Dienstag, 14. Dezember 2021

Aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. (Mt 21,32)

03 Adventswoche  Dienstag

EVANGELIUM

Mt 21, 28-32


In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und zu den Ältesten des Volkes:
28Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
29Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
30Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
31Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
32Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.


Tagesimpuls:

Aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.  (Mt 21,32) 

Ich habe dieses Evangelium oft missverstanden. Ich war davon ausgegangen, dass es Jesus hier um Werke geht. Und dann hat es mir ein schlechtes Gewissen gemacht, weil ich einerseits im Gebet Ja sage zu Jesus, dann aber andererseits meine menschliche Schwäche erlebe, in der ich nicht konsequent so lebe, wie es im Sinne Jesu wäre. Aber nun sehe ich, dass es Jesus hier um den Glauben an ihn geht, nicht um Werke. Die Zöllner und Dirnen, die zu ihm umgekehrt waren, sind vermutlich nicht über Nacht zu vollkommenen Heiligen geworden. Ich vermute, dass sie auch nach ihrer Umkehr zu Jesus noch manche menschliche Schwäche hatten. Paulus bestätigt dies in Römer 7, obwohl er doch von einer gewaltigen Umkehr zu Jesus Zeugnis gibt. 

Aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.

Es geht also nicht in erster Linie darum, dass wir im Gebet einerseits unser ehrliches Ja zu Jesus sprechen, andererseits aber immer wieder mit unserer Schwachheit konfrontiert sind. Es geht vielmehr darum, ob wir an Jesus glauben. Die Pharisäer sind Menschen, die nur äußerlich Werke der Frömmigkeit vollziehen, aber nicht an ihn glauben. Daher sprechen wir immer davon, dass man als Christ eine persönliche Beziehung zu Jesus haben muss. Die wächst aber nur, wenn man sich Zeit zum Gebet, zur Zwiesprache mit ihm nimmt. Das geschieht auch, indem man die Sakramente mit Jesus feiert, denn sie dienen zu unserer Vereinigung mit ihm. 

Aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.

Das alles ist aber eine Herzenssache. Wenn ich Sakramente nur äußerlich mitfeiere und nicht mit dem Herzen, dann können sie sogar trennend wirken, wie eine Pflichterfüllung mit denen ich mich gegenüber Gott abgrenze, mich von ihm distanziere. Die Haltung wäre dann: „Ich habe meine Pflicht erfüllt, jetzt lass mich auch bitte in Ruhe!" Das wäre eine Pharisäer-Haltung. Das wäre der Typ, der äußerlich zu Jesus Ja sagt, aber innerlich nicht wirklich eine Beziehung zu ihm anstrebt. Das wäre der Sohn, der Ja sagt, es aber nicht tut. Es geht also darum, dass man nicht nur äußerlich Formen der Frömmigkeit erfüllt, sondern dass man wirklich an Jesus glaubt, eine echte Beziehung zu ihm hat. 

Aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.

Ich mache es immer daran fest: Glaube ich wirklich so an Jesus, dass er mein Retter ist in allen Situationen? Oder vertraue ich doch immer wieder nur auf menschliche Kraft? Vertraue ich ihm wirklich alle Angelegenheiten an? 

Gebet: 
Jesus, ich will nicht nur ein Christ sein, sondern wirklich an dich glauben, dir in allem vertrauen. Ich will nicht nur dem Namen nach Christ sein. Hilf mir, dass mein Herz immer mehr mit dir verbunden ist. Lass mich sein wie der Sohn, der wirklich deinen Willen erfüllt. 


Pastor Roland Bohnen  
www.tagesimpuls.org 
 

Roland Bohnen
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2 Kommentare:

  1. Krass! Jesus, man kann sich so scheint es nicht auf alle und jeden Menschen verlassen.   Und, wer dies einmal im Leben erfahren hat, ( ob in der Ehe, in der Familie, am Arbeitsplatz oder im gesellschaftlichen Leben) weiß wie weh Enttäuschung tun.
    Doch steht in der Bergpredigt / Mt.5,37
    "Eure Rede sei: , euer Ja sei ein ja, euer nein sei ein nein".  
    Jesus, wie siehst DU mich  in Deinen Augen...bin ich jemand dem ein "Nein" reut, und doch "umkehrt". Oder bin ich ein "Ja-sager" der nur "Sprüche kloppt" und doch nicht Wort hält?
    Passen mein Tun und Handeln im Einklang mit Deinem Willen, oder begehe ich "Wortbruch".
    Hl Johannes vom Kreuz, bitte sei mir heute ein Fürsprecher am Throne meines Herrn Jesus Christus. Hilf mir in meiner Ehrlichkeit und Liebe zum Herrn zu wachsen, damit mein JA - ein JA für Gottes liebendes Wort ist, und ich nicht durch ein falsches Wort,  meinen Gott oder meinen Nächsten enttäusche. Amen

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  2. Von Reinhard Dismas

    Durch eine eher spirituell ehöhte Auslegung läuft man Gefahr den sehr bodenständigen einfachen Sinn aus den Augen zu verlieren. So geht es hier schlicht um die ganz enfache Nachfolge Christi und eine generelle Kritik an die selbstgefälligen ' frommen ' Synagogen Besucher und ihre Anführer, die Pharisäer. Es geht Jesus diesmal nicht darum, wie genau man ihm nachfolgt, sondern, dass man ihm überhaupt Folge leistet. Schließlich sagt er ja auch nichts darüber wie gut der zweite Sohn die Arbeit im Weinberg erledigt hat. Sehr wahrscheinlich mehr recht als schlecht, so wie auch die Zöllner und Dirnen auf Jesus hörten und wie auch meist unser eigenes Leben abläuft. Entscheident aber ist, sie folgten Jesus nach. Sie waren nicht selbstgefällig und scheinheilig. Eine Gefahr auch für uns ' fromme ' Christen und unsere Amtskirche. Denn auch die Juden gingen jeden
    Sabbat pünktlich zum feierlichen Gottesdienst, zelebrieren mit großem Aufwand ihre Rituale und Feste, sprachen und sangen feierlich : "Ja, Ja, Ja". Als es aber drauf ankam schrien sie: "Ans Kreuz mit ihm!"

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