Samstag, 22. Oktober 2022

Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. (Lk 18,14)

30 Sonntag im Jahreskreis    

Evangelium

Lk 18, 9–14

In jener Zeit
9
erzählte Jesus einigen,
die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren
und die anderen verachteten,
dieses Gleichnis:
10
Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten;
der eine war ein Pharisäer,
der andere ein Zöllner.
11
Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet:
Gott, ich danke dir,
dass ich nicht wie die anderen Menschen bin,
die Räuber, Betrüger, Ehebrecher
oder auch wie dieser Zöllner dort.
12
Ich faste zweimal in der Woche
und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.
13
Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen
und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben,
sondern schlug sich an die Brust
und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
14
Ich sage euch:
Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück,
der andere nicht.
Denn wer sich selbst erhöht,
wird erniedrigt,
wer sich aber selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.


Tagesimpuls

Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. (Lk 18,14)

Wenn man zum Tempel geht, oder heute würden wir sagen, wenn jemand zur Kirche geht, soll er anders herauskommen, als er herein gekommen ist. Die Mitfeier des Gottesdienstes oder das persönliche Gebet sollen einen Unterschied machen zwischen vorher und nachher. Wir können uns nun selbst prüfen. Wenn ich bete, geschieht dann in mir diese positive Veränderung? Wenn ich an der heiligen Messe teilnehme, geschieht dann diese positive Veränderung? Lasse ich mich von Gott berühren, so dass er mich „rechtfertigt"? In unserer heutigen Sprache übersetzt würde das vielleicht heißen, dass er mich reinigt, dass er mich heiligt, dass er mich berührt, ja kann man nicht auch sagen, dass er mich erfüllt und glücklich macht?

Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht.

Viele Heilige haben betont, dass es dunkle Zeiten für die Seele gibt, auch wenn sie treu betet und am Gottesdienst teilnimmt. Das will sagen, dass man die Auswirkungen des Gebets nicht jedes Mal unmittelbar spüren muss. Aber dennoch meine ich, widerlegt das nicht das oben Gesagte, dass das Gebet doch einen Unterschied machen muss. Vielleicht kann ich es vergleichen mit dem Boden, auf denen der Regen fehlt. Wenn der Boden aus Stein besteht, dann prallt der Regen daran ab. In weiche Erde dagegen dringt der Regen ein. Ist mein Herz also eher wie ein Stein, an dem alles abprallt, oder ist es wie die weiche Erde, in die die Gnade eindringt? Und wenn ich die Wirkung nicht unmittelbar spüre, dann müsste sie doch über kurz oder lang in meinem Leben spürbar und sichtbar werden.

Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht.

Manchmal sehen wir die Gnaden nicht, die Gott uns schenkt, weil er will, dass wir im Glauben gehen. Dann ist es sinnvoll, mit einem Menschen zu sprechen oder in einer kleinen Gruppe zu sein, in der man über den Glauben sprechen kann. Inzwischen werden diese kleinen Gemeinschaften immer mehr gebildet. Vieles läuft unter dem Namen Jüngerschaftsgruppe, es kann aber auch Gebetskreis oder Bibelkreis oder Hauskreis heißen. In solchen Gruppen kann man über seinen Glauben sprechen. Und dann bekommt man auch Feedbecks von den anderen. Wenn man wirklich auf einen falschen Weg wäre, dann würden die anderen einem das auch sagen. Jemand, der sich in einer geistlichen Dunkelheit befindet und die Berührung Gottes nicht spürt, wird in so einer Gruppe aber viel Ermutigung erhalten, so dass er für sich selbst dann doch glauben kann, dass er auf dem richtigen Weg ist, auch wenn es ihm selbst so nicht scheint. 

Gebet:
Jesus, hilf mir, dass ich nicht hochmütig bin. Hilf mir, dass ich mir meine eigene Unzulänglichkeit immer eingestehen kann. Hilf mir dass mein Herz ein weicher Boden ist, in dem deine Gnadenströme eindringen. Jesus, bitte hilf mir treu zu sein, auch wenn ich nichts spüre. Aber ich glaube, dass jedes Gebet mich verwandelt, mich durchdringt und zum Guten verändert. Bitte bewahre mich vor der Hartherzigkeit, bewahre mich davor, dass meine Gebete unfruchtbar sind.


Pastor Roland Bohnen 


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