Mittwoch, 5. Januar 2022

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. (Joh 1,48)

05 Januar

EVANGELIUM

Joh 1, 43-51



In jener Zeit
43wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus. Und Jesus sagte zu ihm: Folge mir nach!
44Philippus war aus Betsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus.
45Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs.
46Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!
47Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.
48Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.
49Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!
50Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen.
51Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.


Tagesimpuls:

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.  (Joh 1,48) 

Jesus sieht uns. Er hat mich immer gesehen, er hat meine Not gesehen, mein Leiden, die Momente wo ich mich allein und verlassen gefühlt habe, einfach alles. Und er war bei allem dabei, auch wenn ich ihn damals nicht erkannt habe. Wir wissen nicht, was genau unter dem Feigenbaum geschah. Vielleicht war es ein traumatisches Erlebnis für Natanael. Was es auch immer war, Jesus war dabei und hat es gesehen. 

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.

Wir können uns im Gebet alle Situationen unseres Lebens zurückerinnern. Wir können noch mal in diese Situationen hineingehen und im Nachhinein bewusst realisieren, wie Jesus dabei war. Wir können seine Worte im Nachhinein in unser Herz aufnehmen, die er mir damals gesagt hat, die ich damals aber nicht vernehmen konnte. So können unsere Erinnerungen auch im Nachhinein noch geheilt werden. 

Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.

Am Ende können wir dann unser ganzes Leben annehmen, auch die von Leid und Scham erfüllten Momente, sogar unsere Sünden. Dann gibt es nichts mehr in unserer Biografie, das wir am liebsten ausradieren würden, was wir an uns nicht akzeptieren können. Jesus heilt alles, wenn wir seinen Blick auf alle unsere Lebenserfahrungen zulassen. Wenn wir einmal im Himmel sein werden, dann wird alles geheilt sein. Dann wird es nicht so sein, dass bestimmte Jahre aus unserer Erinnerung ausgelöscht sind, dann gehört alles zu uns, und die Wunden sind geheilt. Sie sind wie Narben, die nicht mehr wehtun, die man aber sehen kann. Sie gehören zu uns, weil Jesus sie angenommen hat. 

Gebet: 
Jesus, du siehst mich. Du siehst auch die Momente, wo ich gesündigt habe, wo ich gelitten habe. Ich danke dir für deinen liebenden Blick. Ich will mit dir alles anschauen in meinem Leben, ich will deine Worte hören, die du damals zu mir gesprochen hast, und ich will auch heute noch alle Heilung empfangen für mein ganzes Leben, für meine ganze Lebensgeschichte. 


Pastor Roland Bohnen  
www.tagesimpuls.org 
 

Roland Bohnen
Pfarrer-Kreins-Str. 2
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2 Kommentare:

  1. Ich blicke auf die Begegnung zwischen Jesus und Natanael und seine "direkte Berufung". Bin aber darüber erstaunt das er aus sich heraus sagt;  "Aus Nazaret,  kann von dort was Gutes kommen"?
    Trotz dieser Anmerkung sagt Jesus,  "da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit" . Ich finde es bemerkenswert, dass Jesus nicht auf die Anmerkung eingeht, sondern sie annimmt.  Wichtig scheint mir, dass Jesus auf den Menschen (auch auf uns) schaut. Ja, Jesus lässt auch unsere Zweifel, unsere Fragen und Ansichten zu, denn er möchte uns "berufen , aufrufen" zur Nachfolge.
    Ich frage mich;  bin ich bereit, so wie Natanael mich (unter dem Feigenbaum), auf der Straße, bei der Arbeit, in meiner  Konfortzone oder in meiner Familie finden zu lassen. Bin ich bereit dies alles zu verlassen und Jesus nachzufolgen um "Größeres" sehen zu können.
    Hl.Joseph, ich bitte um deine Fürsprache. Denn du hast Gottes Ruf angenommen, bist mit Zweifel und Fragen "ausgestiegen" aus deinem Alltag um "Größeres" zu schauen  (das Kind in der Krippe).  Bitte sprich auch mir MUT zu, den Ruf Gottes zu folgen.
    Amen 🙏

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  2. Von Reinhard Dismas

    Jesus wußte von Natanael, dass er vor deren Treffen unterm Feigenbaum gesessen hatte. Von einem traumatischen Erlebnis des Nathanael steht da nichts. Bei der schlichten und alltäglichen Art in der uns die Evangelien ansprechen, ist es eher wahrscheinlich, dass er  nur etwas im Schatten des Baums ausgeruht hat.  Wir sollten es sowieso vermeiden jeden Satz des Evangeliums mit Vermutungen zu befrachten, die im Grunde nur unsere ganz persönliche Sicht bestätigen sollen. Nehmen wir doch die Frohe Botschaft, so wie sie von den Evangelisten aufgeschrieben wurde. Da steht nämlich, dass Philíppus seinem Freund Nathanael traf und ihm von Jesus erzählte. Er beließ es aber nicht beim Reden. Er nahm seinen skeptisch Freund sozusagen bei der Hand und brachte ihn zu Jesus, damit beide miteinander reden konnten.
    Ist dies nicht ein wunderbares Beispiel dafür, dass Jesus zwar das Leben eines jeden Menschen immer aufmerksam beobachtet, aber unser bedarf, seiner Nachfolger,  um diese Menschen zu ihm zu bringen. Es ist unsere vornehmste Aufgabe als Christen, die Menschen, die noch nicht bei ihm sind anzusprechen und einzuladen zu ihm zu kommen.

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