Donnerstag, 5. Oktober 2017

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! (Lk 10,4)

26 Woche im Jahreskreis – Donnerstag

 

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,1-12.

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.
Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.
Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs!
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!
Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.
Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!
Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt.
Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft:
Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe.
Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.

 

Tagesimpuls:

 

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!  (Lk 10,4)

 

Viele machen sich Sorgen über die Zukunft der Kirche. Kirchengebäude müssen aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft geschlossen werden, weil das Geld für die Unterhaltung fehlen wird oder jetzt schon fehlt. Durch den Priestermangel erleben wir schon seit Jahren große Strukturveränderungen. Und da Menschen an den gewohnten Strukturen hängen, klagen sie und sehen die Zukunft der Kirche düster. Aber um all das geht es nicht, wenn wir als Christen leben wollen. Jesus sagt es uns. Wir sollen nichts mitnehmen, wir brauchen nichts. Vielleicht mit einer Ausnahme, wir brauchen eine Bibel. Und der Priester braucht einen Teller, einen Kelch und etwas Brot und Wein. Wenn wir das haben, dann haben wir alles, was wir brauchen, um als Christen zu leben. Braucht Jesus Kirchengebäude als „Wahrzeichen" des christlichen Glaubens, um eine Ausstrahlung in unsere Gesellschaft haben zu können? Könnte es vielleicht sogar schon bald das Gegenteil in unserer Gesellschaft bewirken, dass die säkularisierten Menschen davon abgestoßen werden und denken: „Wieso muss die katholische Kirche unbedingt den höchsten Turm in unserem Ort haben?" Dass es uns sogar als Unbescheidenheit ausgelegt und als unpassend für die Kirche angesehen wird? Will unsere säkulare Gesellschaft nicht vielmehr eine bescheidene Kirche, ohne viel Besitz? Und was will Jesus? Will Jesus, dass wir um jeden Preis alle Gebäude und all unseren Besitz erhalten? Oder will Jesus vielleicht auch ein sehr bescheidenes Auftreten der Christen in der Zukunft unserer Gesellschaft?

 

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!

 

Also was brauchen wir wirklich, um das Evangelium zu leben? Ist das Festhalten an Gewohnheiten schon christliches Leben? Ist es vielleicht nicht viel mehr christliches Leben, wenn wir statt der Zersplitterung in viele Gottesdienstorte alle zusammen kommen in einer großen und schönen Feier? Wäre es vielleicht mehr in Jesu Sinn, wenn wir uns die Mühe machten, uns auf den Weg zu machen zu einer großen Gemeinschaft, die dann auch eine große Ausstrahlung hätte? Im Urlaub traf ich eine Familie aus Singapur. Sie erzählten, dass in ihrer Gemeinde (freikirchlich) 20.000 Menschen jeden Sonntag zum Gottesdienst zusammenkommen. Alle sind in Hauskreisen organisiert, also in kleinen christlichen Gemeinschaften, aber am Sonntag treffen sie sich alle in der großen Gemeinschaft. Diese Gemeinde hat eine große Ausstrahlung. Ich bin sicher, dass die meisten dort nicht zu Fuß kommen, sondern mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen.

 

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!

 

Um als Christen zu leben, um Kirche zu sein, brauchen wir nur sehr wenig, eigentlich fast nichts. Es kommt auf das Leben an, nicht auf die Strukturen. Die ersten Christen haben sich zu Hause getroffen, erst später wurden dann Kirchen gebaut. Wer als Christ leben will, der kann das jederzeit in vollem Umfang tun. Der muss nicht darauf warten, dass ihm irgendwelche Strukturen geschaffen werden, die die  notwendige Voraussetzung für sein christliches Leben wären. Nein, jeder kann damit anfangen, als Christ zu leben, ohne sich durch irgendetwas daran hindern zu lassen, egal wo eine Kirche steht, egal wo ein Gottesdienst gefeiert wird. Zum echten Christsein gehört es wesentlich dazu, dass man keine Mühe scheut, um einen Gottesdienst zu erreichen, gleich in welchem Ort er gefeiert wird.

 

Gebet:

Jesus, ich danke dir, dass wir nicht viel mitnehmen müssen, dass wir fast gar nichts brauchen, um als Christen leben zu können. Du machst die Verkündigung des Evangeliums nicht von großen Strukturen abhängig. Hilf uns, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, dass wir dir nachfolgen. Hilf uns, dass wir bereit sind, auf Gewohnheiten zu verzichten, wenn sie uns daran hindern, dein Evangelium zu leben. Hilf uns, dass wir so leben, dass deine Kirche wieder eine größere Ausstrahlung bekommt.

 

 

Pastor Roland Bohnen

 

 

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