Freitag, 3. Juni 2022

Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? (Joh 21,17)

07 Woche im Jahreskreis     Freitag

 

EVANGELIUM

Joh 21, 1.15-19

 

In jener Zeit 

1offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

15Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!

16Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

17Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebhabe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

18Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.

19Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

 

 

Tagesimpuls:

 

Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb?  (Joh 21,17)

 

Beim ersten Mal fragt Jesus Petrus, ob er ihn mehr liebe als alle anderen Jünger. Im Deutschen ist das zweideutig. Es könnte bedeuten, dass man Jesus mehr lieben soll als alle anderen Menschen oder Dinge. Im griechischen ist es nach Aussage von Fachleuten eindeutig: gemeint ist, dass die Liebe des Petrus größer ist als die Liebe der anderen Jünger. Das würde bedeuten, Petrus wäre der beste von allen. Darin könnte Jesus eine Anspielung machen auf die großmundige Aussage des Petrus: „Auch wenn alle dich verlassen, ich verlasse dich nicht." Dann würde Jesus den Petrus damit konfrontieren, indem er gleichsam fragt: „Nun Petrus, glaubst du immer noch, dass du mich mehr liebst als alle anderen?"

 

Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb?

 

Petrus antwortet von Anfang an bescheiden mit dem Wort Liebhaben. Die deutsche Übersetzung ist hier nicht korrekt. Während Jesus in seiner ersten Frage das Wort Lieben (agapein) benutzt, antwortet Petrus mit Liebhaben (philein). In der zweiten Frage bleibt Jesus beim Wort Lieben, aber er lässt den Vergleich zu den anderen Jüngern weg. Petrus antwortet wiederum mit dem bescheideneren Liebhaben. Erst in der dritten Frage benutzt Jesus auch das Wort Liebhaben. Da passen Frage und Antwort genau zueinander. Mir scheint es, als wolle Jesus dem Petrus helfen, in eine größere Demut hineinzukommen. Er ist nicht besser als die anderen. Er muss auch nicht der Größte und der Tollste sein. Dazu fällt mir ein Wort von Mutter Teresa ein: „Jesus hat uns nicht dazu berufen, erfolgreich zu sein, sondern dazu, treu zu sein."

 

Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb?

 

Wenn wir der beste sein wollen, dann lastet ein unglaublich hoher Druck auf uns. Wir meinen, wir müssten Vorbild sein. Wir meinen, wir dürften nicht predigen oder lehren, wenn wir das nicht selbst perfekt vorleben. Dieser hohe Druck wird auf die Dauer zu einer Belastung, der wir nicht standhalten können. Er bewahrt uns nicht vor der Sünde, sondern er macht die Wahrscheinlichkeit, dass wir es nicht schaffen und in die Sünde fallen, eher größer. Der Druck entsteht aus dem Stolz. Wir sollen aber nicht stolz sein und alles aus eigener Kraft erreichen wollen, sondern wir sollen Jesus treu sein. Er ist der Weg, er ist immer bei uns, mit seiner Kraft können wir durchs Leben gehen, und wir müssen nicht die besten sein, auch nicht ein perfektes Vorbild.

 

Gebet:

Jesus, danke, dass du auch mich zur Demut ermahnst. Ich muss nicht besser sein als die anderen. Ich soll dich einfach nur lieben, dich immer wieder aufsuchen, nie das Gespräch mit dir abbrechen lassen. In dieser Treue zu dir liegt das Geheimnis unseres Lebens. Dann werden wir nicht über Nacht zu Heiligen, aber wir bleiben auf dem Weg, denn du bist dieser Weg. Und du wirst uns dann sicher ans Ziel führen.

 

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org

 

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