03 Woche im Advent – Freitag
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Jn 5,33-36.
In jener sprach
Jesus zu den Juden: Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat für die Wahrheit
Zeugnis abgelegt.
Ich aber nehme von
keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet
werdet.
Jener war die
Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeitlang an seinem
Licht erfreuen.
Ich aber habe ein
gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir
übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe,
legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat.
Tagesimpuls:
Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an. (Joh 5,34)
Johannes der Täufer
hat gepredigt, dass Jesus der Messias ist. Das heißt aber nicht, dass Johannes
größer ist als Jesus. Johannes hat es immer betont: Jesus ist deutlich größer
als er. Johannes ist nicht wie ein Lehrer, der das Recht hätte, Jesus die Note
„Sehr Gut“ zu erteilen. Und vor allem, selbst wenn er es tun würde, dann würde
das nicht bedeuten, dass er Jesu Lehrer wäre. Jesus nimmt von keinem Menschen
eine Beurteilung an. Jesus steht über allen Beurteilungen. Er selber ist der
Maßstab für alles. Es gibt nicht ein höheres Gesetz, dem Jesus entweder
entsprechen oder nicht entsprechen würde. Jesus selber ist das Gesetz. Von ihm
gehen alle Maßstäbe aus. Das, was Menschlichkeit bedeutet, wird von Jesus
definiert und von keinem andern.
Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an.
Das führt uns zu der
Frage von Gestern, ob wir Jesus als unseren höchsten Maßstab, unseren höchsten
Gesetzgeber annehmen. Oder stellen wir unsere Meinung über Jesus, versuchen wir
Jesus in den Horizont unserer Meinungen und Erwartungen einzubiegen? In gewisser
Weise muss jeder Mensch lernen, loszulassen von einem festhaltenden Denken. Immer
wieder sind wir in der Gefahr, dass wir unser eigenes Denken über Jesus
stellen. Wir müssen lernen unsere eigenen Erwartungen und Maßstäbe loszulassen
und ganz auf Jesus zu vertrauen.
Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an.
Es wird immer wieder
passieren, dass Jesus uns etwas aus der Hand nimmt, damit wir lernen, auf seine
Wege zu vertrauen. Und dann dürfen wir die Lage nicht mit unseren eigenen
Gedanken beurteilen. Wir müssen immer wieder sagen: „Jesus, wie du es machst
ist es gut. Wie du willst, und nicht wie ich will.“ Jesus ist nie die Wahrheit,
die wir begreifen können, sondern er ist immer die Wahrheit, die uns
einleuchten will. Sie schenkt sich uns, wir können sie staunend annehmen und
auf uns einwirken lassen, aber wir können sie nicht begreifen. Wir können immer
nur hinter dieser Wahrheit hergehen, ihr nachfolgen, aber dabei werden immer
wieder Überraschungen kommen, solange wir leben. Wir können nie sagen: „Jetzt
habe ich es endlich kapiert, jetzt habe ich es erfasst.“
Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an.
Legen wir also auch
heute wieder unser Leben vertrauensvoll in die Hände Jesu! Seien wir dankbar,
dass er größer ist als wir, dass wir in ihm einen „großen Bruder“ haben, dem
wir uns anvertrauen können! Wenn er größer ist als wir, dann kann er uns auch
beschützen. Dann müssen wir nicht alles verstehen, nicht alles im Griff haben.
Er passt auf uns auf.
Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass wir uns dir
anvertrauen dürfen. Du bist Gott, du bist der Maßstab von allem. Ich will dich
nicht beurteilen, ich will mich nicht über dich stellen, Jesus. Du sollst mich
beurteilen, du sollst mir ein Zeugnis ausstellen, nicht ich dir. Und wenn ich
deine Wahrheit nicht verstehe, dann will ich sie wie Maria im Herzen bewahren
und darüber nachdenken. Aber ich will dir immer und in allem vertrauen.
Pastor Roland Bohnen
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