Samstag, 12. Februar 2022

Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. (Lk 6,21)

06 Sonntag im Jahreskreis  

Evangelium                                                                                                  Lk 6, 17.20–26

In jener Zeit
17 stieg Jesus mit den Zwölf den Berg hinab.
In der Ebene
blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen
und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem
und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon
18waren gekommen.
20Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger
und sagte:
Selig, ihr Armen,
denn euch gehört das Reich Gottes.
21Selig, die ihr jetzt hungert,
denn ihr werdet gesättigt werden.
Selig, die ihr jetzt weint,
denn ihr werdet lachen.
22Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen
und wenn sie euch ausstoßen
und schmähen
und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.
23Freut euch und jauchzt an jenem Tag;
denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
24Doch weh euch, ihr Reichen;
denn ihr habt euren Trost schon empfangen.
25Weh euch, die ihr jetzt satt seid;
denn ihr werdet hungern.
Weh, die ihr jetzt lacht;
denn ihr werdet klagen und weinen.
26Weh, wenn euch alle Menschen loben.
Denn ebenso haben es ihre Väter
mit den falschen Propheten gemacht.

 

 

Tagesimpuls:

 

Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. (Lk 6,21)

In der Bergpredigt[1] spricht Jesus ein Thema an, dass sehr zentral in seiner Verkündigung ist, das aber heute kaum noch angenommen wird: der Sinn des Leidens. Hier werden alle Leidenden seliggepriesen, was komplett gegen unser natürliches Empfinden geht. Von Natur aus will der Mensch nicht leiden, er sieht das Leiden als sinnlos an, und das Leiden soll von ihm aus mit allen Mitteln abgeschafft oder minimiert werden. Jesus dagegen sieht im Leiden einen Sinn. Und wenn es dem Menschen zu gut geht, dann verbindet Jesus das mit einem Wehe-Ruf. Aus der Sicht Jesu sollten wir also dankbar sein, wenn wir leiden, denn dann sind wir selig, und dann gehört uns das Himmelreich.

 

Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.

Der Grund dafür ist, dass Jesus durch sein Leiden und Kreuz die Welt erlöst hat. An ihm können wir den Sinn des Leidens erkennen. Das Leiden Jesu hat uns die Tür zum Himmel geöffnet. Im Gebet „Engel des Herrn" beten wir: „Lass uns durch sein Leiden und Kreuz zur Auferstehung gelangen." Pauls schreibt öfter, dass wir mit Jesus im Leiden und in der Auferstehung verbunden sind. Wir sind mit ihm gestorben und wir haben teil an seiner Auferstehung. Im Kolosserbrief sagt er, dass wir mit unseren Leiden ergänzen, was an seinen Leiden noch fehlt. (Kol 1,24) Christus ist das Haupt, so Paulus, und wir sind der Leib. Was Christus erlebt, das erleben wir auch. Wir sind mit ihm verbunden. Daher zeigt sich auch in unserem Leben sein Leiden, es wird sichtbar, spürbar, aber ebenso die Kraft seiner Auferstehung.

 

Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.

Wir können in einem Akt der Hingabe unsere Leiden mit den Leiden Jesu verbinden. In der Tradition nannte man das „aufopfern". Dann führen uns die Leiden hinein in diese Seligkeit, von der Jesus in der Bergpredigt spricht. Und sie verbinden sich mit dem Erlösungswerk Christi, d.h. sehr viel Gutes wird durch sie bewirkt in der Kirche. Das aufgeopferte Leid ist wie ein potenziertes Gebet. Versuchen wir also, Ja zu sagen, wenn Gott Leid in unserem Leben zulässt! Glauben wir ihm, dass das – wenn wir es ihm aufopfern – sehr viel Gutes bewirkt. Es ist der Weg zur Seligkeit.

 

Gebet:

Jesus, meine natürliche Reaktion ist, dass ich vor dem Leid weglaufe, dass ich es so gut wie möglich vermeide. Du sagst uns, dass es wertvoll ist, dass es uns zur Glückseligkeit führt, und dass wir es – wie du es getan hast – annehmen sollen. Jesus, danke für diesen Impuls. Ich sage dir jetzt Ja zu allem, was heute auf mich zukommt. Und ich vertraue dir, dass du mich durch das Leiden zur Glückseligkeit führen willst. Und ich vertraue dir, dass du durch mein Leiden Gutes bewirken kannst für viele Menschen.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org



[1] Hier im Lukasevangelium müsste ich korrekter sagen „Feld-Rede", denn hier steigt Jesus nicht wie in Mt 5 auf einen Berg. 

2 Kommentare:

  1. Jesus,  für mich ist das heutige Evangelium ein "wunderschönes Bild".
    Du gehst den Berg hinab. Also DU kommst von oben herab - vom Vater, zu uns in die Ebene und bringst uns das Wort des Vaters.
    Ich fühle mich innerlich ein wenig zurück gesetzt, in die Zeit von Mose. Denn auch Mose sprach damals zu dem Volk. Es steht geschrieben in, 2 Mose 19,14 - "Mose stieg vom Berge zum Volk herab und heiligte sie und sie wuschen ihre Kleider" . So wie Mose das damalige Volk lehrte, so lehrst du deine Jünger und jene die in der Ebene zusammen kamen. Es geht um Ganzhingabe und Umkehr,  welches eine Grundhaltung ist, um in der richtigen Gottes- Verhältnismäßigkeit zu wachsen.  Ja Jesus,  deine Worte gehen mir zu Herzen und ich nehme sie ernst.
    Gott,  für DICH will ich arm sein, damit DU durch- mit- und in mir gross werden kannst, zum Wohle meines Nächsten.
    Denn DU Gott bist alles.
    Ich bin ein Nichts ohne DICH.
    Abschließend: die Menschen des Alten Bundes,  haben vielfach Gottes Wort verachtet und sind falschen Propheten gefolgt. Daher ist auch dem damaligen Volk so viel Unheil widerfahren.
    Auch heute sprichst DU - JESUS, 
    viele WEH Rufe.
    Jesus, in mir spüre ich eine angstmachende Beklemmung. Denn wenn die jetzt kirchlichen Prozesse und gesellschaftliche Entwicklungen nicht umgekehrt und Gott zugewandt werden, gehen viele Menschen auf ewig verloren.  Herr, erbame DICH. Amen

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  2. Von Reinhard Dismas:

    Die Seligpreisung der Armen, Hungernden und Weinenden ist eine der wichtigsten Botschaften Jesu an uns alle. Es ist ein echter Trost für alle Leidenden und die, die hart schuften müssen für das tägliche Brot, das oft genug nicht ausreicht, um ihre große Familie satt werden zu lassen. Oft aber ist diese Seligpreisung von der Kirche dazu missbraucht worden, dass sich die  Arbeiter mit ihrer Armut und dem Leid als etwas Gott gegebenes abfanden. Das war angenehm für die Mächtigen der Zeit, zu denen auch die Mehrheit der damaligen Kirchenprofis gehörte. Ob leibeigener Bauer in Europa,  afrikanischer Sklave in Amerika  oder Fabrikarbeiter in der Industrialisierung, alle wurden sie mit der Seligpreisung Jesu aufs Jenseits vertröstet. Sie sollen nur nicht versuchen ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, denn nur durch ihre Armut und ihr Leiden konnten die wenigen Mächtigen noch mehr Reichtum zusammenraffen.

    Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei. Die meisten Kirchenprofis gehören nicht mehr zu den Mächtigen und keiner leidet bei uns mehr Hunger.  Es gibt Mindestlohn, Hartz IV, Rente und Krankenkasse. Dadurch ist das Menschenmögliche getan, um materielles Leid zu vermeiden und die Gläubigen können sich auf den spirituellen Aspekt des Leidens in der Nachfolge Christi konzentrieren.
    Trotzdem gibt es immer noch Millionen armer Menschen die hungern und großes Leid ertragen müssen. Nur spielt sich das nicht mehr vor unserer Haustür ab, sondern in der Dritten Welt.
    Dank Globalisierung und Billigangeboten sind die Menschen in der Dritten Welt jetzt unsere leibeigenen Bauern, Sklaven und Fabrikarbeiter. Jeder von uns, auf der Nordhälfte unseres Planeten, gehört, ob er will oder nicht, zu den Reichen,  Satten und Lachenden, die Jesus mit den Wehe-Rufen strengstens verwarnt.

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