02 Woche der Fastenzeit
EVANGELIUM | Lk 6, 36-38 |
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
36Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!
37Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.
38Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
Tagesimpuls:
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! (Lk 6,36)
Wenn ich gefragt würde, ob ich mich eher für einen friedliebenden oder eher für einen streitsüchtigen Menschen halte, dann würde ich mich immer zu den friedliebenden zählen. Ich habe dieses Bild von mir. Aber stimmt das? Man kann sich ja auch etwas vormachen. Man kann sich etwas einbilden, was mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Ich denke, dass die allermeisten Menschen sich selbst für gut halten. Es ist viel leichter, Fehler bei anderen festzustellen als bei sich selbst. Ich bin jetzt gar nicht beim Zugeben von eigenen Fehlern, ich meine hier nur das Erkennen. Man sieht seine eigenen Fehler nicht, weil man sich selbst für gut hält, und das glaubt man sich selbst. Man macht sich also selbst etwas vor.
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!
Ich habe bei mir festgestellt, dass ich ziemlich genervt reagiere, wenn andere etwas falsch gemacht haben, oder wenn ich meine, andere hätten etwas falsch gemacht. Auf einmal wurde mir klar, dass ich gar nicht barmherzig bin. Ich rede es mir zwar gern ein. Unbarmherzig wären vielmehr die anderen, aber ich doch nicht! In Wirklichkeit ist es aber anders. Ich kann auch ganz schön unbarmherzig reagieren, wenn ich bei anderen Fehler sehe. Und wie oft ist es mir schon passiert, dass ich einen Fehler vermutet hatte, aber später hat sich herausgestellt, dass es ganz anders war, vielleicht war ich selbst sogar derjenige, der den Fehler verursacht hat.
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!
Ich lerne, dass ich nicht vorschnell über andere urteilen darf. Und ich lerne, realistischer zu werden. Fehler geschehen, jeder macht sie, auch ich. Und wenn jemand Fehler macht, dann müssen wir barmherzig sein. Ich mache mir klar: Du selbst machst mindestens so viele Fehler wie alle anderen, auch wenn du es nicht siehst. Wir sind alle nicht vollkommen. Also bemühen wir uns, barmherzig miteinander umzugehen!
Gebet:
Jesus, danke, dass du mir hilfst, immer barmherziger mit meinen Mitmenschen zu werden. Lass in uns allen die Einsicht wachsen, dass wir mehr Fehler haben und machen, als uns bewusst ist, dass wir viel leichter die Fehler bei anderen sehen als bei uns. Ich danke dir, dass du uns hilfst, immer mehr in der Liebe zu wachsen.
Pastor Roland Bohnen
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