Samstag, 7. Januar 2017

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. (Mt 3,13)


TAUFE DES HERRN

Fest

 

EVANGELIUM

Mt 3, 13-17

In jener Zeit

13kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

14Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?

15Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

16Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.

17Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

 

 

Tagesimpuls:

 

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. (Mt 3,13)

 

In diesem Akt erniedrigt sich Jesus. Er erniedrigt sich sogar in einer Weise, wie er es nicht müsste. Fast geht er bis an die Grenze, dass sein Verhalten nicht mehr wahrhaftig wäre. Es ist wirklich wie wenn einer, der ein Vergehen nicht begangen hat, die Schuld auf sich nimmt. Dann müsste man ihm sagen: „Das ist doch nicht wahr!" Auch bei Jesus müsste man sagen: „Das ist doch nicht wahr! Du bist doch kein Sünder! Du musst nicht getauft werden!" Und das sagt ja auch Johannes. Aber Jesus erniedrigt sich. Er tut so, als wäre er ein Sünder, obwohl er nie eine Sünde begangen hat.

 

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

 

Jesus hätte ja auch predigen können: „Ich bin der Sohn Gottes, ihr müsst an mich glauben!" Oder er hätte Wunder wirken können, damit alle an ihn glauben. Aber das tut er nicht. Er erniedrigt sich. Er tut so, als wenn er ein Sünder wäre. Wir möchten ihm zurufen: „Jesus, du schadest deinem Image! Wie sollen die Leute nachher glauben, dass du der Sohn Gottes bist, wenn du dich taufen lässt wie ein Sünder!" Aber dann kommt die überraschende Wendung. Gott bestätigt Jesus vor aller Augen und Ohren. Während Jesus sich erniedrigt hat, wird er von Gott erhöht. Gott selber sorgt dafür, dass die Menschen erkennen, dass er der Sohn Gottes ist. Jesus muss sich nicht beweisen. Er muss nichts darstellen. Er muss nicht auf sein Image achten. Jesus vertraut darauf, dass Gott ihm zu gegebener Zeit Recht geben wird. Gott bestätigt ihn als seinen Sohn, darum muss sich Jesus selber gar keine Sorgen machen.

 

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

 

Ich habe diese Lektion noch nicht gelernt. Ich will immer noch die Menschen überzeugen, ich will irgendwie Recht bekommen, dass das, was Gott mir ans Herz gelegt hat, der richtige Weg ist. Viele Menschen verstehen das nicht, und ich strampele mich ab, um sie irgendwie doch davon zu überzeugen. Wie wäre es, wenn ich mich stattdessen erniedrigen würde? Wenn ich die Kontrolle über meine Überzeugungsversuche – die ja ohnehin kaum etwas einbringen – abgeben würde? Wenn ich das Überzeugen einfach Gott überließe? Das wäre wahrhaftig ein ganz neuer Lebensstil! Ich wäre viel näher bei den Menschen, würde ihnen nicht ständig das Gefühl geben, dass sie noch keine guten Christen sind, weil sie das noch nicht verstehen, was mir wichtig ist. Ich würde einfach mit den Menschen leben, bei ihnen sein, ja, mich selbst verleugnen. Würde ich mich aber dann nicht „verbiegen"? Wäre das nicht unwahrhaftig? Aber was hat Jesus getan? Er hat nicht auf sein Recht gepocht, der Sohn Gottes zu sein. Er hat sich erniedrigt. So konnte Gott ihn erhöhen. Man muss auf das Ganze sehen. Wenn ich mich erniedrige, wenn ich meine Projekte, meine Gedanken, meine Vorstellungen, meine Erwartungen loslasse, alles in Gottes Hände lege, dann kann Gott wirken, dann kann er seine Ziele viel besser verwirklichen, als wenn ich an meinen Programmen festhalte. Doch! Es ist wahrhaftig, wenn ich so handele! Denn ich will, dass Gott so viel wie möglich durchkommt in dieser Welt, ich will ihm so viel Raum geben wie möglich. Und das geht am besten, wenn ich mich erniedrige.

 

Gebet:

Jesus, du hat uns eine große Weisheit vorgelebt. Sie ist kaum zu verstehen. Erst langsam entdecke ich, wie tief das ist. Zugleich ist es aber auch viel entspannter als das, was ich zur Zeit noch lebe. Du hast vollkommen losgelassen, du hast den Vater alles machen lassen, du hast dein Recht und deine Ehre in die Hände des Vaters gelegt. Jesus, bitte schenke mir einen Durchbruch zu diesem neuen Lebensstil, dass auch ich loslassen kann, mich selbst erniedrigen kann, ganz nah bei den Menschen sein kann, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass sie meine Ansprüchen nicht genügen. Und Gott, ich bitte dich, dass du dich dann offenbarst, wie du es bei der Taufe Jesu getan hast.

 

 

Pastor Roland Bohnen

 

 

 

 

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