Donnerstag, 16. September 2021

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. (Lk 7,47)

24 Woche im Jahreskreis     Donnerstag

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,36-50

In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch.

Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl

und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.

Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist.

Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister!

Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.

Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?

Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht.

Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet.

Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst.

Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.

Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe.

Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.

Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?

Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!



Tagesimpuls:

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat.   (Lk 7,47) 

Weil der Sünderin mehr vergeben worden ist, liebt sie mehr. Weil sie mehr liebt, wird ihr vergeben. Ich vermute, Jesus will hier einen Kreislauf darstellen, von dem man nicht sagen kann, was am Beginn steht. Ich denke an die Frage, was eher war, das Huhn oder das Ei. Wer Jesus mehr liebt, dem wird mehr vergeben. Aber wem mehr vergeben wird, der liebt auch mehr. 

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. 

Es ist wohl interessant, zu erkennen, dass man mehr oder weniger vergeben bekommen kann, ähnlich wie man mehr oder weniger stark lieben kann. Die Liebe ist der unendlichen Steigerung fähig, da gibt es nicht nur Ja oder Nein, sondern ein immer mehr. Und bei Vergebung scheint es ähnlich zu sein. Kann das der Grund sein, warum wir immer wieder beichten gehen, ohne das sich scheinbar viel ändert? Es gibt bei Reue, Liebe und Vergebung eine Steigerung. Man kann also sehr intensiv oder sehr oberflächlich Buße tun. 

Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. 

Wenn das so ist, dann müssten wir uns nicht nur eine intensive Liebe wünschen, sondern auch eine intensive Buße, eine intensive Reue, eine intensive Vergebung. Oft wird gesagt, beim Glauben würden die Gefühle keine Rolle spielen. Aber dieser Standpunkt scheint mir gefährlich zu sein. Wir wollen uns und unsere Mitchristen nicht zur Oberflächlichkeit ermutigen. Es ist etwas anderes, ob jemand unter Tränen eine Sünde beichtet, oder ob jemand – fast routinemäßig – zum Beichten geht, ganz zu schweigen davon, dass viele gar nicht sakramental beichten. In den Augen Jesu und auch in unserem eigenen Erleben gibt es da gewaltige Unterschiede. Geben wir uns nicht mit der Oberflächlichkeit zufrieden! 

Gebet: 
Jesus, bei mir läuft vieles viel zu oberflächlich. Ich finde mich sehr viel in dem Pharisäer wieder. Ich beichte nicht unter Tränen meine Sünden. Jesus, dein Heiliges Evangelium weckt in mir die Sehnsucht, tiefer zu gehen mit dir. Hilf mir, mehr zu lieben, mehr zu bereuen, intensiver umzukehren, so wie die Sünderin. 


Pastor Roland Bohnen  
www.tagesimpuls.org 
 

Roland Bohnen
Pfarrer-Kreins-Str. 2
52538 Selfkant Süsterseel 
Telefon 02456 - 3627  
Fax 02456 - 3019
pastor.bohnen@kirche-selfkant.de
www.kirche-selfkant.de

1 Kommentar:

  1. Jesus, nur DU, in der Dreifaltigkeit Gottes, kennst die "Herzen"aller Menschen.

    Ich kenne weder den Namen der Frau, noch ihren Glauben, oder den Wohnort oder ihren Lebensstil.
    Ich sehe nur, dass sich Dir eine Frau nähert.

    Wenn ich nun in der Kirche bin, dann kommen viele Menschen und beten, lobsingen und preisen Dich. 
    Ich "ertappe"  mich gerade dabei, dass ich womöglich manchmal ein "bisschen pharisäisch denke"... z.B.  ...was ist das für eine Person,   wie läuft die denn rum,  kann die sich nicht benehmen, was tut die denn da gerade...usw. 
    Ich stelle fest, dass ich mit meinem Verhalten "schlechter vor Dir stehe" als die fremde Person.

    So wie die Frau im Evangelium,   so ist jeder Mensch und so kommt jeder Mensch,  ganz persönlich und  "eigen - artig" vor DIR.  DU lässt ihre "Handlung" zu und erfreust dich daran,  denn durch ihr Handeln, öffnet sie ihr Herz, somit kannst du ihr deine "vergebende Liebe" schenken.
    JESUS,  auch ich möchte jetzt zu DIR  kommen,  so wie ich bin.  Amen 🙏

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