Samstag, 2. Dezember 2017

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen. (Mk 13,34)

01 Sonntag im Advent

 

EVANGELIUM

Mk 13, 33-37

 

In jener Zeit, sprach Jesus zu seinen Jüngern:

33Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

34Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.

35Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.

36Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.

37Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

 

 

Tagesimpuls:

 

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen.  (Mk 13,34)

 

Aus unserer Kindheit kennen wir Situationen, wenn unsere Eltern verreist waren, und wir hatten „sturmfreie Bude". Wir hatten große Freiheiten, aber wenn unsere Eltern zurückkamen, dann musste alles in Ordnung sein, wir sollten nichts anstellen, worüber unsere Eltern böse sein könnten. Wir Kinder spürten, wir hatten dann eine Verantwortung, mit der wir gut umgehen mussten. So ähnlich klingt dieses Evangelium. Gott gewährt uns eine große Freiheit, er zieht sich zurück, wir können hier schalten und walten, aber wir haben eine Verantwortung.

 

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen.

 

Das Evangelium betont unsere Verantwortung hier auf Erden. Aber es hat auch etwas, was mir zunächst negativ erscheint. Warum zieht er sich zurück? Warum geht er auf Reisen? Warum lässt er uns allein? Dagegen gibt es auch andere Evangelien, wo Jesus sagt: „Ich bin immer bei euch", oder „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch."  Das ist ebenfalls eine Realität, derer wir uns als Christen immer bewusst sind. Aber es gibt eben auch diese gegenteilige Erfahrung, das Gefühl, von Gott allein gelassen zu sein, dass er eben nicht bei uns ist, wie ein Mann, der ganz weit weg ist im Himmel.

 

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen.

 

Warum also gibt es diese Spannung? Warum kann Gott nicht einfach immer spürbar bei uns sein, dass wir seine Nähe und Gegenwart immer genießen? Das Beispiel mit der „sturmfreien Bude" kann uns vielleicht auf die richtige Spur lenken. Die Eltern ziehen sich etwas zurück von den Kindern, nicht weil sie die Kinder nicht lieben würden, sondern sie geben ihnen mehr Verantwortung, sie lassen ihnen mehr Freiheit. Keiner wünscht sich als Mutter eine Glucke, die immer alles kontrolliert, die ihre Kinder „überbeschützt" – in der Psychologie spricht man von „over-protection". Gott gibt uns Freiheit und Verantwortung, er gängelt uns nicht, er bedrängt uns nicht. Das ist die positive Seite, so kann man es zumindest besser akzeptieren, dass wir ihn oft so zurückgezogen erleben. Und dann können wir inneren Frieden finden, indem wir Gott so akzeptieren, wie er ist, und ihm nicht mehr vorschreiben wollen, wie er zu sein hätte, wie wir ihn uns wünschen. Er ist eben zugleich der, der immer bei uns ist, und der, der uns in große Freiheit und Verantwortung entlässt. Und wenn er uns so behandelt, dann ist das für uns auch das Beste, darauf dürfen wir vertrauen.

 

Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen.

 

Leben wir also in dieser Verantwortung! Zeigen wir ihm, dass wir damit umgehen können! Und wenn er dann plötzlich wieder kommt, dann soll er unsere Wohnung aufgeräumt vorfinden, damit er noch mehr stolz auf uns sein kann.

 

Gebet:

Jesus, ich kann nicht sagen, dass ich nicht darunter leiden würde, dass du dich zurückziehst. Vielleicht bin ich wie ein Baby, dass sich noch mehr nach deiner Nähe sehnt. Ich kann dein Verhalten aber verstehen, und ich will mich meiner Verantwortung würdig erweisen. Ich bitte dich aber trotzdem, lass mich oft deine Nähe und dein Wirken erleben! Ich bitte dich noch mehr als für mich für die Menschen, die noch nicht glauben können: Lass sie deine Nähe und dein Wirken erfahren. Begleite unser Leben mit deiner Gnade, und hilf mir, dass ich so lebe, wie es meiner Verantwortung als Christ entspricht.

 

 

Pastor Roland Bohnen

 

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