Mittwoch, 17. November 2021

Es meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. (Lk 19,11)

33 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,11-28

In jener Zeit meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis.

Er sagte: Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde zu erlangen und dann zurückzukehren.

Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie Geld im Wert von zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme.

Da ihn aber die Einwohner seines Landes hassten, schickten sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann unser König wird.

Dennoch wurde er als König eingesetzt. Nach seiner Rückkehr ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte.

Der erste kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine zehn Minen erwirtschaftet.

Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden.

Der zweite kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine fünf Minen erwirtschaftet.

Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen.

Nun kam ein anderer und sagte: Herr, hier hast du dein Geld zurück. Ich habe es in ein Tuch eingebunden und aufbewahrt;

denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist: Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.

Der König antwortete: Aufgrund deiner eigenen Worte spreche ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin? Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe?

Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können.

Und zu den anderen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm das Geld weg, und gebt es dem, der die zehn Minen hat.

Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn.

Da erwiderte er: Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.

Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her, und macht sie vor meinen Augen nieder!

Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem hinauf.



Tagesimpuls:

Es meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen.   (Lk 19,11) 

Auf der einen Seite verkündet Jesus, dass wir uns immer bereit halten sollen für das Wiederkommen des Bräutigams. Hier dagegen sagt er, dass das Reich Gottes noch nicht sofort kommt. In Wirklichkeit ist das kein Gegensatz, aber es sind unterschiedliche Akzentsetzungen. Hier kommt wieder das ins Spiel, was ich vor einigen Tagen zum Thema „Geheimnis" gesagt habe. Es gibt Sachverhalte,  die wir nicht verstehen können, die man nur ausdrücken kann, indem man unterschiedliche (scheinbar widersprüchliche) Aspekte betont. 

Es meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. 

In dem Gleichnis kommt sogar die Abwesenheit des zukünftigen Königs zum Ausdruck. Das ist etwas, was wir auch erleben. Jesus ist in den Himmel aufgefahren. So sehr wie wir auch seine Nähe erfahren können durch den Heiligen Geist, durch die Eucharistie, durch die Kirche, so sehr ist es doch wahr, dass wir unter einer gewissen Abwesenheit Gottes leiden. Wir sehnen uns nach der Zeit, wenn der Bräutigam wiederkommt, wenn er wieder unter uns ist. Dann ist das Reich Gottes da. 

Es meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. 

Für diese Zeit der gefühlten Abwesenheit – ich möchte Jesus nicht Unrecht tun, denn er ist ja bei uns – gibt uns Jesus dieses Gleichnis auf den Weg. Wir sollen mit unseren Talenten wirtschaften. (Hier bei Lukas heißen die Talente Minen.) Hier wird wieder unsere Aktivität betont, ähnlich wie gestern und vorgestern: Bartimäus schreit laut gegen alle Widerstände, Zachäus klettert auf den Baum und riskiert sich lächerlich zu machen. Wir Menschen müssen etwas tun. Hier sind es die Minen, mit denen wir wirtschaften sollen. Wir sollen unsere Talente nicht vergraben. 

Es meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. 

Einer in unserem Gleichnis hat das nicht gemacht, er hat seine Talente vergraben. Sein Grund war Angst. Können wir das nicht alle nachvollziehen? Hier sehen wir, was der größte Feind des Reiches Gottes ist: Die Angst. Ich denke, jeder hat sie, auch der Mutigste. Aber der eine ist bereit, trotz der Angst etwas zu machen, und der andere lässt sich von der Angst lähmen. Ich möchte keinen Menschen beschuldigen oder verurteilen, der von seiner Angst gelähmt ist. Wir wissen nicht, wie schlimm das sein kann, und es gibt Menschen, die scheinbar nicht herauskommen können aus der Dunkelheit. Ich möchte nur sagen: Das große Ziel ist es, die Angst zu überwinden. Wir werden vermutlich nicht an einen Punkt kommen, wo die Angst nicht mehr da ist. Jesus hat sie gespürt, zumindest in Getsemani. Aber das Ziel ist es, dass wir trotz der Angst lieben, dass die Angst uns nicht mehr blockiert. Menschen, denen es sehr schlecht geht, brauchen da unsere Gebete und viel Unterstützung. Aber egal wie klein die Schritte sind, die jeder doch gehen kann, wenigstens diese kleinen Schritte sollen wir gehen, damit die Angst uns nicht so sehr blockiert, damit die Liebe in uns fließen kann. 

Gebet: 
Jesus, das Reich Gottes erscheint noch nicht sofort. Wir sollen in dieser Zeit mit unseren Talenten wirtschaften. Die Angst will uns immer daran hindern. Aber wir versuchen trotzdem, zu lieben, so gut es geht. Wir wollen unsere kleinen Schritte machen. Danke, dass du uns immer beistehst. Danke, dass du uns die Richtung zeigst, auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind. Danke, dass du uns zeigst, wer unser größter Feind ist. Jesus, mit deiner Hilfe werden wir die Angst immer wieder überwinden und unsere Talente zum Einsatz bringen. 


Pastor Roland Bohnen  
www.tagesimpuls.org 
 

Roland Bohnen
Pfarrer-Kreins-Str. 2
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pastor.bohnen@kirche-selfkant.de
www.kirche-selfkant.de

1 Kommentar:

  1. Herr, Jesus,   
    ich vertraue und werde mich bemühen ! 
    TAG um Tag !
    (egal wie es auch verlaufen mag)
    Doch, was ich mit deinen Gaben tun kann,  werde ich bestmöglichst tun ( auch wenn ich ins stolpern gerate).
    Ich setze es ( die Gaben /  mich ) ein,
    zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen.
    Amen 🙏

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