Donnerstag, 31. August 2023

Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Mt 24,44)

21 Woche im Jahreskreis     Donnerstag

 

EVANGELIUM

Mt 24, 42-51

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

42Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.

43Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.

44Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

45Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?

46Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!

47Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.

48Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!,

49und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,

50dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;

51und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

 

 

Tagesimpuls:

 

Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.  (Mt 24,44)

 

Immer wieder höre ich prophetische Worte, das besondere Ereignisse bevorstehen würden, z.B. eine große Reinigung, eine große Warnung, eine große Erweckung. Auch von der Wiederkunft Christi ist die Rede. Wie soll man auf diese Botschaften reagieren? Paulus sagt: „Prüft alles, das Gute behaltet" (1 Thess 5,21). Das tut die Kirche. Aber so schnell, wie die besagten Ereignisse möglicherweise eintreten, kann die Kirche das gar nicht prüfen. Alles, was die Kirche geprüft und vor glaubwürdig anerkannt hat, dürfen wir bedenkenlos annehmen. Dafür dürfen wir sehr dankbar sein. Bei den Dingen, die die Kirche noch nicht abschließend geprüft hat, ist unser eigenes Urteil gefragt. Wenn etwas gegen die Heilige Schrift und die Lehre der Kirche geht, dann kann es nicht richtig sein. Wenn es im Einklang mit der Schrift und mit der Lehre der Kirche ist, dann kann es ja nicht falsch sein. In Medugorje z.B. sagen die Priester: „Hier ist keine neue Lehre, sondern eine neue Ermutigung, eine neue Kraft." Sich neu ermutigen zu lassen, das kann ja nicht falsch sein. Ich kann von einem Freund neu ermutigt werden, ich kann von einem Familienmitglied neu ermutigt werden, ich kann auch von der Muttergottes neu ermutigt werden. 

 

Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

 

Wie gehen wir nun damit um, wenn bevorstehende Ereignisse vorausgesagt werden? Nun, das heutige Evangelium gibt die Antwort. Bereit zu sein, ist sehr gut, ist immer richtig, entspricht dem Evangelium. Wenn eine Botschaft aufruft, viel zu beten, damit man bereit ist, was könnte da der Fehler sein? Ich sehe noch ein Kriterium: Gott will uns keine Angst machen. Normalerweise müsste ein positiver Grundton im Sinne Gottes sein, so wie man es auch bei den biblischen Propheten sieht: Ja, es kommen Stürme auf uns zu (denken wir an das Evangelium vom Haus auf dem Felsen), aber wir müssen keine Angst haben, denn Gott wird uns für alles die Kraft geben, wenn wir beten und ihm treu bleiben. Wenn einer behauptet, es kämen keine Stürme, dann führt er uns in die Irre. Jeder Mensch wird krank, bei jedem kommen Verluste, bei jedem kommen Schicksalsschläge, und jeder stirbt. Wer das sagt, der macht keine Angst, sondern der ist realistisch. Und wer sagt, dass wir beten sollen, damit wir bereit sind, der hat Recht. 

 

Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

 

Somit ist es ganz klar. Wir müssen nicht jede Botschaft auf ihre Echtheit überprüfen. Grundsätzlich haben wir schon das Evangelium, in dem Jesus uns sagt, dass wir bereit sein sollen. Das ist auf jeden Fall richtig. Und bereit sind wir dann, wenn wir in einer lebendigen Beziehung zu ihm leben, ihn nicht aus den Augen verlieren. Ich glaube, dass es gut ist, viel zu beten. Je mehr Gebet, umso mehr Kraft. Und Kraft brauchen wir, damit wir stark sind und geben können. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für alle Ermutigungen in der heutigen Zeit, die uns in eine tiefere Beziehung zu dir bringen wollen. Bitte hilf mir, zu unterscheiden zwischen Botschaften, die nur Angst machen, und denen, die wirklich ermutigen. Hilf mir, immer das Positive zu sehen, dass du uns Kraft schenken möchtest, dass du uns alles schenken möchtest, was wir brauchen, um zukünftigen Prüfungen standzuhalten. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Mittwoch, 30. August 2023

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz. (Mt 23,28)

21 Woche im Jahreskreis    Mittwoch

 

EVANGELIUM

Mt 23, 27-32

In jener Zeit sprach Jesus:

27Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung.

28So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.

29Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten

30und sagt dabei: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Tod der Propheten schuldig geworden.

31Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid.

32Macht nur das Maß eurer Väter voll!

 

 

Tagesimpuls:

 

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.  (Mt 23,28)

 

Gilt das nicht ebenso für viele Christen? Finden wir uns darin nicht wieder? Wie leicht ist es, etwas zu predigen, eine Überzeugung zu vertreten? Man kann sich nach außen so darstellen, dass man mit dem übereinstimmt, was Jesus gesagt und wie er gelebt hat. Aber innerlich spüren wir, dass wir noch lange nicht vollkommen sind, dass wir noch viele Schwächen und Sünden haben. Und es ist ja sogar richtig, dass wir unseren Mitmenschen nicht unsere tiefsten Abgründe offenbaren, dafür gibt es ja das Bußsakrament. 

 

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.

 

Jesus sagt an einer anderen Stelle, dass man tun soll, was die Pharisäer und Gesetzeslehrer sagen (Mt 23,3). Wenn sie den richtigen Weg Gottes verkünden, dann soll man das auch befolgen. So ist es auch bei uns. Wir sollen auf jeden Fall sagen und verkünden, was richtig ist, auch wenn wir es nicht so gelebt haben, wie es sein sollte. Eigentlich ist es kein Fehler, wenigstens schon mal äußerlich gut zu leben. 

 

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.

 

Jesus geht es hier hauptsächlich um die Heuchelei. Jesus weiß, dass die Praxis für alle Menschen immer schwerer ist als die Theorie. Aber man soll sich dessen bewusst sein und nicht vor den anderen so tun, als sei man schon vollkommen, als sei man besser als sie. Hier geht es Jesus vor allem darum, die Pharisäer zu überführen, dass sie genauso sündig sind wie alle anderen. 

 

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.

 

Es geht also vor allem um die Demut. Und für mich ist es ein ganz klarer Hinweis, dass wir das Bußsakrament in Anspruch nehmen sollen, denn dadurch erkennen wir an, dass wir Sünder sind. Wer oft beichtet, ist – glaube ich – ein wenig geschützt vor der Gefahr des Hochmuts. Die Beichte ist natürlich kein Freibrief, aber das wissen wir auch alle! Wir sollen nicht sündigen, aber es ist realistisch, dass wir doch sündigen. Und dafür gibt es die Beichte. Und es ist gut, dass wir nach außen einen guten Eindruck erwecken wollen. Das soll aber verbunden sein, mit dem Bemühen, auch innerlich dem zu entsprechen, und wenn es mal nicht so ist, dies dann in die Beichte zu bringen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich will nicht hochmütig sein, ich will nicht so tun, als wäre bei mir schon alles erreicht. Ich bin mir meiner Sünden bewusst, und ich danke dir, dass ich regelmäßig beichten gehen darf. Bitte segne mein Bemühen, ein gutes Vorbild zu sein, auch wenn ich vieles noch nicht erreicht habe. Aber bitte hilf mir, dennoch ein gutes Vorbild zu sein für das Leben mit dir. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Dienstag, 29. August 2023

Novene für die Jugend,Angebot in Ergänzung zum heutigen Tagesimpuls

Liebe Freunde, 
In der Jugendmesse am Montag, den 28.08.23 lud ich dazu ein, wer möchte, eine Novene mit uns zu beten für die Jugendgruppe, die sich jeden Montag um 17.00 Uhr trifft. wir haben mit der Gruppe einen neuen Anfang gemacht, wir wollen uns jetzt verbindlich jeden Montag um 17.00 Uhr treffen zur Gruppenstunde mit Spiel und Jugendkatechese, und danach bereiten wir die Jugendmesse vor mit Gesang, Fürbitten und Lesung. Mit der Novene beten wir darum, dass der Heilige Josef uns hilft, dass sich mehr Jugendliche an die Gruppe anschließen. Ich freue mich über alle, die bei der Novene mitmachen. Auch, wer es noch später liest, kann die Novene in diesem Anliegen beten. Wenn Sie mitmachen möchten, können Sie mir auch gerne Bescheid geben. Wir beten eine Novene, die auf der Webseite von Radio Horeb veröffentlicht ist, siehe den Link unten! Ich danke Ihnen!
Pastor Roland Bohnen
Hier der Link zur Novene auf der Webseite von Radio Horeb: https://www.horeb.org/programm/unterseiten-2023/novene-zum-heiligen-josef/






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Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr. (Mk 6,22)

Enthauptung Johannes des Täufers

 

EVANGELIUM

Mk 6, 17-29

17Herodes hatte Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte.

18Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen.

19Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen,

20denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu.

21Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein.

22Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben.

23Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre.

24Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes.

25Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt.

26Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen.

27Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes.

28Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter.

29Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

 

 

Tagesimpuls:

 

Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr.  (Mk 6,22)

 

In mir sträubt sich etwas gegen dieses Evangelium: „Nicht schon wieder!" Ich würde diese Probleme am liebsten verdrängen. Aber jemand sagte einmal, dass die Sünden gegen das sechste Gebot wohl die häufigsten in der Menschheit wären. So eine Aussage kann man sicher nicht belegen, aber es fühlt sich so an. Und mir tut die Jugend so leid, obwohl sich die Erwachsenen nicht viel anders verhalten. Sie sind kein Vorbild, im Gegenteil, von ihnen geht die Verführung aus. Wie selbstverständlich erzählen mir katholische Erwachsene, deren Ehe getrennt ist, dass sie einen neuen Partner haben und nach kurzer Zeit schon zusammen wohnen. Dass jeder, der in einer Partnerschaft ist, egal, ob seit seit kürzester Zeit oder schon seit längerem, eine sexuelle Beziehung hat, ist selbstverständlich, danach fragt gar keiner mehr. Mir scheint, das kommt so ziemlich als erstes in einer Beziehung, danach kommt dann alles andere. Ich hasse dieses Thema, ich will es am liebsten verdrängen. 

 

Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr.

 

Aber wie gesagt, mir tut die Jugend so leid, die so schutzlos diesem allem ausgeliefert ist. Gibt es noch Vorbilder? Gibt es noch Menschen, die versuchen, gegen den Strom zu schwimmen? Gibt es noch Katholiken, die den Katechismus lehren und leben, die sich bemühen, einen christlichen Lebensstil zu leben und auch zu vermitteln? 

 

Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr.

 

Wir brauchen nicht nur einzelne Katholiken, wir brauchen nicht nur einzelne Familien, wir brauchen Jugendgruppen, wir brauchen Gemeinschaften, in denen eine wirklich christliche Kultur vorgelebt wird. Daher ist es für mich so unverständlich, dass noch nicht einmal die praktizierenden katholischen Familien eine christliche Jugendarbeit unterstützen. Eigentlich müssten doch die katholischen Familien an die Kirche herantreten und dringend christliche Jugendgruppen für ihre Kinder einfordern. Aber auch die praktizierenden Katholiken haben für so etwas keine Zeit, und sehenden Auges werden die Kinder den Verführungen der Welt ausgesetzt, ohne dass wir etwas dagegen zu setzen hätten. Dann sagen die Eltern, dass es normal ist, wenn die Jugendlichen sich in einem bestimmten Alter von der Kirche abwenden und ihre eigenen Wege gehen. Irgendwann kämen sie dann wieder. Leider erlebe ich aber fast niemanden, der dann irgendwann wieder kommt. Ich bin schon so viele Jahre Priester. Irgendwann hätte ich die ja mal sehen müssen. Nein, sie kommen fast nie wieder. Was man in der Kindheit und Jugend versäumt hat, das ist verloren. Ich würde meinen Kindern keine verlorenen Jahre wünschen, ich würde ihnen eine christliche Umgebung wünschen, in der sie die Chance haben, nicht verloren zu gehen. Aber die Eltern meinen, so schlimm ist es schon nicht. Wer so denkt, der sagt sich: Ohne Jesus geht es doch auch ganz gut, es wird schon nicht so viel schaden. 

 

Gebet: 

Jesus, ich leide unter dem Verfall der Moral in unserer Gesellschaft. Ich leide darunter, dass deine Werte nicht mehr verstanden werden, weil das Vergnügen den obersten Stellenwert bekommen hat. Jesus, ich vertraue dir, dass du dennoch stärker bist als alle teuflischen Einflüsse unserer Gesellschaft. Jesus und Maria, ich vertraue euch unsere Generation an, vor allem die Eltern, die den Auftrag haben, ihren Kinder Schutz zu gewähren. Ich bitte dich auch ganz konkret, dass du christliche Jugendgruppen entstehen lässt, in denen die Jugendlichen Heimat und Geborgenheit und die richtige Wegweisung empfangen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Montag, 28. August 2023

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. (Mt 23,13)

21 Woche im Jahreskreis    Montag

 

EVANGELIUM

Mt 23, 13-22

13Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

(14)15Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst.

16Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so ist das kein Eid; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist an seinen Eid gebunden.

17Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht?

18Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, so ist das kein Eid; wer aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, der ist an seinen Eid gebunden.

19Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht?

20Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt.

21Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt.

22Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

 

 

Tagesimpuls:

 

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich.   (Mt 23,13)

 

Das Himmelreich ist die persönliche Beziehung zu Jesus, aber nicht nur das, auch die Beziehung zu Jesus in der Kirche, in der Gemeinschaft der Jünger, in den Sakramenten. Für uns Christen ist das untrennbar. Die Beziehung zu Jesus wird gezeugt in der Taufe und genährt in den Sakramenten. Es ist ein Leben, das Gott in uns lebt. Aber wie können wir den Menschen das Himmelreich verschießen? 

 

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich.

 

Klar ist, dass diese Worte am wenigsten Kinder betreffen, sondern Erwachsene, Personen in Leitungsverantwortung, ganz besonders Priester und Bischöfe. Aber ich würde die Eltern auf keinen Fall ausnehmen. Ich erlebe täglich, dass ich Kindern versuche, das Himmelreich aufzuschließen, aber Eltern verschließen den Kindern den Zugang. Und dann habe ich so gut wie keine Chance. 

 

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich.

 

Manchmal sagt ein Elternteil: „Wenn mein Kind Messdiener werden will, darf es das gern machen. Ich hindere es nicht." Ich bin nicht sicher, ob das wirklich wahr ist. Wenn es ernst wird, dann sagen die Eltern zu dem Kind: „Aber bedenke, du hast schon den Sportverein, du hast das Reiten, du hast den Musikunterricht, und außerdem wollen wir ja auch ab und zu am Wochenende in unser Ferienhaus fahren oder etwas anderes unternehmen. Und wenn dann mal nichts ist, dann brauchen wir die Zeit ja auch, um uns mal auszuruhen. Meinst du nicht, dass das zu viel wird, wenn du dann auch noch Messdiener wirst? Und dann ist da ja auch noch die Schule. Vielleicht musst du am Wochenende auch noch lernen?" Was würden Sie sagen? Muss man da nicht von einem Verschließen des Himmelreichs sprechen? 

 

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich.

 

Kann ich persönlich auch das Himmelreich verschließen für andere? Wenn ich sündige, wenn ich kein gutes Vorbild bin, wenn ich über die Priester oder über die Kirche schlecht rede, negative Stimmung verbreite. Aber auch durch meine Unterlassungen: Wenn ich nicht für andere im Gebet in die Bresche springe, nicht für sie eintrete, wenn ich Jesus nicht bezeuge, obwohl ich es hätte tun können, wenn ich zu passiv bin und lieber die anderen machen lasse, wenn ich zu ängstlich bin. 

 

Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. 

 

Wir sollten das Wort Jesu aber positiv wenden: Wie kann ich anderen das Himmelreich erschließen oder erschließen helfen? Wie kann ich Türen öffnen, durch die Menschen gehen können, um Jesus zu finden? Ich kenne Eltern, die ihre Kinder jede Woche in eine christliche Jugendgruppe geschickt haben, das war mehr als 60 km entfernt, und später fuhren die jugendlichen Kinder dann immer mit dem Zug dorthin. Das war eine Familie, die ihren Kindern das Himmelreich aufschließen wollte, und die Früchte sieht man heute, wo sie erwachsen sind. Sie haben teilweise einen großen Einfluss im kirchlichen Leben. 

 

Gebet: 

Jesus, vielleicht habe ich schon Menschen das Himmelreich verschlossen. Bitte hilf mir, dass ich es wieder gut machen kann in der Lebenszeit, die mir noch verbleibt. Bitte hilf uns allen, die Türen für dein Reich aufzuschließen. Zeige uns, was wir tun können, denn ganz sicher hast du einen Plan. Hilf uns, unseren Platz einzunehmen in deinem Plan. Und bitte verzeih uns, wo wir unsere Zeit vertrödelt haben. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Samstag, 26. August 2023

Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. (Mt 16,17)

21 Sonntag im Jahreskreis   

Evangelium                                                                                                  Mt 16, 13–20

In jener Zeit,
13als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam,
fragte er seine Jünger und sprach:
Für wen halten die Menschen den Menschensohn?
14Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer,
andere für Elíja,
wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten.
15Da sagte er zu ihnen: Ihr aber,
für wen haltet ihr mich?
16Simon Petrus antwortete und sprach:
Du bist der Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes!
17Jesus antwortete und sagte zu ihm:
Selig bist du, Simon Barjóna;
denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart,
sondern mein Vater im Himmel.
18Ich aber sage dir:
Du bist Petrus – der Fels –
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
19Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben;
was du auf Erden binden wirst,
das wird im Himmel gebunden sein,
und was du auf Erden lösen wirst,
das wird im Himmel gelöst sein.
20Dann befahl er den Jüngern,
niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

 

Tagesimpuls:

 

Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.  (Mt 16,17)

 

Der Glaube an Jesus ist eine göttliche Offenbarung. Wenn ein Mensch an Jesus Christus glauben kann in dem Sinne, dass er unser Retter ist, der für unsere Sünden gestorben ist und uns ein neues Leben schenkt, dann ist das nicht allein ein menschliches Tun. Rein menschlich gesehen könnte man sich gar nicht sicher sein. Rein menschlich wäre es ein Vermuten oder gar Raten: Welches mag wohl die richtige Religion sein? Viele, die diese göttliche Offenbarung noch nicht haben, sehen es auch so. Sie denken: Es gibt viele Religionen, wer sagt, welche die richtige ist? 

 

Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Erst wenn wir die göttliche Offenbarung empfangen haben, können wir innerlich sicher sein, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist. Danach ist für uns ein Vergleich mit anderen Religionen undenkbar. Das wäre, wie wenn man einen Menschen liebt, und dann sollte man ihn auf dieselbe Ebene wie z.B. ein Haustier stellen. Das wäre völlig undenkbar. So ist es bei Jesus. Es gibt viele Religionen, und es gibt die persönliche Beziehung zu Jesus, dem Sohn Gottes, der sich uns offenbart hat. Die anderen Religionen, das ist eine völlig andere Ebene. Jesus ist keine Religion, er ist Gott, den wir kennengelernt haben. Ihn darf ich nicht vergleichen oder auf eine Stufe stellen mit Religionen. Eine Religion ist quasi eine menschliche Meinung über das Göttliche, eine menschliche Annäherung an das Göttliche, aber Jesus ist Jesus! Jesus ist Gott. 

 

Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Die göttliche Offenbarung wird geschenkt, wenn wir unseren Glauben bekennen. Daher fragt Jesus, für wen wir ihn halten. Wenn wir unseren Glauben an Jesus bekennen, wird meistens eine neue Tiefe der Offenbarung geschenkt durch den Heiligen Geist. Daher ist es notwendig, dass die Kirche Gelegenheiten anbietet, wo Menschen eine neue Entscheidung für Gott und für Jesus als ihren Retter treffen können. Wir haben das zwar in der Tradition, denn eigentlich geschieht das in der Osternacht, es geschieht ja sogar in jeder Messe beim Glaubensbekenntnis und auch beim Kommunionempfang. Aber diese Formen sind so ritualisiert, dass sie ihre Wirkung verloren haben. Daher müssen wir neue Formen und Rahmenbedingungen schaffen, in denen Menschen ihre Glaubensentscheidungen erneuern oder erstmalig treffen können. Durch diese neuen Formen werden dann die Traditionen neu belebt. Dann werden die Menschen wieder verstehen, was in der Osternacht oder bei jedem Kommunionempfang geschieht. In der charismatischen Erneuerung bieten wir Gelegenheiten zu einer Lebensübergabe. In anderen geistlichen Erneuerungsbewegungen gibt es vermutlich ähnliche Formen. Auf jeden Fall brauchen wir das, denn das ist ein Weg, wie die göttliche Offenbarung in uns wachsen und vertieft werden kann. 

 

Gebet: 

Jesus, ich habe dir mein Leben übergeben, aber – wie in einer Ehe – will ich diese Grundentscheidung immer wieder erneuern. Bitte hilf uns als Kirche, dass unsere Rituale wieder neu mit Leben gefüllt werden. Danke für die neuen Formen, danke für die Möglichkeit der Lebensübergabe, in der unsere Entscheidung für dich, Jesus, ermöglicht wird, ebenso,  wie du es den Jüngern ermöglicht hast. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 25. August 2023

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. (Mt 22,37)

20 Woche im Jahreskreis     Freitag

 

EVANGELIUM

Mt 22, 34-40

In jener Zeit,

34als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.

35Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn:

36Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?

37Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.

38Das ist das wichtigste und erste Gebot.

39Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

40An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

 

 

Tagesimpuls:

 

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.  (Mt 22,37)

 

Beide Gebote – Gottes- und Nächstenliebe – sind gleich wichtig, aber die Gottesliebe ist das erste und die Nächstenliebe das zweite. Diese Reihenfolge hat eine große Bedeutung. Z.B. kommen erst die Eltern, dann die Kinder. Beide sind gleich wichtig, aber wenn die Eltern nicht zuerst wären, gäbe es die Kinder nicht. Eine Reihenfolge kann wichtig sein, auch wenn sie nichts über den Wert aussagt. Zwei Dinge können gleich wertvoll sein, und doch braucht man die Richtige Reihenfolge, man nennt das auch die richtige Ordnung. 

 

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.

 

Das Frühstück mit der Familie kann z.B. sehr wichtig sein, und doch muss der Gottesdienst zuerst kommen. Ohne die richtige Ordnung sind die wertvollsten und schönsten Dinge nicht gut, sondern letztlich können sie sogar schaden. Wir müssen also nicht nur entscheiden, ob eine Sache gut ist, sondern auch, ob sie in der richtigen Ordnung ist. Hier befindet sich auch die Antwort auf die Frage „Kann denn Liebe Sünde sein?" Liebe ist sicherlich etwas Gutes, aber sie muss in der richtigen Ordnung geschehen. Wenn man die richtige Ordnung nicht einhält, dann verkehren sich die guten Dinge, dann lebt der Mensch nicht mehr gut. 

 

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.

 

Wir leben also nur dann gut, wenn wir Gott an die erste Stelle stellen. Das erste muss wirklich das erste sein. Und das muss sich zeigen in unserem alltäglichen Lebensstil. Erst kommt das Gebet, erst kommt der Gottesdienst. Wenn ich das – selbstverständlich in der richtigen Haltung – befolge, dann wird mein Leben gesegnet, dann wird es gut, dann werden meine Beziehungen von göttlicher Liebe geprägt, ja, dann wird mein Leben voller Liebe sein. 

 

Gebet: 

Jesus, du hat es uns gelehrt, was auch schon im Alten Testament feststand: wir müssen Gott als erstes lieben. Nur wenn wir diese richtige Ordnung einhalten, kann die Nächstenliebe auch in unsere Beziehungen fließen, in unsere Familien und zu den Menschen, die du an unsere Seite gestellt hast. Bitte hilf mir, dass ich das heute wortwörtlich praktiziere, dass ich dir immer als erstes Zeit einräume, bevor ich etwas anderes mache. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 24. August 2023

Kann von dort etwas Gutes kommen? (Joh 1,46)

24. August

HL. BARTHOLOMÄUS

Apostel

Fest

 

 

EVANGELIUM

Joh 1, 45-51

In jener Zeit

45traf Philippus Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.

46Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!

47Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.

48Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.

49Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!

50Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen.

51Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

 

 

Tagesimpuls:

 

Kann von dort etwas Gutes kommen?   (Joh 1,46)

 

Natanael ist Bartholomäus. Bar heißt Sohn, also ist Bartholomäus der Nachname. Er ist ein ehrlicher Mensch, er sagt was er denkt. Damit macht er sich direkt angreifbar. Man könnte ihm unterstellen: „Hast du etwa Vorurteile?" Aber er ist mit dem, was er denkt, nicht allein. Die meisten waren irritiert durch die Tatsache, dass der Messias aus Nazareth stammen sollte. So hatte das wohl niemand erwartet. Manche denken es vielleicht im Inneren, andere wie Natanael sprechen es direkt aus: 

 

Kann von dort etwas Gutes kommen?   

 

Ehrlichkeit ist eine sehr gute Eigenschaft, solange man nicht andere damit verletzt. Manche Ärzte z.B. verletzen Patienten mit ihrer Ehrlichkeit und Direktheit, da müssten sie mehr Einfühlungsvermögen haben. Aber normalerweise ist es besser, ehrlich zu sein. Mir erzählte jemand, dass er völlig irritiert war, weil bei einer charismatischen Veranstaltung Menschen im Heiligen Geist geruht hatten. Darüber kam es zu einer Diskussion mit einem Priester. Heute sagt die Person: „Wenn ich nicht so kritisch reagiert hätte, hätte ich das Gespräch nicht gehabt, und ich hätte bis heute nichts damit anfangen können." Durch ihre Ehrlichkeit kam es aber zu diesem guten Gespräch, und heute erlebt die Person die Wirkungen des Heiligen Geistes als Bereicherung in ihrem Glauben. 

 

Kann von dort etwas Gutes kommen?   

 

Viele zwischenmenschliche Probleme können durch Ehrlichkeit gelöst werden. Ehrlichkeit bedeutet, dass ich mich dem anderen offenbare, wie ich denke und fühle, warum ich so denke und so fühle. Ich muss mich dem anderen zumuten mit dem, was ich bin und wie ich bin, damit es zu einer guten Beziehung kommen kann. Jesus sagt: „Die Wahrheit wird euch frei machen." 

 

Kann von dort etwas Gutes kommen?   

 

Es gibt aber auch eine Grenze. Ehrlichkeit ist nicht immer gleich Offenheit. Zu große Vertraulichkeit ist nicht damit gemeint. Es gibt Dinge, die nur mich und niemanden anderen etwas angehen. Ich muss nicht jedem alles erzählen. Eltern dürfen z.B. Kindern nicht alles erzählen. Wir müssen darauf achten, was in der Beziehung angemessen ist. Wenn mich z.B. jemand etwas fragt, was ich nicht beantworten sollte, dann ist es ehrlich, zu sagen, dass eine offene Antwort jetzt nicht richtig wäre. Ich kann und muss ehrlich sagen, wo die Grenzen sind, die der andere zu respektieren hat. 

 

Gebet: 

Jesus, bei dir darf und soll ich ganz offen sein. Du weißt alles von mir, und mit dir kann ich alles besprechen. Hilf mir dabei, mich meinen Mitmenschen gegenüber gut zu verhalten. Gib mir den Mut, ehrlich zu sein, aber auch Grenzen zu setzen, wo Grenzen notwendig sind. Ich danke dir für so viele Menschen, zu denen ich eine gute Beziehung haben darf. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

Mittwoch, 23. August 2023

Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? (Mt 20,15)

20 Woche im Jahreskreis      Mittwoch

 

EVANGELIUM

Mt 20, 1-16a

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:

1Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.

2Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.

3Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.

4Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.

5Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.

6Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?

7Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

8Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten.

9Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.

10Als dann die Ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.

11Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,

12und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.

13Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?

14Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.

15Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?

16aSo werden die Letzten die Ersten sein.

 

 

Tagesimpuls:

 

Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?  (Mt 20,15)

 

Wenn ein uns lieber Mensch ein schlechtes Leben geführt hatte, sich dann aber irgendwann bekehrt hat und jetzt gemeinsam mit uns ein christliches Leben in Gottes- und Nächstenliebe führen will, würde ich ihm dann wünschen, dass er es irgendwie schlechter haben soll als ich, weil er so lange in Sünde gelebt hat? Oder würde ich ihm den gleichen Lohn wünschen, den ich bekomme? Ich meine, im Vergleich zur Ewigkeit sind unsere Lebensjahre doch nur ein Hauch. Was wird es später im Himmel noch ausmachen, ob jemand vielleicht drei Jahre oder dreißig Jahre in Sünde gelebt hat? Dazu kommt, dass auch der Bekehrte immer noch sündigt. Wir alle sind auf die Barmherzigkeit Gottes mehr oder weniger angewiesen. Wenn ich dazu die anderen Worte Jesu bedenke, dann sollen wir doch davon ausgehen, dass wir selbst vielleicht noch mehr sündigen als die anderen. Also gibt es gar keinen Grund, neidisch auf andere zu sein. Jesus schenkt uns allen Barmherzigkeit und einen wunderbaren Lohn im Himmel, und wir dürfen dankbar sein, wenn Jesus darin keinen Unterschied macht. 

 

Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?

 

„Wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen", so klagen die Arbeiter der ersten Stunde. Das zeigt, dass wir, solange wir noch auf der Erde leben, unser Leben für das Reich Gottes auch ganz mühselig sein kann. Es hat seine schönen Seiten, aber auch seine schweren. Und da könnte man mitunter neidisch sein, wenn wir diese Mühsal tragen, während andere sich an nichts aufhalten. Zum Beispiel: Wir fasten, und andere genießen das Leben. Ich kam einmal nach dem Karfreitagsgottesdienst aus der Kirche, und gegenüber vom Portal war eine Fußgängerzone, es war strahlendes Wetter und viele Leute saßen im Eiskaffee und wussten offenbar nicht, das Karfreitag ist. Das war eine Erfahrung von zwei Welten. Aber soll man deswegen neidisch sein? Wer hat denn mehr? Haben die, die im Eiskaffee sitzen, mehr vom Leben als ich? Müssen wir uns da nicht immer wieder den Wert dessen bewusst machen, was Gott uns schenkt? Und dazu gehört auch die Befreiung von einem rein oberflächlichen Leben mit all den Genüssen, in denen man – wenn man sich nicht an Gott festmacht – gefangen sein kann? Aber wir müssen uns dies immer wieder bewusst machen. Einmal war ich auf einer Feier, und ein junger Mann aß nur ganz wenig, weil er eine bestimmte Diät machte. Als wir ihn fragten, warum er nicht mehr esse, antwortete er scherzhaft: „Macht euch nichts draus, dass ihr noch nicht so weit seid!" Ob das Selbstbewusstsein echt war oder nur vorgetäuscht, weiß ich nicht. Aber ich fand die Antwort gut. Er sah seinen Weg als den besseren und wertvolleren an, er war nicht neidisch auf die anderen, die sich in keiner Weise einschränkten. 

 

Gebet: 

Jesus, du hast uns so viel Gutes geschenkt, geistliche und trotzdem auch so viele weltliche Gaben! Bitte hilf uns, dass wir den Weg, den du mit uns gehst, zu schätzen wissen, dass wir nicht neidisch auf Menschen schauen, die vielleicht im Moment etwas haben, auf das wir bewusst verzichten, die aber insgesamt oberflächlicher leben als wir. Hilf uns, unseren Tiefgang und unsere Freiheit von den irdischen Dingen wirklich zu schätzen, denn du führst uns den Weg, der wirklich ins Leben führt. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

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