Dienstag, 20. Dezember 2022

Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? (Lk 1,34)

20 Dezember

 

EVANGELIUM                                                                                                   Lk 1, 26-38

26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret

27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.

37Denn für Gott ist nichts unmöglich.

38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

 

 

Tagesimpuls:

 

 Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? (Lk 1,34)

 

Für uns ist es schön und tröstlich zu hören, dass auch Maria nachfragt, wie denn das Übernatürliche geschehen kann. Das zeigt, dass die übernatürlichen Dinge für alle Zeiten und für alle Menschen immer unselbstverständlich waren, auch für die Zeitgenossen zur Zeit Jesu aus der Bibel. Wenn ich heute darüber predige, dass Gott Dinge tun kann, die normal unmöglich sind, dann erlebe ich auch immer wieder diese Spannung. Ich kann nicht stichhaltig beweisen, was ich predige. Und es könnten Zuhörer sein, die mit dem Gesagten nichts anfangen können. Es ist leichter, über natürliche Dinge zu predigen, zum Beispiel, dass man teilen und den armen Menschen helfen soll. Das versteht jeder, da kann jeder etwas mit anfangen. Aber wenn ich sage, dass Gott auch heute auf wunderbare Weise heilt, dann fragen doch einige: „wie kann das geschehen?"

 

Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

 

Ebenso ungewöhnlich wie die Wunder ist zu allen Zeiten die Tatsache gewesen, dass Menschen Gott hingegeben jungfräulich leben. Aus der Tatsache, dass Maria sagt, dass sie keinen Mann erkenne (in der Gegenwartsform), darf man zu Recht schließen, dass das für sie schon eine feststehende Tatsache war. Man darf davon ausgehen, dass sie ein Jungfräulichkeitsgelübde abgelegt hatte. Dafür gibt es auch andere Hinweise schon aus dem Alten Testament[1]und auch aus dem Neuen Testament.[2] In der heutigen Zeit ist die zölibatäre Lebensform durch die klösterlichen Gemeinschaften und durch den Zölibat der Priester in unsere Kultur eingegangen, aber dennoch ist es auch heute für die allermeisten Menschen unverständlich. Man kann dies auch zu Recht als ein Wunder bezeichnen, wenn jemand diesen Lebensstil wählt. 

 

Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

 

Was können wir heute aus diesem Wort mitnehmen? Glauben wir an Wunder! Auch wenn unsere Lebenserfahrung dem scheinbar widerspricht, glauben wir daran, dass für Gott nichts unmöglich ist! Zu Weihnachten ist Gott auf übernatürliche Weise in die Welt gekommen. In jeder Eucharistie kommt er auf solch übernatürliche Weise und wird Fleisch. Und auch in unserem Alltag kann Gott einbrechen und Dinge verändern, die wir für unmöglich gehalten hätten.

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für die Wunder, die du heute wirkst, auch wenn es für uns Menschen schwer zu verstehen ist. Ich danke dir, dass auch Maria gefragt hat, denn auch für sie war es nicht selbstverständlich. Jesus, ich bitte dich, dass du Wunder wirkst, Wunder der Heilung, Wunder der inneren Heilung, Wunder des Glaubens, und dass du auch immer wieder Menschen rufst, dass sie sich dir ganz hingeben. Und stärke bitte auch alle, die sich dir in der zölibatären Lebensform hingegeben haben, dass sie ihre Berufung leben und sich dir Zeit Lebens Tag für Tag schenken. Amen

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 



[1] siehe Numeri 30

[2] Siehe 1 Kor 7,36 – es scheint, dass es für eine Frau in dieser Zeit nur möglich war, den zölibatären Lebensstil zu wählen, wenn sie sich einem Mann angeschlossen hatte, der dann pro Forma ihr Ehemann war und ihr damit den gesellschaftlichen Schutz bot. Heute ist das in Klöstern und auch im weltlichen gottgeweihten Leben viel einfacher.  

2 Kommentare:

  1. Maria, heute ist dein Tag - der Tag deiner Berufung, für immer und ewig "Muttergottes" zu sein. Gott spricht zu dir,  durch den Erzengel Gabriel ( der vor Gott steht ).
    - innerlich gerührt und bewegt - sicherlich auch in Hinblick auf Joseph ( was wird er wohl denken...).  Wie soll das geschehen, so antwortest du...und Gott gibt dir ein Zeichen. Doch du Maria wirst kein anderes Zeichen erkennen, als das Gott dir, die Stelle der alten Schrift ins Herz legt (aus der Schriftrolle des Propheten Jesaja 7,10-14). Gleichzeitig sagt dir der Engel,  dass Elisabet auch in guter Hoffnung ist und ein Kind erwartetet. Und nun....Gott wartet - geduldig - bist du dein "freiwilliges JA" aussprichst.

    Auch ich bitte dich Maria, um Fürsprache,  dass ich "HEUTE" meinen Herrn und Gott,  mein JA schenken kann, - sooft ER mich darum bittet.  Hl.Schutzengel, steh mir bei. Amen 🙏

    AntwortenLöschen
  2. Von Reinhard Dismas

    Die vier Evangelium sind für uns die wichtigste Quelle zum Verständnis der christlichen Lehre. Ihre Wichtigkeit steht mit Abstand vor den anderen Schriften des Neuen Testaments und kilometerweit vor den Schriften des AltenTestaments. Es wäre gut, wenn wir Christen endlich begreifen würden die Evangelien so zu lesen und zu verstehen wie sie geschrieben sind. Aber immer wieder versuchen wir die Frohe Botschaft mit all diesen sekundären Schriften zu ''interpretieren'' und in unserem Sinne umzudeuten.
    Die Frage Marias ''Wie soll das geschehen...'' ist berechtigt und zeigt nur ihren guten Charakter und wie sehr die junge Frau mit beiden Füßen voll im Leben steht. Sie war ja nur verlobt mit Josef und erst nach der Heirat hatten Mann und Frau Sex. Das war damals so üblich, obwohl Josef, genau so realistisch wie Maria, nicht ausschließt, dass dies auch schon mal vorher stattfinden kann. Dewegen überlegt er die Verlobung aufzulösen.

    In Jesus ist Gott für uns ganz Mensch geworden mit allen Höhen und Tiefen des menschlichen Seins.
    Zusammen mit seinen Eltern hat er gerne gut gegessen und getrunken, lebte mit ihnen sehr wahrscheinlich in einer sehr grossen Familie. Die harte Arbeit mit seinem Vater als Zimmermann bestimmte den Tagesrhythmus. Sie hatten Freunde, Freundinnen, Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten. Mussten genau wie wir sich ausruhen, zur Toilette gehen und waren manchmal auch krank.
    Was soll da diese unnatürliche Verrenkung mit der Vermutung, dass Maria ein ''Jungfräulichkeitsgelübde'' abgelegt haben soll? Diese ganze verklemmte Behandlung der Sexualität in unserer katholischen Kirche. Nur um das genauso verklemmte Zwangszölibat zu rechtfertigen. Hat das der Kirche, gerade in den letzten Jahrzehnten, nicht schon genug Unheil gebracht?
    Was bitte ist so dreckig an der ehelichen Sexualität, dass wir solche verklemmten ''Josefsehe'' Konstruktionen machen müssen, damit Maria besonders heilig erscheint? Davon steht nichts, aber auch gar nichts in den Evangelien!

    AntwortenLöschen

Unser nächster Livestream

Unsere Livestreams finden sie auf dem YouTube-Kanal der Kirche Selfkant: youtube.com/@KircheSelfkant

oder hier: