Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. (Joh 15,27)

06 Woche der Osterzeit       Montag

 

EVANGELIUM

Joh 15, 26 - 16, 4a

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

²⁶Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.

²⁷Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

¹Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt.

²Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.

³Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.

^4aIch habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert.

 

 

Tagesimpuls:

 

Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.  (Joh 15,27)

 

Wir leben in einer Kultur, wo man in der Öffentlichkeit nicht über den Glauben an Jesus spricht. Das hat dazu geführt, dass man inzwischen auch in der Familie darüber nicht mehr spricht. Der Glaube an Jesus ist einfach kein Thema mehr. Das hat dazu geführt, dass der Glaube insgesamt kein Thema mehr ist für die allermeisten Menschen. Und die wenigen, die noch glauben, bleiben in ihren Kreisen, während sie Stillschweigen bewahren, wenn sie sich in Kreisen von Nichtgläubigen befinden. Man hätte auch das Gefühl, etwas nicht Passendes zu tun, wenn man trotzdem über den Glauben sprechen würde, als wenn man dann andere belästigen würde. 

 

Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

 

Aber der Auftrag Jesu widerspricht dem, was wir in unserer Gesellschaft gewohnt sind. Wir Christen müssen ehrlich sein. Haben wir diesen Auftrag nicht weitgehend vergessen? Und wenn wir es nicht vergessen haben, verstehen wir es als Auftrag? Verstehen wir es nicht ehrlich gesagt als einen nicht zwingenden Wunsch von Jesus, den wir aber kaum erfüllen?

 

Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

 

Ich bin ehrlich. Manchmal erinnere ich mich an diesen Auftrag, z.B. wenn ich irgendwo warte oder mit Menschen zusammen bin in Situationen, wo man „small talk" macht. Aber dann ist in mir auch das Gefühl, dass es jetzt unpassend sei, vom Glauben anzufangen. Manchmal gelingt es mir, in solchen Situationen wenigstens zu beten: „Jesus, bitte führe du jetzt diese Situation, lass mich mit Menschen ins Gespräch kommen." Oft erhört Jesus dieses Gebet. Dann entstehen meistens einigermaßen gute Gespräche, in denen Vertrauen aufgebaut wird. Dieses Vertrauen kann eine allererste Stufe für die Evangelisation sein. Ich habe den Eindruck, dass ich immer noch viel zu gehemmt bin. Aber mit einem innerlichen Gebet anzufangen, das scheint mir wenigstens ein kleiner Schritt in die richtige Richtung zu sein. 

 

Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

 

Ich glaube, wir müssen uns noch mehr darüber im Klaren sein, dass wir den Auftrag zum Evangelisieren haben. Wir sollen Zeugnis geben. Das ist eine Verpflichtung. Und dass das manche Menschen stört, das sagt Jesus auch sehr deutlich in den nächsten Versen des Evangeliums. 

 

Gebet: 

Jesus, du siehst, wie viel es mich und uns kostet, gegen den Strom der Gesellschaft zu schwimmen und für dich Zeugnis zu geben. Aber wir wollen uns bemühen, denn es ist dein Auftrag. Bitte verzeih uns, dass wir deinen Auftrag bisher so wenig berücksichtigt haben. Bitte hilf uns, dass es in Zukunft besser wird, auch wenn wir dann Ärger bekommen. 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org