Freitag, 27. Oktober 2023

Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? (Lk 12,56)

29 Woche im Jahreskreis     Freitag

 

EVANGELIUM

Lk 12, 54-59

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:

54Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so.

55Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein.

56Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?

57Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?

58Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen.

59Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.

 

 

Tagesimpuls:

 

Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?  (Lk 12,56)

 

Wir sollen die Zeichen der Zeit deuten. Was ist damit gemeint? Wir wissen, dass wir nicht über den Weltuntergang spekulieren sollen, denn diesen Zeitpunkt kennt allein der Vater. Aber wir sollen aufmerksam sein für Jesu Wiederkunft, so hat es Jesus uns im Evangelium klargemacht. Wir sollen wachsam sein für seine Nähe, für sein Wirken in unserer Welt, in unserem Leben. 

 

Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?

 

Aber warum nennt Jesus uns Heuchler? Jemand könnte einwenden: „Nein, Jesus nennt nur die anderen Heuchler, mich nicht!" Aber wenn ich so denke, tappe ich dann nicht genau in die Falle, von der Jesus hier spricht? Ein Heuchler ist doch jemand, der nur die Sünden bei den anderen sieht, aber nicht bei sich selbst. Und von genau diesem wird gesagt, dass er selbst vom Richter verurteilt wird, nicht die anderen. Also: wenn ich mich nicht angesprochen fühle, lebe ich in einem gefährlichen Irrtum. 

 

Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?

 

Dann kommen wir zurück zu der Frage, warum nennt Jesus uns Heuchler? Aus dem, was Jesus weiter sagt, schließe ich, dass es um Vergebung geht. Ein Mensch, der nicht verzeiht, ist ein Heuchler. Einer, der mit den anderen „vor Gericht geht", sagt Jesus. Das betrifft alles Urteilen, alles, wo ich mich über andere stelle, wo ich den anderen verurteile. Wir können und sollen uns also immer die Frage stellen: Habe ich wirklich schon alles vergeben? Und verzeihe ich jedem, dessen Handeln mich irgendwie ärgert? Mir scheint das eine Lebensaufgabe zu sein. Ich habe mich entschlossen, allen alles zu vergeben, aber es ist doch ein langer Weg der Reinigung des Herzens, bis alle bitteren Wurzeln entfernt sind. Und dass ich mich immer wieder über andere ärgere, ist ein Zeichen, dass doch noch Unversöhnlichkeit in mir steckt. 

 

Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?

 

Die Beichte ist ein sehr wichtiges Mittel, das Jesus uns an die Hand gibt, damit unser Herz mehr und mehr gereinigt wird. Darüber hinaus sind alle Gelegenheiten, wo ich mich ärgere, solche Mittel. Immer wieder können wir uns darin üben, zu verzeihen und keinen inneren Groll zu hegen. Wenn wir uns dieser Tatsachen  bewusst werden, dann sind wir weniger Heuchler, und dann spüren wir, wie sehr wir auf Jesus angewiesen sind, und dann sind wir vielleicht noch achtsamer für sein Wirken in uns.

 

Gebet: 

Jesus, ich will allen alles vergeben, aber ich bitte dich, dass du mein Herz ganz reinigst von allen Spuren der Bitterkeit, auch dort, wo es tief in mir verborgen ist. Bitte lass mich erkennen, wo du in meinem Leben wirken willst, wo ich noch mehr verzeihen soll, wo ich Gelegenheiten bekomme, mein Herz zu reinigen. Bitte mache mir auch bewusst, wo ich urteile, ohne dass es mir bewusst ist, weil ich mich schon so sehr daran gewöhnt habe. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

2 Kommentare:

  1. TAGESGEBET

    Gütiger Gott.

    Bei dir ist Freude über jeden Menschen,

    der umkehrt und Buße tut.

    Denn du bist der Vater, der für alle ein Herz hat.

    Lass uns darauf vertrauen

    und deinem Ruf folgen.

    Hilf uns,

    dass auch wir einander vergeben,

    wie du uns vergibst.

    Darum bitten wir durch Jesus Christus - Amen.

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  2. ZUM EVANGELIUM

    Mit dem „Heute“ Jesu (Lk 4,21) ist die Menschheit in eine neue Stunde ihrer Geschichte eingetreten, die entscheidende letzte Stunde: die Herrschaft Gottes ist zu euch gekommen (Lk 11,20). Dieses Kommen bedeutet letzte Krise der Geschichte und zugleich ihre Vollendung. Alles hängt davon ab, ob der Mensch die Zeichen dieser Zeit erfasst. Den Jüngern ist es gegeben, die Zeichen zu verstehen; der Volksmenge wirft Jesus vor, sie sei unfähig, die Zeichen der Zeit zu deuten. Welche Zeichen? Wer von Jesus Zeichen fordert, erhält kein anderes als seine Bußpredigt (Lk 11,29-30). Dem Sehenden aber sind die Taten und Worte Jesu Zeichen genug; er weiß: das „Gnadenjahr des Herrn“ ist angebrochen (Lk 4,18), Gott bietet durch Jesus Vergebung und Versöhnung an. Wer klug ist, nimmt das Angebot an, solange es noch „Zeit“ ist.

    - Mt 16,2-3; Lk 19,44; Mt 5,25-26.

    - Amen 🙏.

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