03 Woche im Advent – Mittwoch
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,18b-23.
In jener Zeit rief
Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich,
schickte sie zum
Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf
einen andern warten?
Als die beiden
Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt
und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen
andern warten?
Damals heilte Jesus
viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen
Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht.
Er antwortete den
beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde
sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen
auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.
Selig ist, wer an
mir keinen Anstoß nimmt.
Tagesimpuls:
Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört
habt. (Lk 7,22)
Immer wieder gibt es
Zeiten in unserem Leben, in denen wir die Liebe Gottes für uns selber nicht so
stark spüren. Für Johannes war es eine sehr große Prüfung seines Glaubens. Er,
der ein Mann wie ein Fels war, den scheinbar nichts erschüttern konnte, der
gewaltig predigte, der aus dem Brustton der Überzeugung Jesus als den Messias
verkündete, inspiriert durch prophetische Gewissheit, dieser Johannes fängt nun
an zu zweifeln, wo er im Gefängnis sitzt, im Verließ, in der Dunkelheit. Das
kann jedem von uns auch passieren, und ich glaube, viele kennen diese
Erfahrung, dass unser Glaube auf die Probe gestellt wird.
Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört
habt.
Die Antwort, die
Jesus gibt, ist für uns sehr wertvoll. Hier lernen wir, wie wir uns in solchen
Prüfungen zu verhalten haben. Nicht Selbstmitleid ist die Antwort, nicht auf
sich selbst und auf seine eigene missliche Lage schauen, sondern auf die
anderen. Vielleicht erlebe ich die Hilfe Gottes zur Zeit nicht. Aber irgendwo
auf der Welt gibt es Menschen, die jetzt gerade geheilt werden von Gott, die
jetzt gerade seine Hilfe erfahren. Und auf diese Menschen soll ich schauen.
Während ich dies schreibe, wird mir klar, dass auch für mich die schönsten und
stärkendsten Glaubenserlebnisse die sind, wo ich das Wirken Gottes in anderen
Menschen erleben darf. Eigentlich ist es mir nicht so wichtig, was ich selber
mit Gott erlebe, wenn ich nur erleben darf, dass andere seine Nähe finden,
seine Liebe entdecken, seine Hilfe erfahren. Das ist eigentlich alles, was ich
mir wünsche.
Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört
habt.
In der Antwort Jesu
steckt noch ein Zweites: „Geht und berichtet!“ Erzählt von Gott! Erzählt von
Glaubenserfahrungen, damit die Zweifelnden getröstet werden. Menschen, derer
Glaube gerade geprüft wird, müssen diese Zeugnisse hören. Und damit sie sie
hören, müssen sie erzählt werden. „Erzähl mir von Gott“, war der Titel eines
Hirtenbriefes des verstorbenen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle in den
Achtziger Jahren. Erzähl mir von Gott, das kann auch ein Motto für unseren
heutigen Tag werden. Ich soll aufmerksam die Glaubensgeschichten anderer hören,
Raum geben, damit Menschen erzählen können. Vor einigen Tagen erzählte jemand
in einer Gruppe bim Kaffeetrinken, dass er vor Jahren einen Herzinfarkt
erlitten und nur durch intensive Reanimierungsbemühungen überlebt hatte. Darauf
fragte ich ihn, ob er in dieser Zeit ein „Nahtoderlebnis“ gehabt hätte. Und er
bestätigte dies und erzählte von tiefen Glaubenserfahrungen, über die normalerweise
selten gesprochen wird. Durch meine interessierte Nachfrage konnte ich ein
Gespräch in Gang bringen, das einen sehr großen Tiefgang bekam und alle
Teilnehmenden sehr bereichert hat. Auf diese Weise können wir dem Erzählen von
Glaubenserfahrungen Raum geben, damit alle getröstet und besonders die
Zweifelnden gestärkt werden.
Gebet:
Jesus, ich danke dir für alle meine
Mitchristen, die meinen Glauben stärken. Lass viele Menschen auf der Welt deine
Liebe und Hilfe erfahren. Lass mich selber auch sehr viel von deiner Liebe und
Hilfe erfahren. Das größte Geschenk aber, das du mir machen kannst, ist, wenn
ich miterleben darf, wie andere Menschen zu dir finden, wie andere Menschen deine
Liebe erleben.
Pastor Roland Bohnen
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