Montag, 3. Oktober 2022

Was steht im Gesetz? Was liest du dort? (Lk 10,26)

27 Woche im Jahreskreis    Montag

EVANGELIUM
Lk 10, 25-37
25Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
26Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort?
27Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.
28Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben.
29Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
30Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen.
31Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.
32Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.
33Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid,
34ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
35Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
36Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?
37Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!


Tagesimpuls

Was steht im Gesetz? Was liest du dort? (Lk 10,26)

Jesus will dem Gesetzeslehrer beweisen, dass nichts von dem, was er lehrt, den Geboten Gottes, wie sie der Gesetzeslehrer gelernt hat, widerspricht. Wenn Jesus geantwortet hätte, „die Leute sollen an mich glauben, und die Gebote des alten Testamentes sind egal", dann hätte der Gesetzeslehrer einen Grund gehabt, Jesus anzugreifen. Aber einen solchen Grund liefert Jesus ihm nicht. Jesus ist Gottes Sohn, er ist selbst Gott, und der selbe Gott, der Jesus gesandt hat, ist auch der Gott, der die Gebote des alten Testaments erlassen hat. Da gibt es also keinen Widerspruch. Alles gipfelt in der Liebe zu Gott und in der Liebe zu den Mitmenschen.

Was steht im Gesetz? Was liest du dort?

Heute könnte sich die selbe Diskussion zwischen einem Humanisten und einem Christen entwickeln. Der Humanist würde den Christen auf die Probe stellen und fragen, was man aus christlicher Sicht tun muss, um ein guter Mensch zu sein. Der Humanist würde dann erwarten, dass der Christ sagt, man müsse Gott lieben und zur Kirche gehen, und dann hätte er einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er würde sagen, die Christen tun nichts für ihre Mitmenschen, die beten nur und gehen nur zur Kirche. Aber auch heute würde der Christ dann auf die Nächstenliebe verweisen, wie Jesus es zum Beispiel im heutigen Evangelium vom barmherzigen Samariter gelehrt hat. Diese Lehre kann Jesus genauso gegenüber dem Gesetzeslehrer wie auch gegenüber dem Humanisten anbringen. Und auch der Humanist hätte keinen Grund zur Anklage gegen den Christen, denn all das, was er fordert, tun die Christen sowieso.

Was steht im Gesetz? Was liest du dort?

In dem Wasser-Gleichnis von Theresa von Avila, wo es darum geht, einen schönen Garten zu bewässern, sind die Tugenden, und damit meint Theresa die Liebe, die Blumen, also die guten Früchte, die das christliche Leben hervorbringt. Das Bewässern dagegen ist das Gebet, die Beziehung zu Jesus. Ohne das Bewässern wird es keine schönen Blumen geben. Das ist unser christlicher Standpunkt. Wir brauchen die Beziehung zu Jesus, wir brauchen das Gebet, um das Böse zu besiegen, damit es die guten Früchte der Nächstenliebe geben kann. Ohne das Gebet fehlt uns die Unterscheidung der Geister, wir werden verwirrt und verblendet, aber wir merken es nicht. Die Menschen ohne Jesus werden über kurz oder lang vom Teufel in die irre geführt. Das können Zeitströmungen und Ideologien sein. Den Menschen fehlt dann der Maßstab, den Jesus uns schenkt. Nur durch Jesus bekommen wir den Maßstab für wahre Menschlichkeit, und wir bekommen die Kraft, das Böse zu überwinden. Man könnte sogar sagen: Jesus ist der wahre Humanist, er ist der wahre Maßstab für die Nächstenliebe, für wirklich menschliches Handeln.

Gebet:
Jesus ich danke dir, dass du uns deutlich gezeigt hast, dass nichts von dem, was du lehrst, den weltlichen Erwartungen widerspricht. Im Gegenteil, wir Christen können das erfüllen, was alle Menschen sich wünschen: echte und wahre Liebe untereinander. Jesus, hilf uns, Zeugnis zu geben über deine Liebe, denn deine Liebe befreit uns zum Guten, deine Liebe hilft uns, wirklich gute Menschen zu sein.


Pastor Roland Bohnen 


1 Kommentar:

  1. Jesus,  DU hälst nicht nur den biblisch-theologisch Gelehrten den Spiegel vor  sondern auch mir selbst. Denn, ich muss herauskommen aus der sich in unseren Ländern und in unserem Leben entwickelte  "WEGSCHAU-KULTUR" ! Dein Glaube, der mir schon bei meiner Erschaffung durch Gottes Liebe im Mutterleib, mir in mein Herz gelegt ist;  ist nicht eine "verstaubte Idee". NEIN !
    Dein Glaube - JESUS, ist die aus Glauben gelebte und praktizierte Nächstenliebe.
    Du mein Schutzengel,  bitte erinnere mich heute immerwieder daran, meine Nächstenliebe nicht "verstauben" zu lassen. Amen

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