Mittwoch, 28. August 2019

Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten… (Mt 23,30)

21 Woche im Jahreskreis     Mittwoch

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 23,27-32

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung. 

So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz. 

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten 

und sagt dabei: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Tod der Propheten schuldig geworden. 

Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. 

Macht nur das Maß eurer Väter voll!

 

 

Tagesimpuls:

 

Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten…  (Mt 23,30)

 

Die Fehlhaltungen, die Jesus bei den Pharisäern anklagt, findet man zu allen Generationen, auch heute. Meine Mutter zum Beispiel, die die Zeit des Nationalsozialismus nur als Kind miterlebt hat, stellt fest, wenn die Menschen heute so schlau daherreden, dass man damals mehr Zivilcourage hätte aufbringen müssen und Widerstand hätte leisten müssen. Das ist dieselbe Selbstgerechtigkeit wie bei den Pharisäern: „Wenn wir damals gelebt hätten, wir hätten es besser gemacht." Man übersieht die Angst, in der die Menschen damals alle gelebt haben. Und ob alle die, die heute so schlau reden, es wirklich besser gemacht hätten, ist äußerst fraglich.

 

Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten…

 

Das war nur ein Beispiel. Aber ich sehe es immer wieder, dass wir uns selbstherrlich von den Fehlern vergangener Generationen distanzieren. Dann frage ich mich, wie es denn gewesen wäre, wenn wir selber die ersten Menschen, Adam und Eva, gewesen wären. Wir hätten nicht gesündigt, wir hätten es besser gemacht, so meinen wir. Aber ist das wirklich so? Können wir Adam und Eva anklagen und uns über sie überheben? Sehr viele denken auch, sie würden alles besser machen als ihre Eltern. Aber ist das so? Sind wir wirklich besser?

 

Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten…

 

Müssen wir nicht vielmehr demütig eingestehen: Wir sind nicht besser als unsere Väter. Unsere Väter haben gesündigt, und wir haben gesündigt. Wir sind alle in einem Boot. Jesus hat sich nicht über die Menschen erhoben, sondern er hat ihre Sünden auf sich genommen. Ich finde, wir können versuchen, mit Jesus in einer Haltung der Sühne zu leben, statt zu sagen, „wir sind besser", können wir gemeinsam die Verantwortung übernehmen für unsere Welt, für unser Leben, für unsere Mitmenschen, auch für unsere Sünden. Wir können in einer Haltung der Buße leben und Buße tun für unsere Sünden, für unsere eigenen und für die unserer Väter und unserer Mitmenschen. Das wäre die Haltung Jesu. Dann sind wir nicht überheblich, sondern solidarisch und demütig. Vielleicht kann man es auf einen ganz einfachen Satz zusammenfassen: Fehler ausbügeln helfen statt Fehler anzuprangern. Ich muss an ein Fußballspiel denken. Wenn einer einen Fehler macht. Was wäre, wenn dann alle auf ihn schimpfen und ihn anklagen würden. Nein, sie alle helfen, den Fehler wieder gutzumachen, sonst kann man das Spiel nicht gewinnen.

 

Gebet:

Jesus, ich ertappe mich auch dabei, dass ich immer wieder denke: „Ich hätte das besser gemacht." So erhebe ich mich über andere. Hilf mir, in deiner Haltung zu leben, solidarisch mit allen Menschen. Hilf mir, dass ich mich bemühe, meine Fehler und die Fehler anderer wieder auszubügeln durch Gebet und Buße. Ich will mich nicht gegen die anderen stellen oder für etwas Besseres halten, sondern mit ihnen gemeinsam den Lebensweg gehen.

 

 

Pastor Roland Bohnen 

www.tagesimpuls.org

 

 

 







Roland Bohnen
Pfarrer-Kreins-Str. 2
52538 Selfkant Süsterseel 
Telefon 02456 - 3627    
Fax 02456 - 3019


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