Samstag, 13. August 2022

Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben. (Lk 12,52)

 20 Sonntag im Jahreskreis    

Evangelium

Lk 12, 49–53

49Ich bin gekommen,
um Feuer auf die Erde zu werfen.
Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50Ich muss mit einer Taufe getauft werden
und wie bin ich bedrängt,
bis sie vollzogen ist.
51Meint ihr,
ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen?
Nein, sage ich euch,
sondern Spaltung.
52Denn von nun an werden
fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben:
Drei werden gegen zwei stehen
und zwei gegen drei;
53der Vater wird gegen den Sohn stehen
und der Sohn gegen den Vater,
die Mutter gegen die Tochter
und die Tochter gegen die Mutter,
die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter,
und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Tagesimpuls

Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben. (Lk 12,52)

Dieses Evangelium spricht besonders in unserer moderne Zeit, die vom Individualismus geprägt ist. In früheren Zeiten wäre dieses Evangelium vielleicht nicht so sehr verständlich gewesen. Damals gab es noch nicht den Individualismus wie heute. Damals teilten die Menschen miteinander die selben Werte. Wenn ein Dorf katholisch war, dann waren in der Regel auch alle katholisch. Aber auch alle anderen Sitten und Gebräuche waren in den Dörfern einheitlich, zum Beispiel bezüglich der Erziehung der Kinder, oder was die Menschen in ihrem Tagesablauf machten, es war alles in allen Familien sehr ähnlich. Da war es höchst selten, dass einer in der Familie eine andere Glaubensrichtung vertrat.

Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben.

Mir wurde unser westdeutscher Individualismus einmal sehr stark vor Augen geführt bei einer Wallfahrt zum Weltjugendtag nach Tschenstochau im Jahre 1991. In unserer Gruppe hörte ich ungefähr 20 mal täglich: „wann haben wir denn mal wieder Freizeit, wann können wir denn mal wieder alleine herumlaufen und machen, was wir wollen?" Die Gruppe war wie eine Herde, die man kaum zusammenhalten konnte. Dann sah ich die großen polnischen Gruppen mit mehreren 100 Jugendlichen zum Heiligtum einziehen über eine große breite Straße. Sie waren jeweils wie in einem quadratischen Block formiert, und um die ganze Gruppe herum war ein Seil gespannt, damit niemand verloren ging. Ich dachte mir, dass in diesen Gruppen niemand auf die Idee käme, zu fragen, wann denn endlich wieder Freizeit wäre. Mir schien es, als wäre es in diesen Gruppen völlig selbstverständlich, dass man zusammen bleibt.

Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben.

 

In der Antike war die Zeit ähnlich wie heute. Wenn man zum Beispiel alte Gräberfelder anschaut, wie man sie unter dem Petersdom finden kann, dann sieht man, dass innerhalb einer Familie Menschen in verschiedenen religiösen Riten bestattet worden sind. Damals gab es also auch diesen Individualismus wie heute bei uns. Und ich glaube, dass Jesus auf diese Spannungen hinweist.

Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben.

Aber die größte Spannung in unserem Leben ist die Spannung zwischen Gut und Böse. Und in diese Spannung sind wir Christen immer hineingestellt. Insbesondere in einer Gesellschaft, in der das Böse nicht mehr böse genannt wird, ist es für uns Christen nicht leicht, zu unserem Glauben zu stehen. Aber das müssen wir. Wir müssen als Christen dazu beitragen, dass das Böse besiegt und überwunden wird. Damit werden wir von Jesus mitten in einen Konflikt hinein gestellt. Wenn wir nichts tun und schweigen, dann machen wir uns mit schuldig. Wir dürfen Jesus nicht verleugnen.

Gebet:
Jesus, jeder wünscht sich Harmonie, aber andererseits will auch jeder frei sein und machen, was er will. Wenn jeder macht was er will, dann kommen Konflikte. In unserer Gesellschaft gibt es keine einheitlichen Werte mehr. Jesus, hilf uns bitte, dass wir die Kraft haben, in diesen Konflikten unseren christlichen Standpunkt zu vertreten und dich nicht zu verraten.


Pastor Roland Bohnen 


1 Kommentar:

  1. Herr, Jesus Christus, DU redest nicht nur zu deinen Jüngern- sondern auch zu uns - zu mir.
    Ich frage mich;  sprichst DU zu jene die dir nachfolgen oder jene  die im weltlichen Leben leben.  Du sprichst von Feuer- ein Feuer das vom Himmel kommt - d.h. Hl. GEIST.
    JESUS, ich danke Dir,  denn dein Feuer verbrennt mich nicht, doch ich spüre, wie es sich vorsichtig entzündet und in mir eine "brennende Sehnsucht" hervorruft.
    Jesus, DU freust Dich wenn in mir das Feuer des Hl.Geistes innerlich nicht nur glüht  sondern  ich mich ganz von deiner Gegenwart durch und durch entzünden lasse.  Amen

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