Mittwoch, 11. Oktober 2023

Und führe uns nicht in Versuchung. (Lk 11,4)

27 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

 

EVANGELIUM

Lk 11, 1-4

1Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.

2Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.

3Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.

4Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.

 

 

Tagesimpuls:

 

Und führe uns nicht in Versuchung.  (Lk 11,4)

 

Viele ärgern sich über diesen Satz Jesu, weil sie ihn nicht verstehen. Bei Verneinungen kann es tatsächlich manchmal Missverständnisse geben[1]. Natürlich wäre es falsch, zu denken, dass Jesus damit sagen wolle, dass Gott uns in Versuchung führen könnte. Im Jakobusbrief heißt es klar, dass die Versuchungen nicht von Gott kommen. (Jak 1,13f) 

 

Und führe uns nicht in Versuchung.

 

Wir beten vielmehr darum, dass Gott uns führt auf geraden und guten Wegen. Er möge uns so führen, dass wir vor allen Versuchungen beschützt werden: „Gott, führe uns bitte so auf dem Weg, dass wir den Versuchungen nicht begegnen." Ich stelle mir vor, dass ich über ein Minenfeld gehen muss und ich bitte Gott: „Bitte führe mich nicht auf eine Mine!" Das heißt nicht, dass Gott die Minen gelegt hätte, oder dass Gott mich auf eine Mine führen könnte. Ich bitte einfach darum, dass Gott mich so führt, dass ich nicht auf eine Mine stoße. Ich bitte um Schutz und um die richtige Wegweisung. Wenn ich einfach loslaufe, dann weiß ich nicht, was geschieht. Versuchungen und Fallen lauern überall. Da ist es doch besser, dass ich vorher um Schutz bete. 

 

Und führe uns nicht in Versuchung.

 

Wir können nun wieder die grundsätzliche Frage nach den Gebetserhörungen bedenken. Wir haben das bei allen Bittgebeten, beim Gebet und Heilung, um Befreiung und auch beim Gebet um Schutz. Würden wir mehr Erhörungen erfahren, wenn wir mehr Glauben hätten, wenn wir mehr beten würden? Wer demütig ist, wird diese Frage mit Ja beantworten. Wir brauchen immer mehr Glauben, mehr Gottvertrauen, mehr Hoffnung, mehr Liebe. Aber auf der anderen Seite gibt es auch das Kreuz und das Leid, die Zwischenzeit zwischen Gebet und Erhörung, die Sehnsucht, die uns auf die Erfüllung unserer Sehnsucht vorbereitet. Vielleicht sind diese Zwischenzeiten Zeiten, in denen unser Glaube und unser Gebet wachsen sollen. Wir werden es nie ganz verstehen. Aber wir vertrauen auf Gott, dass jedes Schutzgebet erhört wird, auch wenn wir trotzdem noch Versuchungen erleben. 

 

Gebet: 

Jesus, ich vertraue auf die Schutzgebete. Ich vertraue, dass du uns mehr von Versuchungen beschützt, wenn wir viel darum beten. Wir beten nicht nur für uns, sondern auch für andere. Wir können nie verstehen, wie du unsere Gebete erhörst, aber wir vertrauen darauf. Bitte bewahre uns und alle, für die wir beten, heute vor den Versuchungen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 



[1] Wenn man z.B. sagt: „Du musst das nicht tun", kann es bedeuten, dass du es nicht darfst, es kann aber auch heißen: „Du bist nicht verpflichtet dazu". Aber vielleicht fallen anderen noch bessere Beispiele ein für Missverständnisse mit Verneinungen.  

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