Donnerstag, 15. Dezember 2016

Was habt ihr denn sehen wollen? (Lk 7,24)

03 Woche im Advent – Donnerstag

‪Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk ‪7,24-30.
‪Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt?
‪Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die vornehm gekleidet sind und üppig leben, findet man in den Palästen der Könige.
‪Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten.
‪Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.
‪Ich sage euch: Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.
‪Das ganze Volk, das Johannes hörte, selbst die Zöllner, sie alle haben den Willen Gottes anerkannt und sich von Johannes taufen lassen.
‪Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen.


Tagesimpuls:

Was habt ihr denn sehen wollen? (Lk 7,24)

Als die Menschen in die Wüste hinausgingen, um Johannes den Täufer zu sehen, da hatten sie eine bestimmte Erwartung. Aber diese Erwartung kann auch eine innere Festlegung sein, die einen daran hindert zu glauben. Deshalb macht Jesus uns diese innere Erwartung durch seine Frage bewusst. Man könnte seine Frage umschreiben: „Was muss denn passieren, damit du glaubst? Wie muss denn ein Glaubensbote aussehen, damit du ihn akzeptieren kannst? Wie müsste die Kirche denn sein, damit du ihre Botschaft annehmen kannst?“ Unsere Erwartungen sind vielleicht manchmal so eng, dass niemand sie erfüllen kann. Und damit versperren wir uns selber den Weg zum Glauben. 

Was habt ihr denn sehen wollen?

Manche Menschen erwarten vielleicht eine perfekte Kirche. Aber der Haken daran ist: Sollten sie irgendwann wirklich diese perfekte Kirche finden, und sollten sie dann dieser Kirche beitreten – in diesem Moment wäre sie dann nicht mehr perfekt! Viele erwarten auch eine Predigt, die genau das bestätigt, was sie sowieso schon denken. Es darf nichts gesagt werden, was mich irgendwie herausfordert oder gar zur Umkehr auffordern könnte. Wenn der Pastor etwas predigt, was mir nicht gefällt, dann sage ich: „Das ist eine Sekte. Das ist ja völlig weltfremd, das ist ja völlig übertrieben.“ 

Was habt ihr denn sehen wollen?

Erlauben wir Gott, dass er anders ist, als wir es erwarten, als wir es uns in unserem Verstand zurecht gelegt haben! Legen wir Gott nicht durch unsere Erwartungen fest! Genau das ist Vertrauen! Wenn ich sowieso alles verstehe, dann muss ich nicht vertrauen. Vertrauen beginnt da, wo ich etwas noch nicht verstehe, aber es trotzdem tue. So muss ich mich immer wieder herausfordern lassen von der Botschaft Christi. Ich darf sie nicht einfach mit meinen Erwartungen vergleichen und dann nur das annehmen, was mir gefällt. Ich muss mich über meinen Horizont hinausführen lassen, der Botschaft nachspüren, die größer ist als ich, und in diesem vertrauensvollen Nachspüren erschließt sich mir das, was mir zuvor noch fremd oder nicht richtig erschien. Es hat damit zu tun, dass Jesus unser Herr ist, und wir sind nicht Herr über ihn. 

Gebet: 
Jesus, ich danke dir für deine Botschaft. Ich danke dir, dass du uns einlädst zu Vertrauen. Hilf mir, dass ich mir nicht selber im Weg stehe durch meine Erwartungen! Lass mich fest auf dich vertrauen, auch wenn ich nicht alles verstehe. Lass mich immer akzeptieren, dass du größer bist, dass du der Herr bist, und dass ich mich nach dir richten muss, nicht du nach mir. 


Pastor Roland Bohnen 


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