten. Hierzulande kommen uns die Christenverfolgungen nahe durch die Flüchtlinge, die zu uns kommen. Allein aus meiner unmittelbaren Umgebung kenne ich zwei Personen, von denen Angehörige durch Christenverfolgung ermordet wurden. Wahrscheinlich leben in Deutschland überall Flüchtlinge, die das erleben mussten.

 

Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.

 

Das heutige Evangelium und der Tagesheilige, der Heilige Stephanus, rufen uns das Schicksal der verfolgten Christen in Erinnerung. Es ist gut, dass wir an sie denken und für sie beten. Das kirchliche Hilfswerk Kirche in Not kümmert sich ganz besonders um diese Problematik. Wer den verfolgten Christen helfen will, kann sehr gut an Kirche in Not spenden, denn dort kommt die Hilfe wirksam zu den Menschen in Not.

 

Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.

 

Was bedeutet das Evangelium darüber hinaus für uns? Ich glaube, dass wir unseren Glauben bezeugen und in unsere Gesellschaft einbringen müssen, damit uns nicht in Zukunft auch eine Christenverfolgung in unserem Land droht. Hier reden viele Menschen von Respekt vor allen Religionen und lassen unsere christlichen Wurzeln vielfach außer Acht. Aber was wäre, wenn Deutschland und Mitteleuropa nicht mehr christlich geprägt wären? Wäre da nicht die Gefahr von radikalen unmenschlichen Strömungen und Christenverfolgung viel größer? Ich glaube, dass das Christentum ein relativ starker Garant für gegenseitigen Respekt und Toleranz in der Gesellschaft ist. Wenn dieser Faktor wegfallen würde, dann hätten wir andere Religionen, die durchaus nicht so respektvoll mit aus ihrer Sicht Nicht-Gläubigen umgehen. Wir sehen das weltweit. Dort wo das Christentum vorherrscht, ist auch der Respekt und die Toleranz gegenüber allen Religionen am größten. Daher sollten wir uns wie der Heilige Stephanus klar und deutlich zu unserem christlichen Glauben bekennen und ihn in unsere Gesellschaft einbringen.

 

Gebet: 

Jesus, heute beten wir ganz besonders für die verfolgten Christen. Bitte hilf uns, dass wir uns für unseren christlichen Glauben in unserer Gesellschaft einsetzen, damit unser Land christlich geprägt bleibt, voll Toleranz und gegenseitigem Respekt. Hilf auch in den anderen bisher nicht vom christlichen Glauben geprägten Ländern, dass die positiven Einflüsse des Christentums das gesellschaftliche Leben dort mehr bestimmen.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Samstag, 24. Dezember 2022

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Lk 2,7)

In der Heiligen Nacht 

Evangelium                                                                                            Lk 2, 1–14

1Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
2Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef
von der Stadt Nazaret in Galiläa
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
6Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen
und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie
und sie fürchteten sich sehr.
10Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte
und sprach:
14Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.

 

Tagesimpuls:

 

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.  (Lk 2,7)

 

In vielen Krippenspielen wird die Herbergssuche geschildert. Sie zeigt, dass die Umstände um die Geburt Jesu für Maria und Josef beschwerlich waren. Dadurch wird besonders sichtbar, in welcher Dunkelheit wir Menschen leben. Die Welt nimmt den Erlöser nicht auf, der doch in sein Eigentum kommt. So wird Jesus von Anbeginn von dem Menschen abgelehnt. 

 

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 

 

Weihnachten denken wir häufig an die Leidenden, die Menschen in den Kriegsgebieten, in Krankenhäusern und an die Einsamen, die niemanden haben, mit dem sie feiern können. Wir machen uns dadurch bewusst, dass es für viele Menschen alles andere als leicht ist im Leben. Das ist Teil der Dunkelheit dieser Welt, in der wir leben. Vielleicht ist es aber sogar für manche Familien auch nicht leicht, wo keiner erwarten würde, dass dort Probleme herrschen würden. Und vielleicht ist es sogar für manche Menschen nicht leicht, die äußerlich gesehen in einer sehr perfekten Welt leben. Jeder von uns trägt einen Teil dieser Dunkelheit in sich, die unsere Welt umgibt. 

 

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 

 

Aber genau das ist Weihnachten. In der Mitte der Nacht, also als die Nacht am dunkelsten war, kam Gottes Sohn in die Welt, das heißt zu uns. Ob wir in Jesus Trost finden, das liegt daran, ob wir ihm unser Herz öffnen. Das Wichtigste ist nur, dass wir uns Zeit für ihn nehmen. Das tun wir, indem wir uns die Zeit nehmen, zum Gottesdienst zu gehen. So wie die Hirten sich auf den Weg gemacht haben zu Jesus, so machen wir uns auf den Weg zur Kirche, denn in der Eucharistie, auf dem Altar, da wird er geboren, da wird er Fleisch. Darüber hinaus sollten wir uns Zeit nehmen, ihn zuhause anzubeten, eine Zeit des Gebets vor der Krippe, nicht nur Essen und Geschenke auspacken, sondern auch ein Gebet, vielleicht eine Weihnachtsgeschichte, oder wir lesen noch einmal zuhause das Weihnachtsevangelium. Wenn wir Notiz von ihn nehmen wie die Hirten, die zu ihm gegangen sind, dann kann er uns trösten in unserer Dunkelheit. Dann kann es schwierig oder hektisch sein, vielleicht sogar mit Streit, dann leuchtet Jesus in unsere Dunkelheit hinein. 

 

Gebet: 

Jesus, es ist so wichtig, dass wir uns Zeit für dich nehmen, sonst wärst du umsonst in unsere Welt gekommen. So viele Menschen erleben mehr Dunkelheit als Licht. Bitte komm du neu in unser Leben, in unsere Familien, und lass uns etwas von deinem Trost, von deiner Freude spüren an diesem Fest. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 23. Dezember 2022

Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. (Lk 1,64)

23 Dezember

 

EVANGELIUM                                                                                                   Lk 1, 57-66

57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt.

58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.

59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.

60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.

61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.

62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.

63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.

64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.

65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.

66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.

 

 

Tagesimpuls:

 

Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.  (Lk 1,64)

 

Zacharias wurde von Gott eine Zeit des Schweigens „verordnet". Manchmal brauchen wir so eine Zeit zur Besinnung, um in uns zu gehen und uns zu bekehren. Bei Zacharias hat es gefruchtet, er kann nach dem Schweigen ganz übereinstimmen mit dem Willen Gottes. Für ihn zählt nun nicht mehr das Alte, die Tradition, wie es immer gewesen ist, sondern das Neue, dass Gott hier geschehen lässt. Dazu kann er nach dieser Zeit der Besinnung voll und ganz Ja sagen. 

 

Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. 

 

Was macht er als erstes mit seinem Mund? Er tut das, wozu wir in aller erster Linie von Gott geschaffen sind: Er lobt Gott. Das ist der erste Sinn unseres Lebens, und doch wird dies so häufig vergessen. Wenn man Menschen fragen würde, worin der Sinn des Lebens besteht, dann würden sie antworten: „die Liebe, die Familie, Freundschaften usw." Aber kaum jemand würde sagen: „Das Lob Gottes." Dementsprechend geht es uns in unserer Gesellschaft. 

 

Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. 

 

Schwiegen kann auch bedrückend sein, wenn ein wichtiges Wort der Versöhnung ausgesprochen werden müsste. Aber manche Menschen brauchen ihre Zeit. Dann ist Schweigen immer noch besser als Streit. Vielleicht kommt ja nach einer Zeit der „Funkstille" doch die Besinnung und die Umkehr. In der Zeit des Schweigens kann man der schweigenden Person unaufdringliche Zeichen der Zuwendung schenken, z.B. einen Gruß zum Weihnachtsfest. Damit zeigen wir, dass wir die Tür immer offenhalten, aber zugleich respektieren wir das Schweigen des anderen, der jetzt noch nicht so weit ist. 

 

Gebet: 

Jesus, schenke auch uns diese Zeiten des Schweigens und der Umkehr, damit wir ganz mit deinem Willen übereinstimmen können. Lass uns Ja sagen zu dem Neuen, dass du machen willst, und bewahre uns davor, dass wir uns hinter Traditionen verstecken und deine Anregungen dabei verpassen. Hilf uns, unsere Stimme zu gebrauchen für dein Lob, und bewahre uns davor, dass wir dich in den Hintergrund drängen wegen all der weltlichen Dinge wie Liebe und Familie, so wertvoll sie auch sind. Hilf allen, die im Moment nicht reden können, dass sie irgendwann ihr Schweigen brechen und die erlösenden Worte der Versöhnung sprechen können. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. (Lk 1,46)

22 Dezember

 

EVANGELIUM                                                                                                   Lk 1, 46-56

46Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn,

47und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

48Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

49Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.

50Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.

51Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

52er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

53Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.

54Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,

55das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

56Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

 

 

Tagesimpuls:

 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. (Lk 1,46)

 

Maria war bei Elisabeth angekommen, und die beiden hatten sich begrüßt. Da kam der Heilige Geist über Elisabeth und ihren Sohn Johannes, den sie in sich trug. Das war eine tiefe Glaubenserfahrung für Elisabeth. Was nun wichtig ist: Elisabeth behält das nicht für sich, sondern sie erzählt es Maria. Das Bezeugen der Glaubenserfahrungen ist wirklich sehr wichtig. Es führt in Maria zu großer Dankbarkeit und zum Lob Gottes.

 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

 

Wir leben leider in einer Kultur, in der Glaube Privatsache ist. In der Öffentlichkeit spricht man nicht darüber. Wie häufig haben mir Menschen schon Glaubenserfahrungen erzählt und dabei gesagt: „Wenn ich das jemand anders erzählen würde, dann würden die Leute mich für verrückt halten. Deshalb erzähle ich es niemandem außer Ihnen." Aber wenn die Glaubenserfahrung nicht erzählt wird, dann kann auch niemand dankbar sein und das Lob Gottes anstimmen.

 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

 

Wir brauchen eine Kultur des Erzählens. Es muss normal werden, dass wir uns Glaubenserfahrungen erzählen. Vielleicht ist das Weihnachtsfest, wenn wir mit der Familie zusammenkommen, eine gute Gelegenheit dazu. Jemand muss nur den Mut haben, das Thema auf den Glauben zu bringen. Damit meine ich jetzt nicht Diskussionen über den Glauben, sondern wirklich das Erzählen von dem, was ich mit Gott und mit Jesus erlebt habe.

 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

 

Natürlich gibt es das Problem, wer bisher kaum Glaubenserfahrungen gemacht hat, der kann noch wenig erzählen. Aber vielleicht gibt es doch mehr Menschen als man denkt, die besondere Dinge mit Gott erlebt haben. Auf der anderen Seite brauchen wir natürlich auch das richtige Fingerspitzengefühl. Wir dürfen die Menschen nicht überwältigen mit unseren Erfahrungen. Vielmehr sollte es uns darum gehen, die Erfahrungen der anderen ans Licht zu bringen, dabei unsere eigenen Erfahrungen natürlich auch beizusteuern.

 

Gebet: 

Jesus, schenke uns Gelegenheiten, unsere Glaubenserfahrungen zu erzählen! Schenke unserer Kirche eine neue Kultur des Zeugnis-Gebens! Gib, dass das Erzählen von dem, was du uns geschenkt hast, nicht mehr ein Tabu ist, sondern dass es immer mehr Raum in unserer Gesellschaft und in unseren Familien bekommt.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

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