Mittwoch, 31. Mai 2023

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. (Mk 10,43)

08 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

 

EVANGELIUM

Mk 10, 32-45

In jener Zeit,

32als Jesus und seine Jünger auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich über ihn, die Jünger aber hatten Angst. Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand.

33Er sagte: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben;

34sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen.

35Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.

36Er antwortete: Was soll ich für euch tun?

37Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.

38Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?

39Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde.

40Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind.

41Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes.

42Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.

43Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,

44und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.

45Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

 

 

Tagesimpuls:

 

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.  (Mk 10,43)

 

Man hätte erwartet, dass Jesus die beiden mehr zurechtweist. Er hätte sagen können: „Ich rede vom Kreuz und bin davon betroffen, welches Leiden mit bevorsteht, und ihr denkt, ich werde ein König, und dann wollte ihr die besten Plätze haben! Habt ihr denn gar nichts begriffen? Ich werde gekreuzigt!" Aber das sagt er nicht. Er weist die Jünger nicht zurecht, weil sie diese Bitte geäußert haben. Wenn er sie zurechtgewiesen hätte, wären die anderen Jünger nicht ärgerlich gewesen. Vielleicht wären sie etwas schadenfroh gewesen, weil Jakobus und Johannes mit ihrem dreisten Anliegen bei Jesus nicht durchgekommen wären. Aber so war es nicht. Weil Jesus die beiden sogar eher noch bestätigt hatte, waren die anderen ärgerlich. 

 

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.  

 

Wir lernen daraus: Jesus hat nichts dagegen, wenn wir groß sein wollen, wenn wir vorankommen wollen. Er will uns nicht zurechtstutzen, damit wir möglichst immer klein und bescheiden bleiben. Es ist ein falsches Bild von einem Christen, der sozusagen das Gegenteil von erfolgreich sein müsste, in einer falschen Demut, vielleicht eine kleine graue Maus, auf die niemand hört, die kaum jemand beachtet. Wenn dieses Bild so stimmen würde, dann wären die weltlichen Menschen, die ohne Gott leben, die Großen, die Erfolgreichen, und die Christen würden sich in ihre Kirche zurückziehen und demütig und bescheiden auf das Ende der Welt warten, ohne etwas zu bewirken. Das ist nicht das Bild von Jesus. Das ist ein völlig falsches Verständnis von christlicher Demut und Bescheidenheit. 

 

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.  

 

Wir sollen bitte schön groß sein als Christen! Wir sollen Heilige werden. Wir sollen Großes vollbringen, weil wir mit der Macht des allmächtigen Gottes zusammenwirken. Das darf man gern in der Welt sehen und wahrnehmen. Aber wir Christen werden groß im Dienen, groß in der Nächstenliebe, aber auch groß in dem, was wir für unsere Gesellschaft tun. Ein Beispiel aus der Geschichte: Als die Bundesregierung während des Neubeginns nach dem zweiten Weltkrieg die Grundlagen für unsere heutige Sozialgesetzgebung gelegt hat, da hat sie sich an der katholischen Soziallehre orientiert. Bis in die achtziger Jahre (ich habe es selbst gesehen) war es noch Brauch, dass Minister der Bundesregierung Professor von Nell Bräuning konsultierten, der ein Fachmann für die katholische Soziallehre war. Ob es heute noch so ist, weiß ich nicht. Aber damals hatten Christen Einfluss auf die Gesellschaft. Und so soll es auch heute sein. Wir Christen sollen groß denken und Großes bewirken, damit die Welt die Liebe Gottes kennenlernt. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du uns dazu aufgerufen hast, groß zu sein, Großes zu bewirken. Bitte bewahre uns vor einem falschen Verständnis der Demut. Hilf uns, in unsere Berufung hineinzufinden und den Platz in der Gesellschaft einzunehmen, den du für uns vorgesehen hast. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Dienstag, 30. Mai 2023

Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. (Mk 10,28)

08 Woche im Jahreskreis     Dienstag

 

EVANGELIUM

Mk 10, 28-31

In jener Zeit

28sagte Petrus zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

29Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat,

30wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

31Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.

 

 

Tagesimpuls:

 

Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.  (Mk 10,28)

 

Die Nachfolge Jesu führt immer zum Loslassen. Das heißt nicht, dass man alles loslassen muss, aber man muss zu allem bereit sein. Petrus hat seine Frau oft nicht gesehen, weil er mit Jesus unterwegs war. Die Jünger hatten ihre Berufe aufgegeben. Wenn es damals schon Hobbies gegeben hätte, dann hätten vielleicht viele der Jünger ihre Hobbies aufgegeben oder reduziert, um Zeit für Jesus zu haben. Wenn heute eine Familie z.B. das Frühstück am Sonntag aufgibt, um zur Messe zu kommen, dann wird es ihr in vielfältiger Weise belohnt werden, so verspricht es Jesus. Und wenn ein Jugendlicher eine Sportveranstaltung aufgeben würde um der Nachfolge Jesu willen, dann würde es ihm auch vielfältig belohnt werden. Und wenn ein Kindergeburtstag zeitlich so gelegt wird, dass eine Familie trotzdem noch zur Messe gehen kann, vielleicht sogar mit den anderen eingeladenen Kindern, dann würde das alles sehr belohnt werden. 

 

Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

 

Wenn mein Tagesablauf ohne Jesus schon ganz voll ist, dann kommt Jesus immer irgendwie dazwischen. Dann empfindet man Jesus als eine Störung dieses Ablaufs, egal ob es sonntags oder werktags ist. Wie sollte man Jesus nachfolgen können, ohne etwas loszulassen? Manche nehmen sich nur dann Zeit für Jesus, wenn wirklich gar nichts anderes ansteht, wenn sie wirklich mal Leerlauf hätten. Aber wie selten kommt das vor! Und wenn es mal vorkommt, dann will man endlich mal ausruhen, mal gar nichts machen, und dann hat man auch wieder keine Zeit für Jesus. 

 

Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

 

Wer Jünger Jesu ist, der hat etwas losgelassen, sonst könnte er nicht Jünger Jesu sein. Manch einer hat so viel losgelassen, dass er täglich zur Messe kommt. Das sind teilweise Menschen, die vor noch nicht allzu langer Zeit noch einen gefüllten Kalender hatten, wie sehr viele in unserer Gesellschaft. Aber die Begeisterung für Jesus hat in ihnen neue Prioritäten geschaffen. Jetzt können sie das loslassen, was sie früher gemacht haben, jetzt finden sie Zeit für Jesus. Beten wir dafür, dass viele diesen begeisternden Glauben entdecken, der ihnen hilft, vieles loszulassen, um Zeit für die Nachfolge Jesu zu finden! 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass du Menschen so sehr faszinierst, dass sie ihren Lebensrhythmus umstellen und dir nachfolgen. Viele kennen dich aber noch nicht, und ihr Leben ist ganz voll ohne dich. Hilf uns, dass wir unserer Begeisterung weitergeben können! Hilf uns aber auch, dort loszulassen, wo wir loslassen müssen im Vertrauen auf deine große Belohnung! 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Montag, 29. Mai 2023

Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. (Joh 15,26)

Pfingstmontag

Evangelium                                                                                      Joh 15, 26 – 16, 3.12–15

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
26Wenn der Beistand kommt,
den ich euch vom Vater aus senden werde,
der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht,
dann wird er Zeugnis für mich ablegen.
27Und auch ihr legt Zeugnis ab,
weil ihr von Anfang an bei mir seid.
1Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt.
2Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen,
ja es kommt die Stunde,
in der jeder, der euch tötet,
meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.
3Das werden sie tun,
weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.
12Noch vieles habe ich euch zu sagen,
aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
13Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit,
wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.
Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden,
sondern er wird reden, was er hört,
und euch verkünden, was kommen wird.
14Er wird mich verherrlichen;
denn er wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
15Alles, was der Vater hat, ist mein;
darum habe ich gesagt:
Er nimmt von dem, was mein ist,
und wird es euch verkünden.

 

Tagesimpuls:

 

Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.  (Joh 15,26)

 

Der Heilige Geist ist die Kommunikation Gottes. Er legt Zeugnis in uns ab. Er bezeugt, dass Jesus lebendig in uns und bei uns ist, wie er es versprochen hatte. Ohne den Heiligen Geist würden wir Jesus nicht erkennen. Dann würde Gott uns fern bleiben, wie ein anonymes höheres Wesen. Mit dem Heiligen Geist haben wir eine persönliche Beziehung zu Jesus. Wenn der Heilige Geist in uns wirkt, dann kommuniziert Jesus mit uns. Dann erleben wir z.B. auch, dass Beten nicht nur Reden sondern auch Hören ist. Ohne den Heiligen Geist würde niemand die Stimme Jesu hören. Mit dem Heiligen Geist entwickelt sich unser prophetisches Charisma. Gott spricht zu uns, wir vernehmen ihn in unserem Inneren, und wir können seine Worte ggf. weitergeben und dadurch Menschen berühren. 

 

Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.

 

Wie hört man Gott? Es muss keine dröhnende Stimme von Himmel sein. Es sind die vielen kleinen inneren Eingebungen. Wenn man versäumt, darauf zu hören und sie ernst zu nehmen, dann bereut man es später und denkt: „Hättest du es doch getan, du wusstest es doch." Wie ein Kind sprechen lernt, so müssen wir die Sprache des Heiligen Geistes erst lernen. Oft überhören wir diese Eingebungen, weil wir noch nicht geübt sind, sie zu hören und sie ernst zu nehmen. Dazu kommt, dass es in unserer Welt viele Geräusche gibt, vieles, das auf uns einströmt. Wir brauchen die Gabe der Unterscheidung der Geister. Diese Gabe lebt in der Kirche. Der Heilige Geist – so persönlich er zu uns spricht – will nicht eine Vielzahl von Individuen führen, sondern er will den Leib Christi beseelen und lebendig machen. Die Unterscheidung der Geister bekommen wir in der Kirche, im Lehramt, aber auch im gemeinsamen Rat-Geben bei Fragen, die man allein nicht klären kann. Wenn wir auf diese Weise in der Kirche unterwegs sind, dann wird die innere Stimme des Heiligen Geistes in uns immer lebendiger, und dann müssen wir uns keine Sorge darüber machen, dass wir in die Irre geleitet werden. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für den Heiligen Geist, der in mir wirkt und in der Kirche. Ich will ein lebendiges Glied an ihr sein. Hilf mir, dass meine Beziehung zu dir immer tiefer wird, dass ich deine Stimme immer besser höre. Schenke mir das prophetische Charisma, das seit der Taufe in mir schlummert, damit ich von dir höre und zu anderen von dir sprechen kann. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Samstag, 27. Mai 2023

Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. (Joh 20,23)

Pfingsten

Evangelium                                                                                                  Joh 20, 19–23

19Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.

 

Tagesimpuls:

 

Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.  (Joh 20,23)

 

Offensichtlich gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Geistempfang und Sündenvergebung. Einerseits besteht der darin, dass die Apostel, Bischöfe und Priester die besondere Aufgabe der sakramentalen Sündenvergebung von Jesus bekommen haben. Das ist eine besondere Gabe des Heiligen Geistes, das besondere Priestertum oder Amtspriestertum genannt. Manche Theologen stellen Amt und Charisma gegenüber. Es mag sein, dass damit etwas Wichtiges ausgesagt werden kann, aber auf keinen Fall darf es so verstanden werden, dass man für das besondere Priesteramt kein Charisma bräuchte. Dann wären wir Priester ja wirklich nur Beamte, die bestimmte Verwaltungsakte vollziehen würden. Ohne diesen Theologen widersprechen zu wollen, sehe ich es so: Es gibt viele Charismen, durch die Menschen ihre Berufung und Bestimmung finden. Und die Berufung zum Amtspriestertum ist wirklich eine von diesen vielen charismatischen Berufungen, die Gott schenkt. Alles, was wir tun, können und sollen wir aus charismatischer Begabung tun. 

 

Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

 

Der zweite Zusammenhang ist m.E. noch wichtiger: Um den Geist zu empfangen, der uns in Liebe zum dreifaltigen Gott verbindet, brauchen wir alle die Sündenvergebung. Die Sünde verbindet uns mit dem Teufel, mehr oder weniger stark, von der kleinen Versuchung bis hin zur völligen Besessenheit. Aber ob klein oder groß, die Sünde steht immer in Verbindung mit dem Widersacher, der uns von Gott trennt. Wenn der gute Geist Gottes wirkt, dann vertreibt er die bösen Geister. Er führt zur Bekehrung, zur Sündenerkenntnis und zum Bekenntnis in der Beichte. Dort, wo Christen den traditionellen Glauben intensiv leben, dort, wo Menschen den Glauben in neuen geistlichen Aufbrüchen neu entdecken, überall dort wird viel gebeichtet. Wer erfüllt ist vom Heiligen Geist, will beichten, und daraus ergibt sich sogar auch eine große Wertschätzung des besonderen Priestertums in den neuen geistlichen Bewegungen sowie bei konservativ katholisch geprägten Christen. 

 

Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

 

Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Geistsendung und Sündenvergebung ist die Überwindung des Stolzes bzw. der Weg zur Demut. Der Stolz sagt, dass mein Leben sehr gut ist, dass ich ein guter Christ bin, dass die anderen viel mehr tun sollten, dass ich aber mit meinem christlichen Leben relativ vollkommen bin. Auf jeden Fall brauche ich keine neue Geistausgießung, ich brauche keine Weiterentwicklung in meinem Glauben. Jeder, der mir etwas anderes sagen will, den halte ich für einen Fanatiker. Aber „man muss es ja nicht übertreiben." Die Demut dagegen sieht, wie unvollkommen ich noch bin, wie wenig der Heilige Geist erst in meinem Leben wirkt. Die Demut wünscht sich Weiterentwicklung, sie lernt von anderen Zeugnissen, die die Sehnsucht nach mehr Erfüllung mit dem Heiligen Geist in ihr hervorrufen. Die Demut will ihre Sünden beichten und ist offen für größere Erfüllungen mit dem Heiligen Geist. Die Demut weiß, dass sie noch viel mehr braucht, dass sie erst ganz am Anfang steht. 

 

Gebet: 

Jesus, ich wünsche mir eine immer tiefere Ausgießung des Heiligen Geistes in meinem Leben und im Leben der Kirche. Wir sind als Kirche und auch ich als einzelner noch so weit von der lebendigen Geisterfahrung der Urkirche, wie sie in der Bibel, in der Tradition der Kirche und im Leben der Heiligen beschrieben ist, entfernt. Bitte hilf uns, dass wir zu dieser lebendigen Geisterfahrung kommen, wie sie in der Bibel beschrieben ist, mit all den Charismen und Bekehrungen, Zeichen und Wundern. Ich danke dir, dass du uns so viel Mut machst durch die Erfahrungen der letzten Jahre, auch wenn wir noch ganz am Anfang stehen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Freitag, 26. Mai 2023

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? (Joh 21,17)

07 Woche der Osterzeit       Freitag

 

EVANGELIUM

Joh 21, 1.15-19

In jener Zeit 

1offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

15Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!

16Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

17Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

18Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.

19Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

 

 

Tagesimpuls:

 

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?   (Joh 21,17)

 

Wieder sehen wir, wie sehr es auf die Liebe zu Jesus ankommt. Das ist so konträr zu unserem vom Humanismus geprägten Denken, das auch uns als Christen beeinflusst. Dieses Denken sagt, dass die schlimmsten Sünden die gegen die Menschlichkeit sind. Ob man nun eine große Liebe zu Jesus hat, ob man ihn bekennt oder verleugnet, das scheint doch unwichtig zu sein, jedenfalls keine große Sünde. Die Gottesbeziehung wird in unserer Gesellschaft als völlig unwichtig angesehen, nur das Mitmenschliche zählt. 

 

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?   

 

In der Bibel wird es völlig anders dargestellt. Die Verleugnung des Petrus ist dort ein schwerer Sündenfall, und Jesus nimmt sich viel Zeit, um die Liebesbeziehung und das Vertrauen wiederherzustellen. Ich befürchte, dass selbst wir Christen uns nicht bewusst machen, wie wichtig die Liebesbeziehung zu Jesus ist. 

 

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?   

 

Diese Liebesbeziehung kann nur durch den Heiligen Geist geschenkt werden. Ohne den Heiligen Geist bleibt Jesus ziemlich abstrakt. Erst mit dem Heiligen Geist wird Jesus zu dieser realen auferstandenen Person, mit der Petrus dieses wunderbare Gespräch führen durfte, und die auch mit uns ähnliche Gespräche führen möchte. Und ich betone es noch einmal: Den Heiligen Geist empfängt man nur durch Beten. „Bittet, und ihr werdet empfangen", sagt Jesus. In Lukas 11,13 stellt Jesus das Bittgebet ganz deutlich in Verbindung mit dem Geistempfang: „Wie viel mehr wird der Vater denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten." Es geht darum, den Stolz abzulegen und den Heiligen Geist zu erbitten. 

 

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?   

 

Beten wir darum, dass Gott uns eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes schenken möge! Dann fließt die Liebe in unser Herz, dann wächst diese Liebesbeziehung zu Jesus, dann können wir Jesus ehrlich antworten: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe!"  

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir, dass ich eine persönliche Beziehung zu dir habe. Bitte bewahre mich vor der weltlichen Beeinflussung, die mir einreden will, dass das nicht so wichtig wäre. Jesus, ich will dich bekennen, ich will dich nicht verleugnen. Bitte hilf mir, dass durch die Kraft des Heiligen Geistes meine Liebe zu dir wächst. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Donnerstag, 25. Mai 2023

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. (Joh 17,22f)

07 Woche der Osterzeit       Donnerstag

 

EVANGELIUM

Joh 17, 20-26

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete:

20Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.

21Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.

22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind,

23ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.

24Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.

25Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast.

26Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

 

 

Tagesimpuls:

 

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.  (Joh 17,22f)

 

Jesus betet darum, dass wir eins sind, d.h. einig, möglichst so eins, wie die drei göttlichen Personen eins sind. Sie sind nicht ineinander verschmolzen, sie bleiben je ein Individuum, aber sie sind doch eins. Man könnte es mit einer idealen Ehe vergleichen. Da wächst jede Person zu ihrer vollkommenen Reife, da muss sich nicht einer derart anpassen und verbiegen, dass er sein Eigenes verleugnen müsste. Und doch haben sie eine Einheit im gemeinsamen Willen, sie agieren jeder einzeln genauso wie sie gemeinsam agieren. Da würde sich nicht der eine gegen den anderen ausspielen lassen. Vollkommene Reifung des Individuums und Einheit in einer Gemeinschaft sind keine Gegensätze. Die Gemeinschaft ist sogar die Voraussetzung, dass ich so werden kann, wie ich bin. 

 

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.  

 

Immer wieder ringt die Kirche um theologische Einheit, so auch heute. Ich finde es bedenkenswert, dass Jesus unsere Einheit als Kirche in Verbindung stellt mit der Offenbarung seiner göttlichen Herrlichkeit. Einheit würden wir also nicht dadurch erzielen, dass wir Meinungen über Gott oder über die Kirche austauschen oder diskutieren. Der eine würde sagen, das Zölibat muss abgeschafft werden, der andere würde dagegen sprechen. Das wäre Meinungsaustausch. Manche meinen, die Kirche müsse moderner werden, andere meinen, es müsse alles wieder so sein wie früher. Auch das wäre ein reiner Meinungsaustausch. Meinungen können wir viele haben. Aber die Einheit wird dadurch geschenkt, dass Gott uns seine Herrlichkeit offenbart. Wir brauchen also göttliche Offenbarung, nicht menschliche Meinungen. Göttliche Offenbarung kommt nur durch die Mystik, durch das Gebet. Menschen, die wenig beten aber lautstark Meinungen äußern, führen uns nicht zum Ziel. Ein Beispiel aus der Geschichte: Als fast die ganze Kirche die Gottheit Jesu abgelehnt hatte in der Zeit der ersten Konzile, in der Zeit des sogenannten Arianismus, damals hatten die Klöster, und insbesondere die Klöster, die eine 24/7 Anbetung hatten, den wahren Glauben an die Dreifaltigkeit bewahrt. Dort also, wo viel gebetet wurde, dort wurde die Herrlichkeit Gottes offenbart, und das führt zur Einheit der Kirche. Ohne das Gebet sind wir sehr anfällig für menschliche Meinungen. Und die können falsch sein, und dann kommt Spaltung. 

 

Gebet: 

Jesus, heute bete ich für deine Kirche. Hilf uns, dass wir wieder mehr aus deiner göttlichen Offenbarung heraus leben und Theologie betreiben. Ich bitte dich besonders darum, dass die Rolle des Priesteramts und auch die Wichtigkeit der Eucharistie in unserer Kirche richtig verstanden wird. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Mittwoch, 24. Mai 2023

Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. (Joh 17,18)

07 Woche der Osterzeit       Mittwoch

 

EVANGELIUM

Joh 17, 6a.11b-19

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete:

6aVater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. 

11bHeiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.

12Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt.

13Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.

14Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin.

15Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.

16Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.

17Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.

18Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.

19Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

 

 

Tagesimpuls:

 

Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.  (Joh 17,18)

 

Jesus wurde vom Vater in die Welt gesandt. Er hätte Nein sagen können angesichts des Schreckens, der ihn erwarten würde. Aber er hat aus Liebe Ja gesagt. Vor unserer Geburt wurden wir nicht gefragt. Aber jetzt werden wir gefragt: Nehmen wir die Sendung an, die Gott für uns hat? Diese Frage hat in der Liturgie eine Form gefunden. Bei der Taufe werden wir gefragt, ebenso bei der Erneuerung des Taufversprechens, z.B. in der Osternacht oder zu anderen Anlässen. Bei der Hochzeit und bei der Priesterweihe, bei der Ablegung von Gelübden, all das sind Anlässe, wo wir gefragt werden, ob wir die Berufung annehmen, die Gott für uns hat. 

 

Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.

 

Dass wir berufen sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir könnten auch einfach so in den Tag hineinleben. Kinder machen das so. Sie erfreuen sich an der Selbstverständlichkeit des Lebens und machen alles mit, was sie lernen. Jugendliche machen alles, was die Clique macht. Sie fragen kaum, was richtig oder falsch ist, Hauptsache, man ist in der Clique anerkannt. Aber irgendwann muss man sich entscheiden: Mache ich einfach alles mit, was die meisten machen, oder denke ich darüber nach, ob ich von Gott eine Berufung habe? Jesus sendet mich. Nehme ich die Sendung an? 

 

Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.

 

Jona ist ein Beispiel aus der Bibel für einen, der vor seiner Sendung weggelaufen ist. Wir können auch davor weglaufen. Meistens tun wir das, wenn wir uns in weltliche Dinge hineinsteigern, wenn wir uns ablenken, z.B. am Fernseher oder mit Videos auf YouTube oder anderen sozialen Medien. Dann schlagen wir unsere Zeit tot, ohne darüber nachzudenken, wozu Jesus mich sendet. Dann laufen wir weg. Viele suchen ihr Glück und ihr „Heil" auch in der Liebe. Das ist im Prinzip nicht falsch, wenn es meiner Berufung entspricht und wenn man darin die Berufung entdecken würde, dass diese Liebe ein Ausgangspunkt sein soll für eine immer mehr „göttliche" Liebe, die Jesus uns schenken will. Wenn die Liebe unsere göttliche Berufung ist, dann wird sie immer übernatürlicher und immer selbstloser. Man erkennt dann einen Unterschied zwischen einer eher fleischlich-weltlichen und einer wirklich christlichen Liebe. Das ist eine langsame Entwicklung. Wenn ich meiner Sendung treu bin, zu der Jesus mich beruft, dann bin ich bereit zu dieser Entwicklung, dann wächst meine Liebe immer mehr zu dem, wie Jesus sie möchte. 

 

Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.

 

Fragen wir uns: Jesus, wozu sendest du mich? Bin ich meiner Sendung treu? Wo laufe ich ab und zu weg? Wo lenke ich mich ab? Wo schlage ich Zeit tot? Wo suche ich mein Glück in weltlichen Dingen, anstatt deiner Sendung treu zu bleiben? Lebe ich in Beziehungen, die nicht meiner Berufung entsprechen? 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir dafür, dass du mich gerufen und gesendet hast. Das gibt mir meine Identität, das gibt mir Sicherheit. Ich könnte nicht einfach so sinnlos in den Tag hinein leben. Bitte verzeih mir, dass ich trotz meiner wunderbaren Sendung immer noch andere Dinge suche, die mir ein kleines weltliches Glück verschaffen, aber nicht dein Wille sind. Bitte hilf mir, deiner Sendung treu zu bleiben. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

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Dienstag, 23. Mai 2023

Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. (Joh 17,9)

07 Woche der Osterzeit       Dienstag

 

EVANGELIUM

Joh 17, 1-11a

In jener Zeit

1erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht.

2Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.

3Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.

4Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.

5Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war.

6Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten.

7Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.

8Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.

9Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.

10Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht.

11aIch bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir.

 

 

Tagesimpuls:

 

Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.  (Joh 17,9)

 

Jesus betet für uns. Er denkt nicht: „Gott weiß sowieso alles, er wird schon jedem geben, was er braucht, da brauche ich nicht zu beten." Damit Gnaden fließen können, müssen wir beten. Es ist wie, wenn man die Wasserleitung aufdreht, damit das Wasser fließen kann. Solange wir nicht beten, ist es, wie wenn der Wasserhahn geschlossen ist. So erklärt sich die Liturgie der Kirche. 24 Stunden sieben Tage lang soll an irgendeiner Stelle der Welt gebetet werden. Wenn der eine schläft, dann betet der andere, damit immer Gnaden fließen. Wenn Jesus uns das vorgelebt hat, dann müssen auch wir beten, damit Gnaden weiter fließen können. 

 

Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.

 

Jesus betet spezifisch. Er betet nicht: „Gott, segne alle Menschen, du weißt, was jeder braucht. Amen." Hier betet Jesus für die Kirche, für die, Gott ihm gegeben hat, die zum Glauben gekommen sind, damit sie bewahrt bleiben im Glauben. Daher beten auch wir spezifisch und konkret. Wenn wir für alle und alles beten würden, dann wäre es wie, wenn wir um nichts beten. Um spezifisch zu beten, könnte man sich z.B. eine Gebetsliste machen mit zwei Spalten. Links trägt man das Gebetsanliegen ein, und in die rechte Spalte die Erhörung. Gott antwortet auch spezifisch, wenn wir spezifisch beten. 

 

Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir.

 

Jesus betet, indem er die Menschen, für die er betet, loslässt. „Sie gehören dir", sagt er. Das Beten darf nicht Ausdruck eines Klammerns sein. Wenn z.B. ein enttäuschter Liebhaber immer für seine ehemalige Geliebte beten würde, könnte das mehr ein innerliches Klammern als ein Gebet sein. Wir sollen immer beten: „Dein Wille geschehe." Gebet darf nie eine Weise werden, wie wir Dinge manipulieren wollen. Wir legen die Dinge in Gottes Hände und lassen sie los. Dies widerspricht nicht dem, dass wir spezifisch beten sollen. Ich kann konkret und spezifisch beten, auch für ein ganz bestimmtes Anliegen, worum ich bitte, das geschehen soll, und zugleich loslassen. Wenn es dann anders kommt als ich erwartet habe, dann habe ich es innerlich losgelassen und in Gottes Hände gelegt. 

 

Gebet: 

Jesus, danke, dass du uns zeigst, wie wir beten sollen. Danke, dass wir schon viele Gebetserhörungen erleben durften. Danke, dass wir alles in deine Hände legen dürfen, dass wir bei allem innerlichen Engagement doch alles immer auch loslassen können. Bitte hilf mir, dass ich so bete, wie du es willst, damit durch mein Beten viel Segen in die Welt fließen kann. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

Montag, 22. Mai 2023

Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. (Joh 16,32)

07 Woche der Osterzeit       Montag

 

EVANGELIUM

Joh 16, 29-33

In jener Zeit

29sagten die Jünger zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen.

30Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.

31Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt?

32Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

33Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

 

 

Tagesimpuls:

 

Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.  (Joh 16,32)

 

Jesus weiß, dass seine Jünger nicht so zuverlässig sind. Sie sind eben schwach. Sie lassen ihn im Stich. Bei den allermeisten von uns ist es auch so. Wir lassen Jesus auch im Stich, wir laufen vor dem Kreuz weg, wir sündigen, obwohl wir genau wissen, dass es falsch ist. Natürlich wünscht sich Jesus, dass wir zu ihm stehen. Aber wenn es nicht so ist, dann kann Jesus immer noch sagen: 

 

Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

 

Damit zeigt Jesus etwas sehr Wichtiges: Er ist nicht von uns Menschen abhängig. Natürlich tut es ihm weh, wenn wir sündigen. Aber er verliert nicht seinen Halt, weil er seinen Halt nicht in uns, sondern im Vater findet. So soll es auch bei uns sein. Wir sollen unsere Mitmenschen lieben, dazu sollen wir auch je nach Beziehung die entsprechende Nähe haben. Aber wir sollen nicht von unseren Mitmenschen so abhängig sein, dass eine Welt zusammenbricht, wenn sie nicht das tun, was wir erwarten. Auch wir sollen unseren tiefsten Halt in Gott, in Jesus finden. Er ist immer bei uns, wie er uns verheißen hat. Also sind auch wir nie allein, denn er ist bei uns alle Tage, bis zum Ende der Welt. 

 

Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

 

Prüfen wir uns: Habe ich mich zu abhängig gemacht vom Verhalten bestimmter Mitmenschen? Was würde geschehen, wenn ein bestimmter Mensch nicht mehr da wäre? Wir müssen darauf achten, dass unsere Liebe nicht nur natürlich ist. Die natürliche Liebe vergöttert den anderen, sie kann sich nicht vorstellen, ohne den anderen zu leben. Diese nur natürliche Liebe kann allenfalls ein Anfang sein für eine Entwicklung. Unsere Liebe muss im Laufe der Jahre immer übernatürlicher werden, immer reiner. Der andere ist nicht für mich da! Ich finde meinen Halt in Gott, und ich bin dem anderen nah, vor allem, damit ich ihn liebe. Die egoistische Liebe muss weniger werden, und die übernatürliche, die wirklich selbstlose muss wachsen. 

 

Gebet: 

Jesus, ich danke dir für alle Menschen, die mich lieben. Bitte hilf mir, dass meine Liebe wächst, dass sie nicht im natürlichen Stadium stehen bleibt. Hilf mir, dass ich meinen Halt in Gott finden kann. Bitte befreie mich von falschen Abhängigkeiten zu anderen Menschen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org 

 

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